• China hat am Donnerstag mit seiner militärischen Machtdemonstration vor Taiwan heftige Kritik ausgelöst.
  • Die Manöver wurden als Überreaktion auf den Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi verurteilt.
  • Gegen sie hat China am Freitag zudem Sanktionen verhängt.
  • Ärger mit Peking droht auch Deutschland.

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Die USA und Taiwan haben China eine "unverantwortliche" Eskalation der Spannungen um die demokratische Inselrepublik vorgeworfen und zur Zurückhaltung aufgerufen. Peking seinerseits protestierte scharf gegen die Kritik auch durch die G7-Gruppe der großen Industrienationen zusammen mit der Europäischen Union.

Am Freitag dann die Hiobsbotschaft: China hat Sanktionen gegen die US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi verhängt. Wie das Außenministerium in Peking am Freitag mitteilte, richten sich die nicht näher beschriebenen Sanktionen gegen die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses und Nummer drei der USA auch gegen ihre direkten Familienmitglieder. Zudem stoppt Peking den Dialog über Klimaschutz, Militärfragen und andere Kooperationen im Kampf gegen Verbrechen, Drogen und zur Rückführung illegal eingereister Menschen.

Für Deutschland, das gegenwärtig den G7-Vorsitz innehat, steht weiterer Ärger ins Haus: Der Menschenrechtsausschuss des Bundestags plant für Ende Oktober eine Reise nach Taiwan, wie die dpa von mehreren Abgeordneten erfuhr.

Die kommunistische Führung lehnt solche offiziellen Kontakte zu Taiwan ab, weil sie die Insel für sich beansprucht. Peking sieht das selbst regierte Taiwan als Teil der Volksrepublik an und droht mit einer Eroberung. Die 23 Millionen Taiwaner hingegen verstehen sich als unabhängig. Als Reaktion auf die Visite der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan hatte China am Dienstag großangelegte Manöver gestartet. Es war die ranghöchste Visite aus den USA seit einem Vierteljahrhundert.

Auf diesem von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Foto wird eine Rakete an einem nicht näher bezeichneten Ort in China abgefeuert, während die Raketentruppe der chinesischen Volksbefreiungsarmee Langstreckenübungen auf Seegebiete östlich von Taiwan durchführt.

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen nannte Manöver "unverantwortlich"

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen nannte die Manöver und Raketenübungen "unverantwortlich". In einer Videoansprache forderte die Präsidentin die chinesische Führung nachdrücklich zur Vernunft und Zurückhaltung auf. Taiwan werde die Spannungen nicht eskalieren, sondern wolle den Status quo bewahren.

Die Präsidentin dankte der G7-Gruppe der sieben führenden Industrienationen, zu der auch die Europäische Union gehört, für deren Unterstützung. Die G7 hatte ihre Sorge geäußert und betont, es gebe keinen Grund dafür, einen Besuch als Vorwand "für aggressive militärische Aktivitäten" zu benutzen. In Peking wurden Botschafter der EU-Länder und der EU-Vertreter ins Außenministerium zitiert, wo ihnen ein formeller Protest gegen die G7-Erklärung übergeben wurde.

Weitere Verstimmungen werden durch den länger geplanten Besuch des Menschenrechtsausschusses des Bundestages in Taiwan erwartet. Die Reise soll zwischen dem 22. und 30. Oktober stattfinden und neben Taiwan auch nach Japan und in die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong gehen, wie dpa von Abgeordneten erfuhr. An der Reise werden voraussichtlich Abgeordnete aller sechs Fraktionen teilnehmen.

Proteste Chinas wären für den CDU-Politiker Michael Brand kein Grund, von der Reise Abstand zu nehmen. Chinas Führung müsse acht geben, "nicht nur noch zum Drohungen speienden Drachen" zu werden. Man werde die Demokratien dieser Welt trotz aller Drohgebärden nicht im Stich lassen - im Gegenteil: "Wenn wir uns selbst ernst nehmen, dann müssen wir China endlich ernst nehmen und die Bedrohung zurückweisen."

Die US-Regierung warf China eine Überreaktion und "bedeutsame Eskalation" nach dem Taiwan-Besuch Pelosis vor. China habe schätzungsweise elf ballistische Raketen in Richtung Taiwan abgeschossen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, in Washington. Es sei unverantwortlich von Peking, die Visite zum Vorwand genommen zu haben, seine "provokativen militärischen Aktivitäten" zu verstärken.

Chinas Manöver in Taiwan zielen auf See- und Luftblockade und Vorbereitung einer möglichen Invasion

Die bis Sonntag laufenden Manöver in sechs Meeresgebieten rund um die Insel zielen auf eine See- und Luftblockade und dienen der Vorbereitung auf eine mögliche Invasion. Es ist die bislang größte Machtdemonstration Chinas seit Jahrzehnten. Taiwans Militär wollte japanische Berichte nicht bestätigen, wonach Raketen auch über die Insel geflogen seien. Japan protestierte dagegen, dass fünf Raketengeschosse in Japans nahe gelegener ausschließlicher Wirtschaftszone (AWZ) niedergegangen waren.

Bei den Manövern hatte China elf Raketen vom Typ "Dongfeng" (Ostwind) gestartet, wie Taiwans Militär berichtete. Zudem seien 22 chinesische Flugzeuge, darunter auch Kampfjets, allein am Donnerstag in Taiwans Luftüberwachungszone (ADIZ) eingedrungen. Chinas Volksbefreiungsarmee nannte die geübten "Präzisionsschläge" mit den Raketen einen vollen Erfolg und hob Warnungen wegen der Schießübungen für den See- und Luftverkehr wieder auf, während die Manöver andauerten.

US-Außenminister Antony Blinken warf China vor, mit den Raketentests und Militärübungen den Status quo in der Meerenge der Taiwanstraße ändern zu wollen. Bei dem Treffen der südostasiatische Staatengemeinschaft Asean im kambodschanischen Phnom Penh sagte er, es gebe keine Rechtfertigung für die militärischen Provokationen nach dem friedvollen Besuch Pelosis in Taiwan, wie ihn ein westlicher Vertreter laut Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte.

Japan und die USA wollen angesichts des Konflikts um Taiwan eng zusammenarbeiten. Es sei wichtig, den Frieden und die Stabilität in der Taiwanstraße zu wahren, sagten Japans Regierungschef Fumio Kishida und die US-Spitzenpolitikerin Pelosi, am Freitag bei einem Treffen in Tokio.

Zum Abschluss ihrer Asienreise traf Pelosi in Tokio mit Japans Regierungschef Fumio Kishida zusammen. Zuvor hatte sie neben Taiwan auch Singapur, Malaysia und Südkorea besucht. (pak/sbi/dpa)

Chinas Manöver zielen auf Blockade Taiwans - Raketenabschüsse möglich

Die laufenden chinesischen Manöver rund um Taiwan zielen nach Angaben in Staatsmedien auf eine See- und Luftblockade der demokratischen Inselrepublik. Auch werde damit eine mögliche militärische Eroberung Taiwans geübt. Die Manöver, zu denen auch Raketentests und Schießübungen gehören werden, hatte die chinesische Volksbefreiungsarmee als Reaktion auf den Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan angeordnet.
Teaserbild: © IMAGO/Xinhua/The Eastern Theater Command Army of the Chinese People s Liberation Army