In Mannheim beginnt am Freitag die Bundesgartenschau 2023. Die Stadtgesellschaft hat lange über die Veranstaltung gestritten. Dabei hat Mannheim selbst erfahren: Aus dem sommerlangen Event "Buga" kann ein dauerhafter Gewinn für die Stadt werden.

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1951 wurde eine Veranstaltung aus der Taufe gehoben, die zu einer bundesrepublikanischen Tradition werden sollte: In Hannover fand damals die erste Bundesgartenschau statt. Die Spuren des Zweiten Weltkriegs waren noch vielerorts sichtbar. Das Konzept sollte den Menschen Zuversicht vermitteln und bunte Blüten und frisches Grün in das Grau der Städte bringen. Vom Plakat schaute eine Sonnenblume mit Spaten aufreizend die Betrachter an.

Seitdem tourt die Bundesgartenschau-Gesellschaft durch die Bundesrepublik. Jedes zweite Jahr findet die Veranstaltung in einer anderen Stadt statt. Stets will man sich vom etwas biederen Ruf befreien: Rentner, die auf Blumen schauen? Das wäre für eine Bundesgartenschau heute zu wenig.

Austragung der Mannheimer "Buga" stand 2013 auf der Kippe

An diesem Freitag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Mannheim die Bundesgartenschau 2023 eröffnet. Geladen sind rund 1.700 Gäste, darunter Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) und Mitglieder des Land- und Bundestags.

Zu erwarten sind also harmonische Bilder – auch wenn die Geschichte dieser Bundesgartenschau zuvor nicht immer harmonisch verlaufen war. Die "Buga", wie die Veranstaltung in Mannheim stets genannt wird, hat die Stadt jahrelang polarisiert. Gegnerinnen und Gegner befürchteten Steuerverschwendung und einen Eingriff in die zuvor ruhigen Felder, Äcker und Wiesen eines Landschaftsschutzgebiets. 2013 stand die Austragung auf der Kippe: Es kam zum Bürgerentscheid. Nur eine sehr knappe Mehrheit von 50,7 Prozent der Teilnehmenden entschied sich dabei für die Buga.

Knapp zehn Jahre später kann die Mannheimer Bundesgartenschau nun also beginnen. Bundespräsident Steinmeier hatte sie zuvor als große Chance für die Stadt bezeichnet. "Es entstehen grüne Oasen, die der Stadt auf Dauer erhalten bleiben", hatte er gesagt. Die alle zwei Jahre ausgerichtete Bundesgartenschau schaffe öffentliche Orte, "an denen sich Menschen begegnen und sich austauschen können, an denen Familien und Freunde ihre freie Zeit miteinander verbringen und sich erholen".

Grüne Lungen von 1975 sind erhalten geblieben

In der Tat hat Mannheim bereits die Erfahrung gemacht, dass das einjährige Event einen dauerhaften Mehrwert für die Stadt schaffen kann: 1975 war Baden-Württembergs zweitgrößte Stadt schon einmal Schauplatz der Bundesgartenschau. Damals entstanden zwei große Grünanlagen, die noch heute erhalten sind und eifrig genutzt werden: der Luisenpark und der Herzogenriedpark. In Koblenz wiederum blieb die für die Bundesgartenschau 2011 gebaute Seilbahn bestehen. Sie ist heute eine wichtige Touristenattraktion in der Stadt.

Die Mannheimer haben sich für 2023 vorgenommen, die nachhaltigste aller Bugas zu veranstalten. Eine mit Ökostrom betriebene und an anderen Orten wieder verwendbare Seilbahn verbindet die beiden Buga-Teile miteinander: das 80 Hektar große neue Hauptgelände rund um die frühere amerikanische Spinelli-Kaserne und der nach englischem Vorbild gestaltete Luisenpark. Die Fahrt dauert acht Minuten und ist kostenlos.

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Im Luisenpark erwarten ein Südamerikahaus mit tropischen Schmetterlingen, Krallenäffchen und Leguanen sowie eine neue Unterwasserwelt und ein neues Pinguin-Gehege die Besucher. Im größten original chinesischen Teehaus Europas können die Gäste zur Ruhe kommen. Der preisgekrönte Kameliengarten in der Kulisse der Pagode lädt zum Wandeln in einer rosafarbenen, roten und weißen Blütenpracht ein.

Blumenhallen auf ehemaligen Militärgelände

Die sogenannte U-Halle, die die US-Army einst als Lager nutzte, ist das Herz der Buga. Dort greifen 19 Blumenhallenschauen verschiedene Themen auf, unter anderem die Geschichte der Amerikaner in der Stadt, eine Vision von Glück und Erinnerungen an die 90er Jahre. Der Chemiekonzern BASF aus Mannheims Nachbarstadt Ludwigshafen lädt im Spinelli-Park zu einer interaktiven Ausstellung ein, in der mehr über Lebensmittelverpackungen, Yogamatten und Fliesen aus recyceltem Material zu erfahren ist.

Der Panoramasteg der Bundesgartenschau 2023 erlaubt einen Blick über Stadt und Felder. © dpa/Uwe Anspach

Als architektonisches Glanzlicht gilt der Panoramasteg im Spinelli-Park. Von dem 81 Meter langen und 12 Meter hohen Steg kann man über die Stadt und das gesamte Buga-Gelände blicken. Auf einem Experimentierfeld stehen 2.023 klimaresiliente Zukunftsbäume, die nach der Buga in der ganzen Stadt verteilt werden. Zudem beschäftigen sich dort 17 Gärten mit Nachhaltigkeitszielen wie Klimaschutz. Das Projekt PeePower erforscht Stromgewinnung aus Urin.

Über 58.000 Dauerkarten sind bislang verkauft worden. "Das hat unsere Erwartungen übertroffen", sagte eine Sprecherin. Überdies seien schon 87.000 Tageskarten weggegangen. Insgesamt wird mit mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern gerechnet.

Die Buga an sich kostete rund 60 Millionen Euro, die durch Ticketverkauf, Sponsoring und Verpachtungen wieder hereingeholt werden sollen. Hinzu kommen 135 Millionen Euro für verschiedene städtebauliche Projekte, die im Zusammenhang mit dem Mega-Event geplant wurden. (fab/dpa)

Verwendete Quellen:

  • bundesgartenschau.de: BUGA Hannover 1951
  • mannheim.de: Ergebnisse der Bürgerentscheide
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