Globalisierung galt lange als Schlüssel zu Effizienz und Schnelligkeit. Doch BMW zeigt mit dem Bau seiner neuen Batteriefabrik in Niederbayern: Es geht auch anders – und manchmal sogar besser. Mit einem klaren Bekenntnis zu regionalen Baupartnern setzt der Autobauer auf Nähe statt Netzwerk. Das Ergebnis: weniger Komplexität, mehr Tempo und ein erstaunlicher Wettbewerbsvorteil gegenüber der internationalen Konkurrenz.
Bauen mit lokalen Firmen? Das galt in vielen Branchen lange als teuer und schwerfällig. BMW beweist derzeit das Gegenteil. Beim Bau seiner neuen Batteriemontage in Irlbach-Straßkirchen holt sich der Hersteller keine globalen Generalunternehmer ins Haus, sondern setzt konsequent auf regionale Anbieter – mit überraschendem Effekt: Der Bau läuft nicht nur effizient, sondern auch schneller als bei vielen internationalen Wettbewerbern.
Lokale Lieferkette als Beschleuniger
Die Entscheidung, ausschließlich deutsche Unternehmen zu beauftragen – zwei Drittel davon aus Bayern – sorgt nicht nur für kurze Wege, sondern auch für reibungslose Abläufe. Statt monatelanger Vorlaufzeiten durch internationale Logistik kann BMW auf eine eingespielte, regionale Infrastruktur zugreifen.
Ein Drittel der Firmen stammt aus einem Umkreis von nur 100 Kilometern rund um das Werk. Das bedeutet: Baustellenbesprechungen finden persönlich statt, Nachbesserungen erfolgen binnen Stunden, nicht Tagen.
Was früher als Standortnachteil galt – nämlich die ländliche Lage – wird so zur Stärke: Es gibt weniger Abhängigkeit von globalen Lieferketten, weniger Sprach- und Zeitzonenprobleme, weniger Abstimmungshürden.
Strategiewechsel mit Signalwirkung
BMWs Vorgehen wirkt wie eine Rückbesinnung – und zugleich wie eine stille Kampfansage. In einer Zeit, in der asiatische Hersteller mit aggressiven Preisstrategien und Fertigungstempo auftrumpfen, zeigt das bayerische Unternehmen, dass auch Nähe ein Wettbewerbsvorteil sein kann.
Dabei geht es nicht nur um Bauzeit, sondern auch um Resilienz. Lokale Partnerschaften sind stabiler, leichter zu kontrollieren und ermöglichen schnellere Reaktionen bei Änderungen. Gerade in Zeiten von Lieferkettenunterbrechungen, Fachkräftemangel und geopolitischen Spannungen ist das ein unterschätzter Vorteil.
Nachhaltigkeit durch Regionalität
BMW denkt regional nicht nur bei der Bauplanung, sondern auch bei der Nachhaltigkeit. Der fruchtbare Oberboden des Baugrunds wurde nicht entsorgt, sondern sorgsam abgetragen und zur Rekultivierung umliegender Flächen verwendet. Anwohner konnten kostenlos Humus für den Garten abholen – ein kleiner, aber symbolischer Schritt in Richtung ökologischer Verantwortung.
Auch die Energienutzung vor Ort folgt dem Prinzip der Ressourcenschonung: Die Produktionshalle ist mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, die Abwärme wird über Wärmepumpen zurückgewonnen. Und anders als bei klassischen Montagewerken verzichtet BMW vollständig auf wasserintensive Prozesse.
Gegenmodell zu globalem Wettbewerb
Während chinesische Hersteller wie BYD in Ungarn ihre Werke mit einem Netzwerk internationaler Zulieferer aufbauen, verfolgt BMW einen entgegengesetzten Kurs. In Szeged ist der BYD-Baubeginn gerade angelaufen – BMW hingegen hat in Irlbach bereits mit der technischen Ausstattung begonnen.

Damit steht das niederbayerische Projekt exemplarisch für eine Strategie, die auf Effizienz durch Reduktion setzt: weniger Komplexität, weniger Risiko – dafür mehr Tempo, Kontrolle und Akzeptanz in der Region. © auto motor und sport