• In China explodieren die Corona-Zahlen.
  • Die EU-Gesundheitsexperten konnten sich bisher nicht auf eine gemeinsame Linie einigen.
  • Eine nachdrückliche Empfehlung sprechen sie aber aus.

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Trotz einer massiven Corona-Welle in China haben sich die EU-Staaten nicht auf eine Testpflicht für Reisende aus der Volksrepublik einigen können - empfehlen diese aber nachdrücklich. Wie die schwedische Ratspräsidentschaft am Mittwoch nach einem Treffen von Gesundheitsexperten der Mitgliedstaaten in Brüssel mitteilte, werden die EU-Länder nachdrücklich dazu aufgefordert, für Reisenden aus China in Richtung Europa vor der Abreise einen negativen Corona-Test vorzuschreiben, der nicht älter als 48 Stunden sein soll.

Einig sei man sich unter anderem darin, das Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord der Flugzeuge zu empfehlen. Die Entscheidung ist für die einzelnen EU-Staaten nicht bindend, gilt jedoch als wichtige Leitschnur. Mitte des Monats sollen die Maßnahmen überprüft werden.

Die großen EU-Staaten Frankreich, Italien und Spanien hatten in den vergangenen Tagen bereits angeordnet, dass aus China kommende Reisende einen negativen Corona-Test vorlegen müssen. Auch Großbritannien, Kanada, Südkorea, die USA und Australien haben wegen der Infektionswelle in China Einreisebeschränkungen verhängt.

Kritik an China wegen fehlender Daten

Mehrere Länder sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beklagen fehlende Daten aus China. Die WHO warnte am Mittwoch, dass die offiziellen Statistiken des Landes nicht das wahre Ausmaß des Infektionsgeschehens widerspiegelten, und kritisierte Chinas "sehr enge" Definition von Corona-Todesfällen.

"Wir haben immer noch keine vollständigen Daten", sagte der Leiter der WHO-Notfallabteilung, Michael Ryan. "Wir glauben, dass die derzeitigen von China veröffentlichten Zahlen die wahren Auswirkungen in Bezug auf Krankenhauseinweisungen, Aufnahmen auf der Intensivstation und besonders in Bezug auf Todesfälle unterrepräsentieren."

Bei einem Expertentreffen der EU am Dienstag, dessen Empfehlungen in die Beratungen des IPCR-Treffens am Mittwoch einfließen sollten, hatte eine große Mehrheit der Länder Corona-Tests für Einreisende aus China vor dem Abflug befürwortet.

In Deutschland ist man sich uneinig

In Deutschland gab es vor den Beratungen der EU weiterhin unterschiedliche Auffassungen über eine Testpflicht. Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sprach sich in der "Rheinischen Post" für einen verpflichtenden PCR-Test für aus China kommende Reisende aus.

Dagegen äußerte sich der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen skeptisch. Eine Kontrolle einzelner Direktflüge aus China sei "wenig wirksam", da der überwiegende Reiseverkehr aus China über andere Wege ins Land komme, etwa mit Zwischenstopps in anderen Ländern, sagte Dahmen der ARD.

Frankreich: Einer von drei Tests ist positiv

Der französische Regierungssprecher Olivier Véran bekräftigte, dass Frankreich an der Testpflicht festhalten wolle. Am Dienstag seien auf einem Flughafen aus China ankommende Fluggäste ohne Symptome getestet worden, wobei einer von drei Tests positiv gewesen sei. Dies belege "die Notwendigkeit der Kontrollmaßnahmen".

Peking hatte am Dienstag die Einführung einer Testpflicht für China-Reisende scharf kritisiert und mit "Gegenmaßnahmen" gedroht.

Der internationale Luftfahrtverband Iata kritisierte die Einführung von Corona-Tests für Einreisende aus China als "wirkungslos". Es sei "äußerst enttäuschend, diese impulsive Wiedereinführung von Maßnahmen zu sehen, die sich in den letzten drei Jahren als unwirksam erwiesen haben", erklärte Iata-Chef Willie Walsh am Mittwoch.

Am Abwasser neue Virusvarianten erkennen

Bei dem Treffen am Mittwoch in Brüssel sollte es voraussichtlich auch um die Überwachung von Abwasser zur Erkennung neuer Virusvarianten gehen. Belgien und Österreich hatten bereits angekündigt, Abwasser von aus China gelandeten Flugzeugen auf neue Virusvarianten analysieren zu wollen. Am Mittwoch erklärte Österreich, die Analyse des Abwassers von Flügen aus China noch am selben Tag zu beginnen.

In Deutschland pochte das Bundesgesundheitsministerium auf "eine einheitliche europäische Regelung". Dabei gehe es vor allem um ein Virus-Varianten-Monitoring, sagte ein Ministeriumssprecher. Bislang sei jedoch kein Auftreten neuer Varianten in China bekannt. Der Sprecher wies darauf hin, dass derzeit bereits das Abwasser am Flughafen in Frankfurt am Main auf solche Virusvarianten untersucht werde.

China erlebt aktuell den weltweit höchsten Anstieg an Corona-Infektionen, nachdem die Volksrepublik Anfang Dezember von ihrer rigorosen Null-Covid-Politik abgerückt war. (dpa/afp/cgo)  © dpa

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