- Die italienische Kirche will stärker gegen Kindesmissbrauch vorgehen.
- Dazu sollen unter anderem Anlaufstellen für Opfer ausgebaut werden, wie auch verschiedene Gutachten erstellt werden.
- Trotzdem hagelt es Kritik von Opfervertretern.
Nach jahrelanger Kritik von Opfern und einem Appell aus dem Vatikan will die italienische Kirche verstärkter gegen Kindesmissbrauch durch Kleriker vorgehen. Die Bischofskonferenz (CEI) teilte zum Abschluss ihrer Vollversammlung am Freitag in Rom einen Fünf-Punkte-Plan mit.
Demnach sollen etwa die Anlaufstellen für Opfer ausgebaut werden, außerdem werde ein Gutachten zum Stand der Jahre 2020 und 2021 erstellt. Zudem sollen in Zusammenarbeit mit einer unabhängigen Institution die von 2000 bis 2021 bei der Glaubenskongregation im Vatikan angezeigten Fälle analysiert werden.
Kardinal fordert zu mehr Engagement im Kampf gegen Missbrauch auf
Italiens Bischöfe werden seit Jahren dafür kritisiert, anders als in anderen Ländern noch keine umfassende Analyse zum Missbrauch in der katholischen Kirche angestellt zu haben.
Kardinal Sean O'Malley, der Kinderschutzbeauftragte des Vatikans, hatte die CEI noch in dieser Woche zu mehr Engagement ermutigt und dazu aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Schuldigen aus der Kirche zu entfernen: "Dort, wo Individuen ihre Pflicht verletzt haben, müssen wir entschlossene Schritte gehen, um sie zur Verantwortung zu ziehen für ihre Fehler. Ohne Gerechtigkeit kann es keine Heilung geben."
Opfervertreter bezweifeln, dass sich generelle Aufklärung und Verfolgung von Tätern verbessert
Ein entsprechender Passus aber fehlt in der Mitteilung der Bischöfe, in der es fast nur um Prävention geht. "Unsere Gedanken sind immer bei den Opfern, ihr Schmerz ist meine größte Sorge", sagte der neu gewählte CEI-Vorsitzende Kardinal Matteo Zuppi am Freitag.
Der Erzbischof von Bologna gilt als Vertrauter von Papst Franziskus und eher progressiv - allerdings bezweifeln Opfervertreter, dass sich unter ihm die Aufklärung und Verfolgung der Täter stark verbessert.
In 471 Fälle von Missbrauch gab es für Täter keinerlei Konsequenzen
Dass die Bischofskonferenz die angekündigten Gutachten etwa intern und nicht öffentlich erstellen wolle, sei "nicht hinzunehmen", kritisierte Francesco Zanardi vom Opferverein Rete L'Abuso. In Italien gebe es laut Zahlen der Initiative aktuell 164 des Missbrauchs beschuldigte Geistliche, 162 bereits verurteilte Priester und 161 neue Anzeigen allein in diesem Jahr.
"Die schlimmste Zahl", sagte Zanardi, seien die 471 Fälle, bei denen ein Missbrauchsvorfall zu keiner Konsequenz führte. Laut Schätzungen und Vergleichen etwa mit Gutachten aus Irland könnte es in Italien rund eine Million Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester und Mitarbeiter der katholischen Kirche geben. © dpa