Saskia Esken hat angekündigt, Ende Juni nicht mehr für das Amt der SPD-Vorsitzenden zu kandidieren. Mancher in der Partei meint, man habe sie zum Sündenbock gemacht.
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Esken kündigt Rückzug an
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte angekündigt, sich von ihrem Amt zurückziehen. Sie werde auf dem Bundesparteitag Ende Juni nicht mehr zur Wiederwahl antreten, sagte die 63-Jährige am Abend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Esken zieht sich damit aus der ersten Reihe der Politik zurück.
"Ich habe jetzt in den vergangenen sechs Jahren die große Freude und die große Ehre gehabt, die SPD als Parteivorsitzende zu führen", sagte Esken. Diese sei eine altehrwürdige und zugleich quicklebendige Partei. "Ich gebe jetzt mein Parteivorsitzendenamt auf und mache Platz für die Erneuerung." Esken betonte, der Entschluss sei gereift. Sie wolle insbesondere jungen Frauen in der SPD Platz machen.
Klingbeil: Haben SPD durch Höhen und Tiefen geführt
Klingbeil dankte Esken "für die enge und immer vertrauensvolle Zusammenarbeit an der Spitze unserer Partei". Es seien sechs sehr intensive Jahre mit ihr gewesen - erst als ihr Generalsekretär, dann als ihr Co-Vorsitzender. "Wir haben die SPD zusammen durch Höhen und Tiefen geführt. Das hat uns gegen viele Widerstände zusammengeschweißt", sagte Klingbeil auf dpa-Anfrage.
Die erfolgreiche Bundestagswahlkampagne mit Olaf Scholz sei ein ganz besonderer Höhepunkt gewesen. "In Momenten, in denen niemand an uns geglaubt hat, haben wir gezeigt, was man im Team meistern kann", sagte Klingbeil. Esken habe sehr stark in die Partei hinein gewirkt und Pole zusammengeführt. Und sie habe der SPD mit ihrer Expertise in der Digital-, Bildungs- und Familienpolitik ein neues Profil gegeben.
Esken sieht innerparteiliche Kritik gelassen
In den vergangenen Wochen hatte es parteiintern teils heftige Kritik an Esken gegeben, die in ihrem Wahlkreis Calw als Direktkandidatin nur 12,9 Prozent der Erststimme geholt hatte. Sie zog über die SPD-Landesliste in den Bundestag ein.
Diese Kritik begleite sie, seit sie ihre Kandidatur für den Parteivorsitz bekannt gegeben habe, sagte Esken im "Bericht aus Berlin". Sie habe aus ihrer Sicht viel damit zu tun, dass sie "als linke und einigermaßen unerschrockene, angstfreie Frau" den Mund aufmache, wenn es ungerecht zugehe. "Das passt vielleicht manchen nicht." Sie könne mit großer Zufriedenheit auf ihre sechs Jahre an der Parteispitze zurückblicken und daher jetzt auch Platz machen.
Auf die Frage, ob sie sich in den vergangenen Wochen mehr Unterstützung von Klingbeil gewünscht hätte, sagte Esken: "Ich habe diese Unterstützung an meiner Seite immer gehabt." Sie kenne Klingbeil seit zwölf Jahren. "Es war immer eine gute, enge und vertrauensvolle Arbeit." Esken sprach sich dafür aus, die Doppelspitze in der SPD beizubehalten. "Ich finde, die Doppelspitze als Konzept hat sich bewährt."
Esken gilt als ungemütlich und hart im Nehmen
An Esken scheiden sich in der SPD die Geister: Die einen schätzen sie als unverblümte und angstfreie Stimme des linken Flügels. Andere halten sie für unberechenbar und würden ihr am liebsten ein Talkshow-Verbot erteilen. Esken gilt als hart im Nehmen, ungemütlich und stur. Die Schwarzwälderin nimmt oft kein Blatt vor den Mund. Ihre berufliche Karriere erzählt die klassische SPD-Geschichte einer Aufsteigerin von der Paketbotin bis in den Bundestag. (dpa/bearbeitet von cgo)