- Als "Netto"-Friseur musste Taner Dogan aus Dortmund viel Häme einstecken.
- Taner Dogan wäscht seiner Kundschaft in Dortmund an ungewöhnlicher Stelle den Kopf.
- Ein bekannter Borussia-Nachwuchsfußballer machte ihn bekannt.
- Derzeit treibt ihn das Leid der Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei um.
Was haben BVB-Trainer
Unterstützung für Erdbebenopfer
Aber dann spazierte ein bekannter Borussia-Nachwuchsfußballer durch seine Tür. Und es wurden immer mehr Prominente des Bundesligisten. Das Trainingsgelände ist um die Ecke. Seitdem läuft es rund für den türkischstämmigen Friseur. Derzeit treibt ihn das Leid der Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei um. Er trommelt aktiv für deren Unterstützung, hat eine Spendenaktion initiiert.
Friseursalon sorgte für Gelächter
Öffnen sich die Glastüren zum Discounter, liegt links im Vorraum die Friseurstube "Mr. und Mrs. Barber". Dogan führt den Laden seit 2019 mit seiner Frau Derya Dogan, war dort zwei Jahre zuvor angestellt. Es war steinig zu Beginn. "Früher war hier eine Bäckerei drin. Als wir beim Umbau waren, haben viele angeklopft, wollten wissen, was wir planen und haben uns ausgelacht: Ein Friseurladen, das würde ja nie funktionieren", erinnert sich Dogan. Ihm schlug gewaltige Skepsis entgegen. Und: "Die Leute wollten von ihren Nachbarn nicht gesehen werden, das war ihnen unangenehm - man geht doch nicht zum Friseur im Discounter."
Vom Billigladen zum Kultfriseur
Kunde Maik Müller, Polizeibeamter in der Ruhrgebietsstadt, meint zum anfangs schweren Stand: "Da wurde einfach ein Image übertragen: Billiger Supermarkt, billiger Friseurladen." Bei dem inzwischen zum Kultfriseur avancierten 43-Jährigen hängen heute an den Wänden hinter Glas mehrere handsignierte Trikots - etwa von BVB-Mittelfeldstar Gio Reyna, dem Dogan die Haare schneidet. Und von Torjäger Erling Haaland, Sebastian Rode oder
Startschuss durch Bruun Larsen
Der allererste Top-Fußballer, der auf seinem Stuhl Platz nahe war der Däne Jacob Bruun Larsen, mit damals 16 Jahren noch in der A-Jugend des BVB. "Dann hat er mal Pulisic mitgebracht, dann Emre Mor - und so ging es immer weiter." Die Ladenfronten sind aus Glas, alles ist gut einsehbar. Plötzlich drückten sich die Leute auch schon mal die Nase an den Fenstern platt. "Da kam der gesamte Trainerstab im Anzug - Torwarttrainer, Co-Trainer, Fitnesstrainer, der BVB-Chefarzt", berichtet Maik Müller als befreundeter Stammkunde.
Es gibt keinen Promibonus
Auch Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordnete, Verbandschefs, Manager und Direktoren lassen sich von Dogan nun den Schopf in Form bringen oder auch mal Haare aus Ohren und Nase entfernen. Der Familienvater ist aber total auf dem Teppich geblieben. Alle Kunden werden bei ihm quasi über einen Kamm geschert. "Ich behandele natürlich alle gleich." Kein Tamtam. Kein Promi-Bonus. Dieselben Preise. Auch in München gebe es einen Friseursalon bei Netto, sagt Dogan.
Spendenaktion ins Leben gerufen
Er stammt aus einer sogenannten Gastarbeiterfamilie, ist in Dortmund geboren und schrammte als Top-Amateurspieler selbst knapp an einer Profikarriere vorbei, wie der 47-Jährige erzählt. Er hat viele Angehörige in der Türkei, die nicht weit von den Katastrophengebieten entfernt leben. Fast alle seiner türkeistämmigen Freunde im Ruhrpott haben Verwandte unter den Trümmern verloren. Rund 50.000 Todesopfer wurden bisher nach den Beben vom 6. Februar in der Türkei und in Syrien gemeldet.
Für sie hat das Ehepaar Dogan eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Noch bis kommenden Dienstag erhält jeder Spender ein Tombola-Los. Für die Gewinner stehen im Salon unter anderem ein vom gesamten Borussia-Kader signiertes Trikot und ein Fußball mit allen Autogrammen bereit oder auch Originalschuhe vom aktuellen BVB-Profi Salih Özcan und die Torwarthandschuhe von Keeper Gregor Kobel.
Hilfe für Kinder
Mit weiteren Aktionen habe er einen Wohncontainer für zwei türkische Familien im Erdbebengebiet finanzieren können, berichtet Dogan. Er plant noch andere Initiativen. Ganz besonders liegen ihm die Kinder in der Katastrophenregion am Herzen. "Ich habe selbst drei kleine Kinder. Das Allerwichtigste ist die Hilfe für die Kinder." © dpa

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