Mit einer Militärparade in einer früheren US-Luftwaffenbasis in Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban den ersten Jahrestag seit dem Abzug westlicher Streitkräfte aus dem Land gefeiert.
Bei der live übertragenen Zeremonie am Mittwoch im ehemaligen Stützpunkt Bagram stellten die Taliban auch einen Teil der milliardenschweren Ausrüstung zur Schau, die das US-Militär zurückgelassen hatte. Auch selbst gebastelte Bomben in Ölbehältern und Kämpfer auf Motorrädern waren zu sehen.
Der Regierungschef der Taliban, Mullah Mohammed Hassan Achund, sagte in seiner Rede, sie hätten 20 Jahre lang für diesen Tag gekämpft. Er räumte jedoch ein, dass die Wirtschaft des Landes aufgrund von US-Sanktionen gelähmt sei, und rief die Welt dazu auf, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Der Tag wurde zum Nationalfeiertag erklärt, Taliban-Anhänger feierten die Nacht des ersten Jahrestages in Kabul mit Feuerwerk und Freudenschüssen in die Luft.
In Afghanistan sind jüngsten UN-Zahlen zufolge sechs Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sei auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nach Angaben der afghanischen Zentralbank erhält das Land fast 40 Millionen Dollar von der internationalen Gemeinschaft - pro Woche. Beobachter vermuten allerdings, dass die Taliban einen Großteil des Geldes ausschließlich ihren Unterstützern zugutekommen lassen.
Im August 2021 hatten die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul erobert und nach dem chaotischen Abzug der internationalen Nato-Truppen die Macht übernommen. Einem US-Medienbericht zufolge fielen ihnen dabei Flugzeuge, Fahrzeuge, Munition, Waffen und weiteres Gerät im Wert von rund sieben Milliarden Dollar in die Hände. Bagram war der wichtigste US-Stützpunkt während der zwei Jahrzehnte, in denen internationale Truppen in dem zentralasiatischen Land stationiert waren. Er diente der Planung und Koordinierung von Militäroperationen gegen die Taliban. © dpa