Diphtherie kam in Deutschland nur noch sehr selten vor, nun treten wieder vermehrt Fälle der gefährlichen Infektionskrankheit auf. Wir klären, wie es zu dem Ausbruch kam, wer gefährdet ist und wie man sich schützen kann.

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Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die weltweit vorkommt und deren Verlauf lebensbedrohlich sein kann. Durch den großflächigen Impfschutz in Deutschland gab es in den letzten Jahrzehnten nur noch wenige Diphtherie-Fälle. Aktuell warnt das Robert-Koch-Institut (RKI) aber vor einem möglichen Ausbruch in Deutschland.

Was ist Diphtherie?

Bei Diphtherie handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird. Nach der Übertragung bildet dieses Corynebacterium diphtheriae ein Gift, das Diphtherie-Toxin, das die Erkrankung verursacht. Verbreitet sich das Gift im Blutkreislauf, kann dies zu Organschäden führen. Der Krankheitserreger ist weltweit verbreitet und kann auch von geimpften Personen übertragen werden, die nicht erkrankt sind.

Wie äußert sich die Erkrankung?

Man unterscheidet zwei Hauptformen von Diphtherie:

  • Rachendiphtherie: Sie wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Oft beginnt sie mit einem harmlos erscheinenden Kratzen im Hals und Heiserkeit, führt dann in der Regel zu einer Entzündung der Rachen- und Gaumenmandeln mit festhaftenden Belägen.
  • Haut- und Wunddiphtherie: Sie äußert sich mit schmierigen Belägen auf der Haut sowie Hautgeschwüren. Diese Form der Diphtherie kann auftreten, wenn Diphtherie-Bakterien in offene Wunden gelangen; dies geschieht meist über direkten Kontakt mit infizierten Hautstellen.

Da der Verlauf einer Diphtherie-Erkrankung lebensbedrohlich sein kann, ist ein Impfschutz wichtig. Eine Behandlung mit einem Antibiotikum ist zwar möglich, die Wirkung des gebildeten Gifts kann in der Regel aber nur durch die Gabe eines Gegengiftes gestoppt werden. Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren und bei Erwachsenen, die älter als 40 Jahre sind, kann bei Rachendiphtherie zwischen 20 und 40 Prozent liegen.

Wie kam es zum aktuellen Diphtherie-Ausbruch?

Der Sequenztyp ST-574 wurde im Herbst 2022 erstmals in Deutschland festgestellt. Zu dieser Zeit kam es in Europa zu einem Diphtherie-Ausbruch, der geflüchtete Menschen betraf, die in Deutschland sowie weiteren europäischen Ländern ankamen.

Bis Ende April 2025 wurden seitdem 126 Diphtherie-Fälle mit ST-574 in Deutschland registriert, hauptsächlich unter geflüchteten Menschen. Es traten aber etwa auch Fälle bei wohnungslosen Personen in Berlin und im Raum Frankfurt am Main auf.

Wer ist aktuell gefährdet?

Der Großteil der seit 2022 aufgetretenen Diphtherie-Fälle kam unter geflüchteten Menschen vor. Betroffen und gefährdet für einen schweren Verlauf sind aktuell aber auch wohnungslose sowie ungeimpfte Personen und ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

Neuere Genomsequenzanalysen zeigen, dass Erreger aus unterschiedlichen Regionen und Bevölkerungsgruppen genetisch eng verwandt sind und sich verbreitet haben. Das RKI geht deshalb davon aus, dass es zu einer vermehrten Übertragung innerhalb Deutschlands kommen wird und weist darauf hin, dass zunehmend vulnerable Bevölkerungsgruppen betroffen sein könnten. Auffällig sei vor allem der Anstieg schwerer und sogar tödlich verlaufender Diphtherie-Erkrankungen.

Wie kann ich mich vor einer Diphtherie-Infektion schützen?

Das RKI ruft aufgrund der Entwicklung der letzten Monate zu einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber möglichen Krankheitssymptomen auf. Da eine Diphtherie-Infektion gerade bei ungeimpften Personen schwer verlaufen und sogar tödlich enden kann, ist es wichtig den eigenen Impfstatus zu überprüfen und den Schutz gegebenenfalls auffrischen zu lassen.

Eine hohe Impfquote verhindert, dass sich Diphtherie ausbreitet. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Diphtherie-Impfung als Standardimpfung für alle Kinder und Erwachsene, sie findet in der Regel bereits im Säuglingsalter im Rahmen der Grundimmunisierung statt.

Erwachsene sollten ihren Schutz alle zehn Jahre auffrischen. Bei fehlender oder unvollständiger Grundimmunisierung können die Impfungen und die Grundimmunisierung auch im höheren Alter nachgeholt werden.

Verwendete Quellen