- Der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner will seine Zeitungsverbands-Präsidentschaft vorzeitig abgeben.
- Er könne sich nicht mehr in der "für einen Präsidenten notwendigen Form und Intensität für den Verband engagieren", so Döpfner.
- Gegen ihn wurden in der Vergangenheit immer mehr Rücktrittsforderungen und Kritik laut.
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner will sein Amt als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) vorzeitig ab Herbst in neue Hände geben. Das teilte der Verband am Dienstag in Berlin mit. Der 59-Jährige war im Herbst 2020 für eine zweite Amtszeit – vier Jahre – wiedergewählt worden.
In einem Brief an die Landesverbände teilte Döpfner mit: "Ich möchte mein Amt als Präsident ab Herbst in geordneter Weise in neue Hände, vorzugsweise auch in neue Strukturen, übergeben."
Döpfner führt zwei Gründe für seine Amtsniederlegung an
Als Begründung führte Döpfner zwei Punkte an. Axel Springer sei mit dem Wachstum in den USA und dem Kauf der Politico-Mediengruppe als größtem der Unternehmensgeschichte in einer entscheidenden Phase, die mehr Zeit und Präsenz in Amerika erfordere. "Darum werde ich mich nicht mehr in der aus meiner Sicht für einen Präsidenten notwendigen Form und Intensität für den Verband engagieren können."
Weiter schrieb Döpfner: "Um stärker die Interessen kleinerer und mittelgroßer, regionaler und lokaler Verlage zu vertreten, braucht es eine Person bzw. Konstellation an der Spitze, die nicht für ein großes, internationales und sehr digitales Verlagshaus steht." Das habe in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen geführt.
Seit Causa "Julian Reichelt": Medienhäuser kritisieren Döpfner
In den vergangenen Monaten hatte es innerhalb des Verlegerverbands Kritik an Springer-Chef Döpfner gegeben, die zum Teil von Medienhäusern auch öffentlich geäußert worden war. Es gab Unmut bis hin zu Rücktrittsforderungen.

Anstoß des Ganzen war ein Artikel in der Tageszeitung "New York Times" im vergangenen Herbst gewesen. In dem Bericht ging es um Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen den damaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt, der den Springer-Konzern schließlich verlassen musste.
Die US-Zeitung hatte auch aus einer privaten Kurznachricht Döpfners an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre zitiert. Der Springer-Chef hatte
Danach hatten Zeitungsverleger auf einer BDZV-Präsidiumssitzung bei einer Aussprache eine Entschuldigung Döpfners zu der umstrittenen Nachricht akzeptiert. Seither rumorte es zugleich weiter in dem Verband, der derzeit an einer Reform seiner Verbandsstruktur arbeitet.
Universität Frankfurt überprüft Plagiatsvorwürfe gegen Döpfner
Zudem wurden im Februar 2022 Plagiatsvorwürfe gegen Mathias Döpfner bekannt. Anfang Mai 2022 hat die Goethe-Universität in Frankfurt am Main damit begonnen, seine Doktorarbeit auf Plagiate hin zu überprüfen. Eine Prüfkommission sei eingerichtet worden, sagte ein Sprecher der Hochschule am 06. Mai 2022. Die Prüfung daure noch an. Die Universität nehme die "Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis sehr ernst". Weitere Angaben wurden nicht gemacht.
Döpfner hatte im Jahr 1990 mit seiner Arbeit mit dem Titel "Musikkritik in Deutschland nach 1945: Inhaltliche und formale Tendenzen – eine kritische Analyse" promoviert. Nach Informationen des "Spiegel" forderte Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder die Universität im Februar zu einer formellen Untersuchung auf, weil Döpfner in seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben soll.
Dem österreichischem Plagiatsjäger Stefan Weber zufolge soll die Dissertation 28 verdächtige Stellen enthalten. Döpfner äußerte sich gegenüber dem "Spiegel" nicht im Detail. Er sei über den Vorgang informiert, teilte der Springer-Verlag dem Magazin mit. Döpfner habe "volles Vertrauen in die Arbeit der Kommission der Universität Frankfurt". (dpa/afp/ari)