Die Ford-Werke GmbH erhält eine milliardenschwere Finanzspritze von ihrer Muttergesellschaft, der Ford Motor Company. Während das Unternehmen dies als wichtigen Schritt zur finanziellen Stabilisierung und Transformation des Europageschäfts wertet, sieht der Betriebsrat eine erhöhte Insolvenzgefahr für die deutsche Tochter.

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Laut einem Bericht der Automobilwoche vom 10. März 2025 äußerte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka erhebliche Bedenken bezüglich der finanziellen Zukunft von Ford in Deutschland. Die Ford Motor Company hat die bisherige Patronatserklärung zurückgezogen, die als eine Form der finanziellen Absicherung fungierte. Gruschka betonte: "Die Rücknahme der Patronatserklärung bedeutet, dass die Ford Motor Company ihrer deutschen Tochter den Insolvenzschutz durch das Mutterhaus entzieht." Damit sei eine Insolvenz der deutschen Ford-Werke GmbH in einigen Jahren nicht mehr ausgeschlossen, falls sich die wirtschaftliche Lage nicht signifikant verbessere.

Schuldenlast von neun Milliarden Euro

Die wirtschaftliche Situation der deutschen Ford-Werke ist angespannt. Laut Informationen aus dem Unternehmensumfeld, so die Automobilwoche, belaufen sich die Schulden auf rund neun Milliarden Euro. Gleichzeitig sind die Verkaufszahlen von Ford-Pkw in Deutschland rückläufig. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 wurden 812 Einheiten des Explorer und 279 Einheiten des Capri (siehe Fotoshow) neu zugelassen. Der Verbrenner-Focus kam auf 3.090 Einheiten, während der Kuga 2.532 Zulassungen verzeichnete.

Besonders problematisch sei, dass Ford sein europäisches Pkw-Geschäft über die deutsche Tochtergesellschaft abwickelt, während das profitablere Nutzfahrzeuggeschäft über die britische Tochter verbucht wird. Dies setzt die deutschen Werke weiter unter wirtschaftlichen Druck.

Proteste der Belegschaft

Die IG Metall reagierte umgehend auf die Entwicklung und rief zu einer Protestversammlung am 15. März 2025 auf. David Lüdke, Vertrauenskörperleiter der Ford-Werke in Köln-Niehl, sprach von einem "dreisten Manöver", um Druck auf den Betriebsrat auszuüben. Der Standort sei akut gefährdet, und die geplanten Änderungen könnten tiefgreifende Folgen für die Belegschaft haben.

Parallel dazu hat Ford offiziell am Montag (10.3.2025) eine Kapitalzufuhr von bis zu 4,4 Milliarden Euro für die Ford-Werke GmbH angekündigt. Diese Mittel sollen dazu dienen, Schulden zu reduzieren und die Transformation des Unternehmens in Richtung Elektromobilität zu unterstützen. Die Finanzierung umfasst eine Kapitaleinlage sowie Mittel für einen mehrjährigen Businessplan, der die Wettbewerbsfähigkeit steigern soll.

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John Lawler, stellvertretender Vorsitzender der Ford Motor Company, erklärte dazu: "Mit dem neuen Kapital für unsere deutsche Tochtergesellschaft fördern wir die Transformation unseres Geschäfts in Europa und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit mit einer neuen Produktpalette." Gleichzeitig betonte er, dass eine erfolgreiche Zukunft nur durch eine Zusammenarbeit von Industrie, Politik und Sozialpartnern gesichert werden könne.  © auto motor und sport