Mit dem 131er-Kit und dem 135er-Crate bietet Harley 2 Wege, deutlich über 2 Liter Hubraum zu fahren. Was ist der Unterschied zwischen den Motoren?
Über 2 Liter Hubraum in der Harley? Kein Problem, zumindest kein technisches. Gleich 2 Optionen bietet Harley, um mit einem aktuellen Milwaukee-Eight-Motor deutlich über 2.000 Kubik zu kommen, und je nach Umgebung auf 150 PS und über 200 Nm. Günstig ist keine der Optionen, wobei das kaum eine Hürde sein dürfte bei Krädern, deren erst bei jenseits der 20.000er-Euro-Grenze beginnen. MOTORRAD erklärt die Unterschiede zwischen dem 131-ci-Kit und dem 135er-Crate-Engine.
Big-Bore-Kit auf 2.153 Kubik
Recht neu im Angebot von Harley-Davidson ist das 131-ci-Kit. Als sogenanntes Big-Bore-Kit vergrößert es primär den Hubraum durch eine größere Bohrung. Dem gegenüber stehen selten sogenannte Stroker-Kit, die per neuer Kurbelwelle den Hub verlängern und so den Hubraum erhöhen. Doch während es mechanisch vergleichsweise einfach ist, ein Big-Bore-Kit zu montieren, verlangt ein Stroker-Kit den kompletten Umbau des Motors. Das erklärt, weshalb es im Grunde keine Stroker-Umbauten von Harley-Motoren gibt.
Zurück zur größeren Bohrung: Damit das 131er-Kit wirklich 2.153 Kubikzentimeter bringt, muss der umzubauende Motor aus der aktuellen Baureihe mit serienmäßigen 1.868 oder 1.923 Kubik stammen, in der Harley-Welt die 114er oder 117er-Motoren aus den aktuellen Touring-Modellen mit der neuen Kühlung im Zylinderkopf. Nur zusammen mit dieser Kurbelwelle, die in beiden Motoren einen Hub von 114,3 Millimeter hat, ergibt die Bohrung von 109,5 Millimetern einen Hubraum von über 2.000 Kubik. Die Standard-Bohrung in diesen Motoren beträgt 102 Millimeter im 114er und 103,5 Millimeter im 117er-Motor.
Vorteil einer größeren Bohrung
Der Vorteil dieses Umbaus ist: Theoretisch kann der Motor im Rahmen eingebaut bleiben, was die Umbaukosten senken dürfte. Ausgetauscht werden die Nockenwelle nebst den Rollenstößeln, die Zylinder, die Kolben und die Zylinderköpfe. Weiterhin wird eine neue, deutlich größere Einspritzanlage verbaut.
Ziel des Umbaus ist Höchstleistung: In der aktuellen CVO Road Glide RR erreicht dieser Motor eine Leistung von 153 PS und 204 Nm. Harley selbst gibt in Kombination mit einem sehr offenen Luftfilter "Heavy Breather" getauft, einer sportlicheren Auspuffanlage und einer neuen Abstimmung eine Hinterradleistung von 131 PS und 189 Nm an. Nach dem Umbau hat der Motor also deutlich mehr Leistung am Hinterrad als der Basismotor mit 108 PS und 176 Nm an der Kupplung.
Motortausch auf 2.217 Kubik
Wem die 2.153 Kubik des Big-Bore-Kits nicht reichen, für den bietet Harley einen sogenannten Crate Engine an. Einen Motor aus der Kiste, der gegen den originalen Antrieb getauscht wird. Vorteil neben den zusätzlichen 53 Kubik und mit 192 Nm am Rad deutlich mehr Kraft: Der Motor kann in ältere Touring-Modelle der Jahrgänge 2023 und 2024 eingebaut werden.
Weiterer wesentlicher Unterschied zwischen diesen Varianten für mehr Harley-Hubraum: Der komplette Motor hat eine andere Kurbelwelle mit mehr Hub: 117,5 Millimeter zu 114,3 bei gleicher Bohrung von 109,5 Millimeter. Die übrigen Motorteile wie Zylinder, Kolben, Zylinderköpfen, Nockenwelle und Einspritzung entsprechen dem 131er-Kit.
Mehr Hubraum für die Cruiser
Gute Nachrichten auch für Cruiser-Fahrer von Harley-Davidson, also alle Modelle ohne wassergekühlte Zylinderköpfe. Hier kann der Hubraum ebenfalls auf bis zu 2.153 Kubik anwachsen. Wahlweise per 131er-Crate-Engine oder als Big-Bore-Kit, ebenfalls mit einer Bohrung von 109,5 Millimetern. Durch die ungekühlten Zylinderköpfe leisten diese Motoren etwas weniger. Wobei 183 Nm und 124 PS weit weg von "schwach" sind. Ob der Crate oder das Kit besser passt, liegt am Basisfahrzeug.
Das Big-Bore-Kit passt nur auf die 114er- und 117er-Motoren, während der Crate Engine wohl für Fahrer der älteren 107er-Motoren mit 1.745 Kubik die passende Wahl scheint.
Fazit
Harley-Davidson bietet mit dem 131-ci-Kit und der 135er-Crate-Engine zwei Optionen, um den Hubraum ihrer Motorräder auf über 2.000 Kubikzentimeter zu erhöhen. Während das Big-Bore-Kit eine größere Bohrung nutzt, bietet der Crate Engine mehr Hub. Beide Varianten steigern die Leistung erheblich. © Motorrad-Online