Erschöpfung, Schwindelgefühl, Konzentrationsprobleme: Folgen von Long Covid machen Betroffenen oft schwer zu schaffen. Die Versorgung soll dringend in Gang kommen.
Für Menschen mit langwierigen Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen sollen Behandlungen mit lindernden Medikamenten erleichtert werden. Bundesgesundheitsminister
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll dafür nun eine Liste mit Medikamenten erstellen, die für Long-Covid-Patientinnen und -Patienten auch außerhalb der Zulassung verordnet und von der Kasse bezahlt werden können. Lauterbach will in den Verhandlungen zum Bundesetat 2024 auch noch weitere Millionen zur Forschungsförderung herausholen.
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Long Covid: Liste mit Medikamenten soll noch 2023 kommen
Noch gibt es wenig Anlaufstellen für Erkrankte, Wartezeiten sind oft lang. Der Runde Tisch, an dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Gesundheitswesen und Pharmaindustrie sowie Betroffene teilnahmen, sollte über Wege zu einer besseren Versorgung beraten. Konkret soll das zuständige Bundesinstitut nun eine Liste mit Mitteln erstellen, die zu Long-Covid-Behandlungen eingesetzt werden können, obwohl sie eigentlich für andere Anwendungen zugelassen sind. Damit soll der teils schon praktizierte Einsatz auch rechtlich abgesichert werden. Die Liste solle sehr schnell kommen, auf jeden Fall noch in diesem Jahr, machte BfArM-Präsident Karl Broich deutlich.
Im Blick stehen etwa Mittel bei Schlafstörungen, die auch für Long Covid eingesetzt werden können, wie Lauterbach erläuterte. Die Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berlin Charité, Carmen Scheibenbogen, sagte, es gehe darum, Medikamente in der Breite verschreiben und zeitnah vielen Patienten helfen zu können. Dabei brächten die Mittel keine Heilung. "Aber sie versprechen oft eine sehr gute Symptomverbesserung." Dies betreffe Kreislaufprobleme oder Schmerzen. Zudem gebe es auch Long-Covid-Beschwerden, bei denen Patienten beim Hinstellen schwindlig werde. Dies könne man mit einem Mittel behandeln, das für Herz-Rhythmus-Störungen zugelassen sei.
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Handlungsbedarf besteht auch noch beim Aufbau eines bundesweiten Versorgungsnetzes. In Spezialambulanzen müssten Patienten Therapien gestellt bekommen, um sie gemeinsam mit Hausärzten umzusetzen, machte Scheibenbogen deutlich. Dafür werde dringend eine Anschubfinanzierung gebraucht. Der Patientenbeauftragte der Regierung, Stefan Schwartze, mahnte anwendbare Medikamente und ein zielgenaues Therapiekonzept an. "Und das regional vor Ort." Durch die Vielzahl an Symptomen wie Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, psychische Beschwerden oder Muskelschmerzen könne oft kein einheitliches Krankheitsbild erstellt werden. Daher seien weitere Mittel für eine bessere Forschung nötig.
Lauterbach hatte bereits ein Long-Covid-Programm vorgestellt. Auf einem neuen Internetportal sollen Empfehlungen zur Behandlung und Erkenntnisse zum Stand der Wissenschaft abrufbar sein. Informationen gibt es für Erkrankte, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, aber auch für Ärztinnen und Ärzte.
Vorgesehen sind zudem 40 Millionen Euro als Forschungsförderung - dabei waren einst 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Lauterbach kündigte an, er wolle versuchen, in den Etatberatungen im Bundestag nun noch weitere 60 Millionen Euro dafür zu gewinnen. Das sei "ein Minimum dessen, was wir brauchen". Ein zweiter Runder Tisch zu Long Covid soll laut Ministerium Ende des Jahres folgen. (dpa/tar)

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