• Bei Kindern sind schwere Krankheitsverläufe nach einer Coronavirus-Infektion zwar selten.
  • Dennoch werden auch für sie Impfstoffe entwickelt - um Erwachsene zu schützen.
  • Das wirft unterschiedliche Fragen auf.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Bisher werden die Ältesten gegen COVID-19 geimpft, aber bald soll es altersmäßig rückwärts gehen. Und was ist mit den Kindern? Ein einziger Impfstoff ist ab 16 Jahren zugelassen, alle anderen nur für Erwachsene. Erst wenige Hersteller haben mit Studien an Minderjährigen begonnen.

Fred Zepp rechnet "frühestens Ende des Jahres, eher Anfang nächsten Jahres damit", dass Kinder in Deutschland geimpft werden können. "Der Prüfaufwand ist viel höher als bei Erwachsenen", sagt der Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Mainz, der Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist. "Je jünger der Mensch ist, desto ausgeprägter kann er reagieren und desto stärker sind eventuell auch Nebenwirkungen."

Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog

Corona-Impfung: Kinder nicht für frühe Tests vorgesehen

"Vor der klinischen Prüfung an Kindern muss sichergestellt sein, dass in den Studien bei Erwachsenen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten sind", heißt es beim Robert-Koch-Institut (RKI). "Kinder sind schon allein aus ethischen Gründen nicht für frühe Tests vorgesehen."

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat den Stand bei den Impfstoffherstellern zusammengetragen:

  • Die Bedingte Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer umfasst bereits heute Jugendliche ab 16 Jahre. Im Herbst 2020 fügte das Duo laut vfa noch zwei Studienarme mit Teilnehmern von zwölf bis unter 16 Jahren zur Studie hinzu: einen mit der echten Impfung und einen mit der Scheinimpfung. In Planung ist, auch Kinder zwischen 0 und 15 Jahren zu testen.
  • Moderna hat bereits im Dezember damit begonnen, minderjährige Probanden zu suchen. Teilnehmen sollen nach Unternehmensangaben 3.000 Kinder zwischen zwölf und 17 Jahren. Bisher sind nur US-Kliniken an der "TeenCove"-Studie beteiligt. Zwei Drittel der Teilnehmer bekommen den Impfstoff, der Rest ein Placebo. Die Jugendlichen werden im Abstand von einem Monat zweimal geimpft und werden danach 13 Monate lang begleitet. Mindestens sechsmal müssen sie in die Klinik, dazu kommen Telefonate und Rückmeldungen per App. Erwarteter Abschluss der Studie: Mitte 2022.
  • AstraZeneca hat noch nicht mit pädiatrischen Studien begonnen. Man plane aber, "die Studien in einem neuen Protokoll für die Altersgruppe der Sechs- bis 18-Jährigen fortzusetzen", heißt es bei dem britisch-schwedischen Hersteller. "Diese sollen in den kommenden Monaten beginnen." Details würden "zu gegebener Zeit" bekannt gegeben. Bei diesem Impfstoff, den das Unternehmen mit der britischen Universität Oxford entwickelt hat, einem aus Indien und mehreren chinesischen wurden laut vfa Minderjährige bereits frühzeitig in Studien einbezogen. Die Studien sind zum Teil aber nicht abgeschlossen und fast alle Produkte in Europa gar nicht zugelassen.

Studien erst mit älteren Kindern

Studien mit Kindern unter zwölf Jahren gehören laut vfa sowohl für Biontech/Pfizer als auch für Moderna zu den Auflagen der EMA, die an die Bedingten Zulassungen für Erwachsene geknüpft sind. Spätester Abgabetermin der Ergebnisse sei Juli beziehungsweise Dezember 2024.

"Es ist zu erwarten, dass Studien mit diesen Altersgruppen nicht beginnen, ehe es nicht gute Ergebnisse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Impfung von Jugendlichen gibt", heißt es in einem vfa-Papier. Üblicherweise arbeiten sich die Hersteller altersgruppenweise zu immer jüngeren Kindern vor. Jugendliche bekommen die gleiche Dosis wie Erwachsene. Bei jüngeren Kindern ist es möglich, dass die Dosis angepasst werden muss.

Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständig ist, betont: Impfstoffe werden nur für die Altersgruppen zugelassen, für die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit aus klinischen Prüfungen vorliegen. Die Zulassung würde dann durch eine sogenannte Änderungsanzeige zur bestehenden Zulassung auf Jüngere ausgedehnt.

Impfempfehlung noch nicht absehbar

Aber selbst wenn Produkte verfügbar sind, heißt das noch nicht, dass sie eingesetzt werden. Auf die Frage "Wird es eine Impfempfehlung für Kinder gegen COVID-19 geben?", antwortete das Robert-Koch-Institut Anfang Januar: "Das ist bisher noch nicht absehbar."

Kinder gegen COVID-19 zu impfen, sei zunächst einmal "fremdnützig", sagt Kinderarzt Zepp. "Kinder erkranken dramatisch seltener schwerwiegend als Erwachsene. Wir würden Kinder also vor allem impfen, um Ältere zu schützen. Da müssen wir uns schon fragen, ob das abgesehen von Kindern mit besonderen Infektionsrisiken ethisch vertretbar ist."

Und wenn man Kinder außen vor ließe: Wäre dann die angestrebte Herdenimmunität überhaupt zu erreichen? "Grundsätzlich ja", sagt Zepp. Sie trügen zur Durchseuchung der Bevölkerung auch auf andere Weise bei: indem sie sich infizieren. (dpa/kad)

Risiko der Corona-Übertragung durch Kinder geringer als angenommen

Da COVID-19-Erkrankungen bei Kindern meist ohne oder nur mit schwachen Symptomen abläuft, vermuteten Experten lange, dass sich das Coronavirus an Schulen und in Kitas unbemerkt verbreitet. Eine Datenauswertung von Kinderärzten hat diese Annahme nun widerlegt. (Teaserbild: Sean Gallup/Getty Images)