"Liebe Debbie, Kompression oder keine Kompression, das ist hier die Frage. Bringen die Strümpfe etwas? Und welche Erfahrungen hast du damit gemacht?" Olli

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Lieber Olli, man sieht sie oft und in allen Farben, die Waden der Marathonläuferinnen und -läufer rund um den Globus zierend: Kompressionssocken. Gut schauen sie ja meist aus und komplettieren das ein oder andere Outfit. Aber die Frage, ob sie nur schick oder auch funktionell sind, ist bisher tatsächlich nicht eindeutig geklärt. Die eng anliegenden Strümpfe kommen ursprünglich aus der Therapie von Erkrankungen der Venen, also der Gefäße, die das Blut aus der Peripherie zurück zu unserem Herzen transportieren. Hersteller für Sportkompressionsbekleidung werben mit einem verbesserten venösen Rückstrom zum Herzen, was Performance und Regeneration verbessern soll.

Tatsächlich konnten bisher nur wenige Studien einen relevanten positiven Einfluss auf die Performance nachweisen, also schnellere Laufzeiten oder eine höhere VO2max. Einen Nutzen könnten Kompressionsstrümpfe wohl aber für die Regeneration haben, also dafür sorgen, dass wir uns schneller und besser von Wettkämpfen oder Trainingseinheiten erholen. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, dass Läufer, die bei Langstreckenlaufwettkämpfen Kompressionssocken trugen, von weniger Muskelschmerzen und -ermüdung in den 48 Stunden nach dem Lauf berichteten. Auch die Entzündungswerte im Blut waren geringer. Außerdem könnten Kompressionsstrümpfe einen positiven Effekt auf die Laufökonomie haben und sogar Magen-Darm-Beschwerden reduzieren.

Die Datenlage ist aber leider relativ schwach. Es müsste mehr größere Studien geben, vor allem solche, die die Langzeiteffekte untersuchen. Die Strümpfe haben aber, unabhängig davon, ob sie die Laufleistung oder Regeneration nun verbessern oder nicht, keine "Nebenwirkungen". Man sollte lediglich sichergehen, dass die gewählten Exemplare passen und man im Schuh nicht rutscht, um Blasenbildung und Irritationen der Zehen zu vermeiden. Außerdem ist bei warmem Wetter zu beachten, dass die Temperatur der bedeckten Muskulatur noch höher ist als die der unbedeckten.

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Ich persönlich habe Kompressionsstrümpfe früher in Wettkämpfen ausprobiert, aber ich mag die zusätzliche Bedeckung einfach nicht. Meine Zehen sind außerdem enorm empfindlich und werden durch die engen Strümpfe zusätzlich aufeinandergeschoben. Ich trage die Socken aber unabhängig vom Laufen gern auf langen Reisen, besonders beim Fliegen, weil ich dann seltener dicke Beine bekomme. Nachdem ich nun allerdings noch mal die aktuelle Literatur gesichtet habe, überlege ich, den Kompressionsstrümpfen beim Laufen vielleicht doch noch mal eine zweite Chance zu geben …  © Runner’s World