• Dieses Jahr sind an Silvester Böller und Raketen größtenteils wieder erlaubt.
  • Politiker warnen vor einer zusätzlichen Belastung für die bereits jetzt ausgelasteten Kliniken.
  • In den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren weitaus weniger Menschen mit feuerwerksbedingten Verletzungen ins Krankenhaus gekommen.

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Nach zwei Silvester mit Böllerverbot dürfen in diesem Jahr an Silvester wieder legal Feuerwerke abgebrannt werden. Bei den letzten beiden Jahreswechseln galt ein Verbot von Feuerwerkskörpern, um die Kliniken in der Corona-Pandemie nicht zusätzlich zu belasten.

Auch dieses Jahr ist die Situation in deutschen Kliniken dramatisch, wenn auch nicht mehr wegen des Coronavirus. Personalmangel und andere Atemwegserkrankungen bringen die Kliniken an ihre Grenzen.

FDP und Grüne warnten im Bundestag vor einer weiteren Belastung durch Silvester-Böller. "Obwohl ich den Reiz eines Feuerwerks gut verstehe, denke ich, dass wir uns Verletzungen durch Böller zurzeit einfach nicht erlauben können und auch grundsätzlich besser sparen sollten", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, der "Welt".

Partielle Böllerverbote möglich

Angesichts vieler schwerer Verletzungen durch Silvester-Knaller in vergangenen Jahren habe er sich oft gefragt, ob es das wert sei, "dass wir in Deutschland solche Gefahren von Böllern und Feuerwerk durch die seit Jahrzehnten übliche weitestgehend ungeregelte Nutzung in Kauf nehmen", sagte der Mediziner. Eine explizite Forderung nach einem Verbot des Verkaufs und privaten Gebrauchs von Feuerwerkskörpern zu Silvester erhob Dahmen aber nicht.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, hält ein generelles Böllerverbot für "nicht zweckmäßig". Allerdings ist sie offen dafür, dass Kommunen Zonen ausweisen, in denen an Silvester nicht geböllert werden darf. "Selbstverständlich sollten Städte und Kommunen weiterhin entscheiden, ob ein partielles Feuerwerksverbot sinnvoll ist" - etwa an belebten Plätzen oder in historischen Altstädten.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, fordert ein solches Verbot flächendeckend und auch für zukünftige Jahreswechsel. Die "ungeregelte Knallerei" passe nicht mehr in die Zeit, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Das sei "schlecht für Umwelt und Klima und führt immer wieder zu schweren Verletzungen".

Böllerverbot verringerte Zahl der Verletzungen

Das Verbot des Böllerns in den Corona-Jahren 2020 und 2021 entlastete nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Krankenhäuser: "In der Zeit des Böllerverbots haben die Kliniken etwa zwei Drittel weniger stationäre Fälle mit feuerwerksbedingten Verletzungen registriert", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der "Welt".

Demnach seien auch Notaufnahmen weniger belastet gewesen. Angesichts der wieder erlaubten Böller gehe man davon aus, "dass wir in dieser Neujahrsnacht wieder ähnlich viele feuerwerksbedingte Verletzungen versorgen müssen wie in den Jahren vor Corona". Verbote seien aber nicht zielführend, um Engpässe auszugleichen, betonte Gaß.

Andere Kritiker von Feuerwerken - darunter Umweltorganisationen - monieren unter anderem auch die hohe Feinstaubbelastung, das Müllaufkommen und die Belastung für Tiere.

Festnahmen wegen Handel mit illegalen Feuerwerkskörpern

Trotz Verbot wurde auch bei den vergangenen Neujahresfeiern geböllert, allerdings in geringerem Ausmaß. Dabei wurden zum Teil illegal erworbene Feuerwerkskörper aus dem Ausland abgebrannt. Dieses Jahr gelangen den Ermittlungsbehörden bereits zwei Erfolge gegen die Händler von illegalen Böllern.

Nur wenige Tage vor Silvester beschlagnahmten deutsche und niederländische Polizisten tonnenweise illegale, hochgefährliche Feuerwerkskörper in der Grenzregion. Die größte Menge der rund 250 Tonnen Pyrotechnik lagerte in einem Bunkerkomplex bei Ochtrup an der Landesgrenze von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und etwa 20 Kilometer von der niederländischen Stadt Enschede entfernt.

Dabei wurde auch Feuerwerk der schwersten Kategorie gefunden, sogenannte "Shells", die weder in Deutschland noch in den Niederlanden erlaubt sei. "Shells" seien "lebensgefährlich", sagte Jack Sijm, Feuerwerksexperte der niederländischen Polizei. (lko)

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • NOZ: Bundesärztekammerchef für dauerhaftes Böllerverbot