Ist es Ihnen auch aufgefallen? In Diskussionen um E-Autos geht es immer zuerst darum, wie weit und nie wie schön man damit fahren kann. Dabei, Freundinnen und Freunde der gepflegten Kraftfahrt, sind all die in der Theorie so bedeutsamen Ziele, die es mit einer Reichweite zu erreichen gilt – die Silberhochzeit von Tante Erna und Onkel Ewald, Hamburg als solches, das Diätseminar in Darmstadt –, überhaupt die Reise wert? Oder führen wir nicht lieber weniger weit, dafür weitaus vergnüglicher?
Womit wir beim EQB wären. Die 66,5 kWh seines in fünf Modulen unter der Kabine gestaffelten Lithium-Ionen-Akkus reichen im Test zwar nur für 285 bis 373 km. Doch jeden davon inszeniert er schöner. Das liegt gar nicht so sehr an der Rasanz, zu der sich der SUV hinreißen lässt, wenn sich der Asynchronmotor vorn mit 140 kW und die permanenterregte, 75 kW starke Maschine an der Hinterachse zu 215 kW Systemleistung und 520 Nm zusammenschalten. Zwar findet deren Wucht bei 160 km/h ein limitiertes Ende, doch charakterisiert sie bis dahin Harmonie. Und wie sieht es mit den Kraftstoff- und Unterhaltskosten aus?
Unser Testverbrauch
Mercedes gibt für den EQB 350 4Matic einen WLTP-Verbrauch von 18,1 kWh auf 100 Kilometern an. Von diesem Wert entfernt er sich im Alltag. Wir haben einen Durchschnittsverbrauch von 25,9 kWh ermittelt, was Stromkosten von 13,73 Euro auf 100 Kilometern verursacht. Auf der Eco-Runde verbrauchte der Mercedes 19,8 kWh, während er sich auf der Pendler-Strecke 25,4 kWh genehmigte. Wurde der Mercedes sportlich bewegt, stieg der Verbrauch auf 34,6 kWh. auto motor und sport hat im Monat November 2022 einen Gesamtdurchschnittspreis pro kWh Ladestrom für die Nutzung eines E-Autos in Deutschland errechnet: 52,96 (gerundet 53) Cent.
Monatliche Unterhaltskosten
Wer so ressourcenschonend fährt wie wir auf unserer Eco-Runde, drückt die Stromkosten für 100 Kilometer auf 10,49 Euro. Die eher heftige Gangart resultiert in einer Summe von 18,34 Euro. Die Kfz-Steuer kostet für den Mercedes 0 Euro pro Jahr, die Haftpflicht-Versicherung beträgt 445 Euro. Teil- und Vollkasko schlagen mit zusätzlichen 240 beziehungsweise 799 Euro zu Buche. Monatliche Unterhaltskosten von 328 Euro zahlt, wer den Mercedes 15.000 Kilometer im Jahr fährt. Beträgt die Laufleistung das Doppelte, steigt die Summe auf 600 Euro. Den Wertverlust lassen wir in dieser Rechnung außen vor.
So wird getestet
So misst auto motor und sport den Stromverbrauch: 70 % Pendler-Verbrauch: mehrfach gefahrene Kurzstrecke von 21 km mit 70 % Stadt-, 30 % Überlandanteil. 15 % Eco-Verbrauch: ökonomisch gefahrenes Fahrprofil unter Nutzung der maximalen Reichweite mit Stadt-, Überland- und Autobahnanteil. Autobahntempo 130 km/h. 15 % Sportfahrer-Verbrauch: Konstantfahrt mit 80 % Vmax (maximal 160 km/h) plus Verbrauchsinformation aus einer Vergleichsfahrt, Landstraße und Autobahn.

Die monatlichen Unterhaltskosten enthalten Wartung, Verschleißteilkosten und Kfz-Steuern bei einer angenommenen Jahresfahrleistung von 15.000 und 30.000 Kilometern ohne Wertverlust. Grundlage der Berechnung sind der Testverbrauch, eine dreijährige Haltedauer, Schadenfreiheitsklasse SF12 für Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung bei der Allianz inklusive Vergünstigungen für Garagenparker und die Beschränkung auf bestimmte Fahrer (nicht unter 21). SF12 beutet bei der Allianz einen Rabattsatz von 34 Prozent für die Haftpflicht und 28 Prozent für die Vollkasko. © auto motor und sport

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