- Kurz vor ihrer Eröffnung ist in einer Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Bautzen ein Feuer ausgebrochen.
- "Wir müssen von einem fremdenfeindlichen Brandanschlag ausgehen", sagte Sachsens Innenminister Armin Schuster. Das Landeskriminalamt ermittelt.
- Ministerpräsident Michael Kretschmer bezeichnete die Tat als "widerwärtig".
Wenige Tage vor dem Einzug erster Flüchtlinge ist in einer für sie vorgesehenen Unterkunft in Sachsen ein Feuer ausgebrochen. Landesinnenminister Armin Schuster verurteilte die Tat am Freitag als Brandanschlag. "Aus Hass Häuser anzuzünden, weil man Geflüchtete nicht in seiner Nähe haben möchte, ist zutiefst primitiv und menschenverachtend", sagte der CDU-Politiker laut Mitteilung. Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) sagte: "Ein politischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden."
Das Feuer war nach LKA-Angaben am frühen Morgen ausgebrochen, nachdem Unbekannte Fensterscheiben des Spreehotels in Bautzen im Osten des Bundeslandes eingeworfen hatten. Vier Angestellte und Handwerker, die das Gebäude renovierten und dort übernachten, blieben den Angaben nach unverletzt. Nach Angaben des LKA wird wegen schwerer Brandstiftung ermittelt. Zum konkreten Vorgehen könne noch nichts gesagt werden.
Landrat: Leichtsinnig Menschenleben gefährdet
Vergangene Woche war in Groß Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern eine Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine abgebrannt. Als das Feuer ausbrach, hielten sich 14 Geflüchtete, darunter Kinder und Jugendliche, in dem Gebäude auf. Die Ermittler vermuten einen politischen Hintergrund hinter dem Brand. Der Staatsschutz ermittelt.
Zum Fall in Bautzen sagte Sachsens Innenminister Schuster, zwar sei noch nicht bekannt, wer die Brandsätze in das noch unbewohnte Spreehotel geworfen habe. "Aber wir müssen von einem fremdenfeindlichen Brandanschlag ausgehen." Schuster will sich am Samstag ein Bild vor Ort machen. Udo Witschas (CDU), Landrat des Landkreises Bautzen, zeigte sich "absolut entsetzt und wütend". Es seien leichtsinnig Menschenleben gefährdet worden.
Auch Sachsens Ministerpräsident
Ursprünglich sollten am 3. November die ersten 30 Flüchtlinge, ausschließlich Familien, in das Hotel einziehen. Ob und wann das nun möglich ist, sei "momentan noch unklar", teilte das Landratsamt mit. In der Bevölkerung stoße die Ankunft der Geflüchteten nicht nur auf Begeisterung, sagte eine Sprecherin. Zwei Bürgerversammlungen in dem Gebäude seien aber friedlich verlaufen.
AfD hatte gegen Unterkunft demonstriert
Bei einer Veranstaltung am vergangenen Dienstag hatte die AfD gegen die Nutzung des Hotels als Flüchtlingsunterkunft demonstriert. Am Freitag teilte der AfD-Kreisverband mit: "Wir haben unser demokratisches Recht zur freien Meinungsäußerung und der Kritik an der bisherigen Asylpolitik wahrgenommen und lehnen jede Form von Gewalt ab."
Das frühere Hotel, außerhalb der Stadt an einem Stausee gelegen, wird nach ihren Angaben von einem privaten Eigentümer zur Verfügung gestellt und von der Arbeiterwohlfahrt betrieben. Auch 2015 bis 2017 waren dort Asylbewerber untergebracht, maximal waren es etwa 200. (dpa/fab)