- Endlich kommt der Sommer, und die Corona-Infektionen sinken deutlich.
- Doch die Länder schauen schon mit Sorge auf die kalte Jahreszeit.
- Sie wollen sich früh genug gegen eine mögliche neue Infektionswelle rüsten - und nehmen den Bund in die Pflicht.
Bund und Länder wollen frühzeitige Vorkehrungen für eine wohl wieder kritischere Corona-Lage im Herbst treffen. Kanzler
Scholz sagte mit Blick auf gesunkene Infektionszahlen, der Sommer werde wohl als "gute Verbesserung" wahrgenommen. Im Herbst und Winter könnten aber möglicherweise wieder andere Voraussetzungen herrschen. "Deshalb ist die klare Verabredung, dass wir uns genau auf diesen Moment vorbereiten." Nach dem geänderten Infektionsschutzgesetz sind seit Anfang April die meisten staatlichen Schutzvorgaben im Alltag weggefallen. "Wir haben jetzt Sommerreifen drauf", formulierte der Kanzler. Nun gehe es darum, "die richtigen Winterreifen" bereit zu haben, wenn es darauf ankomme - und vielleicht weitere Maßnahmen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) stagnierte der zuletzt deutliche Rückgang bei den Neuinfektionen in der aktuellen Woche.
Gesundheitsminister Lauterbach plant bereits umfassende Vorkehrungen
Konkret geht es um eine Anschlussregelung für die am 23. September auslaufende Rechtsgrundlage im Infektionsschutzgesetz. In der nächsten Woche will der Corona-Expertenrat der Bundesregierung eine Stellungnahme zum Herbst und Winter vorlegen. Außerdem soll laut Gesetz bis 30. Juni eine Kommission zur Beurteilung der bisherigen Corona-Beschränkungen einen Bericht erstellen - auf Vorschlag der Union soll der Virologe Klaus Stöhr für den ausgeschiedenen Forscher Christian Drosten ins Gremium nachrücken, wie der Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) mitteilte. Scholz erwähnte zudem eine Auswertung des einst eingerichteten Corona-Krisenstabs. Alle seien nun sehr dafür gewesen, den Expertisen nicht mit "Schnellschüssen" vorzugreifen.
Gesundheitsminister
Nach offenem Ärger der Länder über einen ziemlichen Bundes-Alleingang bei den Corona-Lockerungen soll nun mehr Gemeinsamkeit her. "Es ist gut, dass wir zurückkommen zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern", sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Hendrik Wüst (CDU) aus Nordrhein-Westfalen. Die Länder baten den Bund, die kostenlose Bürgertests über Ende Juni hinaus zu finanzieren. Damit haben alle auch ohne Symptome Anspruch auf mindestens einen Schnelltest pro Woche an Teststellen durch geschultes Personal und mit Bescheinigung.
Länder wollen Abhängigkeiten von autoritären Regimen vermeiden
Weitere Themen der Ministerpräsidentenkonferenz waren die Energiesicherheiten. Angesichts des russischen Kriegs auf die Ukraine forderte Wüst im Namen der Länder, Abhängigkeiten von autoritären Regimen umfassend zu vermeiden. "Bei allen systemrelevanten Gütern und Technologien" müsse Deutschland unabhängig werden. Das gelte nicht nur für Energie, sondern etwa auch im Gesundheitsbereich.
Die Länder halten ein stärkeres staatliches Vorgehen gegen Energiekonzerne wegen hoher Gewinne infolge des Ukraine-Kriegs für nötig. Die Länder wollen die Bundesregierung bitten, "regulatorische Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Spekulation mit Öl, mit Gas, mit Strom zu unterbinden", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Preiserhöhungen der vergangenen Wochen müssten kartellrechtlich überprüft werden. (dpa/fra)