Die humanitäre Krise in Afghanistan droht sich noch weiter zu verschärfen. Das betonte die Hilfsorganisation World Food Programme (WFP) am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Jede zweite Familie sei praktisch im "Überlebensmodus", das Risiko für eine Hungersnot sei in den vergangenen 25 Jahren "so hoch wie noch nie".
Gleichzeitig würden Engpässe bei der Finanzierung humanitäre Hilfe in dem Land massiv einschränken. "Die Weltgemeinschaft muss das Ausmaß der Krise anerkennen", so die WFP-Landesdirektorin Hsiao-Wei Lee. Auch würden die regierenden Taliban humanitäre Hilfe in dem Land erschweren.
Seit Ende letzten Jahren dürfen afghanische Frauen mit Ausnahme weniger Bereiche nicht mehr für Hilfsorganisationen arbeiten, seit kurzem gilt dieses Verbot auch für die Vereinten Nationen. Dennoch gäbe es Wege, die Arbeit fortzusetzen. "Solange wir weiterhin die bedürftigsten der Menschen erreichen, werden wir im Land bleiben", so Lee. Nicht zuletzt sei das auch wichtig, da ein hoher Anteil afghanischer Haushalte von Frauen geleitet würden. Da die Taliban Frauen den Zugang zu vielen Berufen versperren, sind gerade diese Haushalte nach Angaben von Hilfsorganisationen besonders von Armut bedroht.
Seit der vollständigen Machtübernahme der Taliban im August 2021 ist die ohnehin kränkelnde Wirtschaft im Land über Nacht kollabiert. Sanktionen gegen die Herrschaftsform der Taliban, die international vor allem wegen ihrer Beschneidung von Frauenrechten in Kritik stehen, verschärfen die Lage zusätzlich.
Nach Angaben der Vereinten Nationen unterstützen die UN und ihre Partner, einschließlich nationaler und internationaler NGOs, derzeit mehr als 28 Millionen Afghanen, die für ihr Überleben von humanitärer Hilfe abhängen. In dem Land leben geschätzt 37 Millionen Menschen. © dpa

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