Bagger
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Vor der Räumung sind Einsatzkräfte im Braunkohletagebau Garzweiler II Richtung Lützerath gefahren.
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Die Polizei hat am frühen Morgen damit begonnen, den von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath zu räumen. Laut dpa-Reportern kam es zu ersten Rangeleien.
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Die Räumung erfolgte am Morgen unter schwierigen Bedingungen. Es regnete stark und anhaltend, ein kräftiger Wind wehte, der Boden war aufgeweicht.
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Bei Twitter teilten die Einsatzkräfte mit: "Die Räumung von Lützerath hat begonnen. Der Bereich wird umzäunt. Personen im abgesperrten Bereich haben aktuell die Möglichkeit, den Ort ohne weitere polizeiliche Maßnahmen zu verlassen."
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Am Ortseingang von Lützerath haben Bagger inzwischen mit Abrissarbeiten begonnen.
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Auch eines der Ortsschilder von Lützerath wurde am frühen Nachmittag entfernt.
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Viele Klimaaktivisten wollen den Ort nicht ohne Widerstand verlassen. Bei der Räumung hat es am Morgen gewalttätige Zwischenfälle gegeben. Die Polizei appellierte an die Demonstranten, sich friedlich zu verhalten.
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Klimaaktivisten vor Ort erklärten, unter anderem mit Menschenketten und Barrikaden den Einsatz behindern zu wollen.
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Nach Angaben der Polizei sind Steine und Pyrotechnik in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden. Zudem seien Gegenstände aus einem Haus in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden, wie ein dpa-Reporter berichtete.
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Auch Molotow-Cocktails wurden eingesetzt.
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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Übergriffe auf Polizisten bei dem Großeinsatz scharf kritisiert. "Ich bin eigentlich nur fassungslos und verstehe es nicht, wie Menschen sowas machen können", sagte Reul am Mittwoch vor Journalisten in Bonn.
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Auch die Bundesregierung hat den gewaltsamen Widerstand scharf verurteilt. "Es gab heute Widerstand und auch Ausschreitungen bei der noch laufenden Räumung des Dorfes. Diese Gewalt verurteilt die Bundesregierung ausdrücklich", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. "Dafür haben wir kein Verständnis." Protest dürfe sich nur "friedlich und im Rahmen unserer Gesetze bewegen".
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Mehrere Aktivisten kletterten auf Monopods und Tripods – das sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Diese hatten sie in den vergangenen Tagen gebaut, um es den Polizisten möglichst schwer zu machen, an die Aktivisten heranzukommen.
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Zudem haben die Aktivisten etwa 25 Baumhäuser errichtet. Einige davon befinden sich in großer Höhe.
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Es gibt aber auch leisen Protest: Klavierklänge, Gebete und geistliche Gesänge sind in Lützerath zu hören. Einige Aktivisten protestierten bewusst mit Musik gegen den Polizeieinsatz.
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Die Polizei hat die Aktivisten am Morgen ultimativ aufgefordert, die Besetzung von Lützerath aufzugeben. Es gebe nun noch eine letzte Möglichkeit, den Ort freiwillig zu verlassen. Andernfalls "müssen Sie mit der Anwendung unmittelbaren Zwangs rechnen", hieß es in einer Durchsage der Polizei.
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Erste Aktivisten folgten der Aufforderung und gingen freiwillig. Sie wurden von Polizisten vom Gelände eskortiert. Viele wollen das Dorf aber weiterhin besetzt halten.
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"Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen", sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative "Lützerath lebt". "Das wird auf jeden Fall noch lange dauern", betonte sie mit Blick auf die Räumung.
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Doch auf den ganz massiven Widerstand, wie er befürchtet worden war, trafen die Beamten nicht bei ihrem Einsatz am Mittwochmorgen nach Einschätzung von Beobachtern.
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Laut Angaben eines Polizeisprechers hat sich die Lage nach etwa zwei Stunden stabilisiert. Die Einsatzkräfte hätten den gesamten Bereich abgesperrt, niemand komme mehr unbefugt hinein, hieß es. Nun sei die Polizei auf dem gesamten Gelände aktiv, entferne etwa Barrikaden (Bild) und bringe Aktivisten nach draußen. Personen könnten sich, wenn überhaupt, nur noch eingeschränkt in dem Areal bewegen.
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Bei der Räumung hat die Polizei auch Kleinkinder gefunden. Aufgrund "weitreichender Gefahren" appellierten die Einsatzkräfte an die Eltern, den Ort "umgehend mit ihren Kindern zu verlassen". Grundsätzlich sollten alle Kinder und Jugendliche Lützerath nun verlassen. Das zuständige Jugendamt sei vor Ort und kümmere sich.
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Am frühen Nachmittag hat die Polizei die Räumung mit dem Umwerfen von selbstgebauten kleinen Holzhäusern auf Stelzen fortgesetzt. Nach Angaben eines dpa-Reporters wurden die Beamten dabei in dem Hütten- und Baumhauscamp von Schmährufen der Aktivisten begleitet.
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Die Polizei entfernte dabei zum Beispiel auch Feuerlöscher, die von den Aktivisten in den Hütten aufbewahrt wurden. Nach Angaben der Aachener Polizei zählen die Holzbauten nicht zu den Bestandsgebäuden in Lützerath. Diese werden später vom Tagebaubetreiber RWE abgerissen. Die Hütten müssten laut Sprecher jetzt weichen, um das Gelände zu räumen.
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Die Polizei holte Aktivisten zudem von Bäumen, Podesten und Drahtgerüsten. Wie ein dpa-Reporter berichtete, setzten die Beamten dabei an verschiedenen Stellen Hebebühnen ein.
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Die Polizei hat sich "sehr zufrieden" über den bisherigen Verlauf der Räumung geäußert. "Für die Polizei läuft bislang alles nach Plan", sagte ein Polizeisprecher. Die Lage habe sich "deutlich beruhigt". "Wir haben hier ganz überwiegend friedlichen Protest erlebt, in Sitzblockaden, auf Tripods – und das sind Protestformen, mit denen wir super parat kommen", betonte er. Wenn die Aktivisten sich wegtragen ließen, sei das noch passiver Protest und damit im Rahmen dessen, was angemessen sei.
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Die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg (re.) will nach dpa-Informationen am Samstag für Proteste in den Braunkohleort Lützerath kommen. Die junge Schwedin war bereits im September 2021 nach Lützerath gereist (im Bild mit Luisa Neubauer, li.).
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Arbeiter haben in Lützerath zudem damit begonnen, den Braunkohleort einzuzäunen. Die Arbeiten würden vermutlich den ganzen Tag dauern, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE am Mittwoch. Der Zaun werde etwa 1,5 Kilometer lang sein.
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Die Polizei hatte betont, der Zaun diene nicht dazu, Demonstranten auf dem Gelände von Lützerath einzuschließen.
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Der Energiekonzern RWE hatte zuvor bereits angekündigt, dass als erstes ein eineinhalb Kilometer langer Zaun um den Ort gebaut werde. Dieser markiere das betriebseigene Baustellengelände für den Rückbau der restlichen Gebäude und Straßen in Lützerath.
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Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen, argumentierte RWE. Die Aktivisten bestreiten das.
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Lützerath ist ein Ortsteil der 43.000-Einwohner-Stadt Erkelenz im Westen von Nordrhein-Westfalen. Der inmitten von Feldern gelegene Weiler befindet sich inzwischen unmittelbar an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die darunter liegende Kohle soll zur Stromgewinnung gefördert werden.