Die Fahrzeugbörse Autoscout 24 analysiert, basierend auf den firmeneigenen Verkaufs- und Nutzungsinformationen, quartalsweise die Marktsituation für Gebrauchtwagen. Genau wie im echten Leben, kannten die Preise für Autos in allen Formen, Farben und Altersstufen nur eine Richtung: nach oben. Speziell in der Abteilung "gut und vernünftig", also zum Beispiel bei jungen Volumenmodellen oder bei günstigen Elektroautos überstieg die Nachfrage das Angebot bei Weitem.

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Sinkende Preise trotz bester Marktbedingungen

Konkret bedeutet dies am Beispiel der Kleinwagen betrachtet, dass die Nachfrage gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,36 Prozent gewachsen ist, obwohl sich das Angebot signifikant um 6,37 Prozent verringert hat. Obwohl ganz klassich betrachtet Angebot und Nachfrage das Preisniveau bestimmen müssten, sinkt der Durchschnittspreis eines Kleinwagens um ein knappes Prozentchen. Wir sehen: trotz des starken Marktes ist die Zeit der aufgeblähten Preise allmählich vorbei.

Teure Jahreswagen als Ladenhüter

Im Marktgleichgewicht ist ebenso zu erkennen, dass vermeintliche Bestseller, also hochwertige Jahreswagen mit Preisen oberhalb von 35.000 Euro ebenfalls einen Rückgang in Angebot und Nachfrage verzeichnen. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man betrachtet, dass der Durchschnittspreis für Gebrauchte erst allmählich weiter unter die 30.000er-Marke sinkt.

Erster großer Rückgang im Preisniveau seit Jahren

In der Statistik ist zudem erkennbar, dass die Preiskurve nach einem rekordmäßigen Anstieg über die Jahre seit dem Coronaausbruch zum ersten Mal wieder einen heftigeren Knick bekommen hat. Noch im ersten Quartal 2023 lag der Durchschnittspreis aller Gebrauchten ein Prozent höher als im Juni. Das klingt zunächst nach wenig, beläuft sich aber rechnerisch auf einen Rückgang von immerhin 695 Euro.

Gebrauchte E-Autos deutlich unbeliebter

Noch wesentlich heftiger fällt der Rückgang bei gebrauchten Elektroautos aus. Hier liegt der Rückgang in der Nachfrage bei über 16 Prozent gegenüber dem vergangenen Monat. Nach einem Peak im letzten Sommer, bei dem der Durchschnittspreis für EV bei knapp über 50.000 Euro lag, fiel dieser nun auf einen Durchschnitt von 33.842 Euro. Blickt man auf die drei meistgesuchten Stromer, Tesla Model 3, BMW i3 und Renault Zoé, liegen die Preise bei sechs bis sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Wo liegen die Gründe?

Die Hintergründe, die für diese Preisentwicklungen sorgen, sind so vielfältig wie das Fahrzeugangebot selbst. Während reine Luxusautos ohnehin nur für Wohlbetuchte in Frage kommen, pendeln die Neuwagenstückzahlen der Bestseller aus der Kompakt(-SUV)klasse stetig ums Nachfragegleichgewicht. Um dieses nach Corona und Halbleiterkrise wiederherzustellen, produzierten die Hersteller enorme Stückzahlen, von denen nun ein Überschuss vorhanden ist. Belegt wird dies auch durch längere Standzeiten beim Händler. Während der Durchschnittsgebrauchte letztes Jahr rund 80 Tage lang auf einen neuen Besitzer wartete, liegen wir im Sommer dieses Jahres schon bei 93 Tagen. Für die breite Masse ist dies bereits eine deutliche Entwicklung, die die Preisentwicklung noch ein wenig länger begünstigen dürfte.

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Und was bedeutet das für den Käufer?

Es ist zu früh, von einem zweiten Frühling für Gebrauchtwagenkäufer zu schwärmen. Einerseits ist die Entwicklung noch deutlich zu jung, andererseits beginnt der leichte Rückgang auf einem Rekordniveau. Im Einzelfall jedoch, kann es durchaus von Nutzen sein, wenn Sie beim Händler ein Schnäppchen suchen. Halten Sie ruhig nach Anzeichen Ausschau, die darauf hindeuten, dass das Auto bereits seit langem angeboten wird.  © auto motor und sport

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