Weil staatliche Unterkünfte knapp sind, leben im EU-Land Irland mehrere Hundert Asylbewerber auf der Straße. Mehr als 500 Menschen - doppelt so viele wie noch im März - könnten derzeit nicht untergebracht werden, berichtete die Zeitung "Irish Times" am Freitag. Das liegt auch daran, dass Anwohner im westirischen Inch ein ehemaliges Hotel blockieren, das als Unterkunft dienen soll. Zudem hätten einige Hotels ihre Verträge mit der Regierung gekündigt.
Irland kennt kaum irreguläre Migration wie im benachbarten Großbritannien, wo Tausende Migrantinnen und Migranten mit kleinen Booten über den Ärmelkanal ankommen. Das Land nimmt Asylbewerber im Rahmen von EU-Verträgen auf. Nach EU-Angaben stellten 2021 insgesamt 2650 Menschen einen Asylantrag in Irland.
Die irische Regierung steht von mehreren Seiten unter Druck. So kritisierte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, Dublin komme seinen Verpflichtungen nicht nach. Anwohner und rechtskonservative Kreise weisen ihrerseits darauf hin, dass es für Irinnen und Iren selbst nicht ausreichend Wohnraum gebe und diese zuerst bedacht werden müssten. Seit Monaten kommt es landesweit immer wieder zu Protesten gegen Migranten, vor einigen Tagen wurde ein Zeltlager in Brand gesetzt.
Regierungschef Leo Varadkar kritisierte die Blockade in Inch scharf. Zugleich kündigte Integrationsminister Joe O'Brien Gespräche mit den Anwohnern an. Die örtlichen Vertreter fühlten sich schlecht informiert und seien verärgert, dass sie in Medien als Rechtsextreme porträtiert worden seien, sagte O'Brien. Als Angebot schlug er vor, die Blockade solle für vier Wochen aufgehoben werden und im Gegenzug würden vorerst keine neuen Migranten in dem Hotel untergebracht. © dpa

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.