Donald Trumps unberechenbare Zollpolitik sorgt weltweit für Nervosität – auch in Deutschland. Fast die Hälfte der Deutschen wünscht sich deshalb, dass die EU auf Konfrontationskurs zu den USA geht. Das zeigt eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.

Mehr News zur Innenpolitik

Handelspolitisch tut sich derzeit einiges: Nachdem US-Präsident Donald Trump vor wenigen Tagen etlichen Ländern Strafzölle auferlegt hatte, brachen die Börsenkurse weltweit ein. Umso überraschender war es, als Trump nur wenige Tage später zurückruderte und verkündete, die Zölle für viele Länder wieder auszusetzen und auf einem Minimum von zehn Prozent zu belassen – zunächst für 90 Tage. Nur China blieb außen vor. Dem Land droht der US-Präsident stattdessen mit noch härteren Maßnahmen.

Europa hingegen kann vorerst aufatmen – aber noch ist der Zoll-Konflikt nicht ausgestanden. So sorgt Trumps unberechenbares Hin und Her bei den Strafzöllen weiterhin für Verunsicherung. Auch in Deutschland hagelt es Kritik am Vorgehen des US-Präsidenten. Eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion zeigt: Knapp jeder zweite Deutsche findet, die EU solle sich das nicht gefallen lassen und die USA konfrontieren.

Viele wollen, dass die EU mit den USA auf Konfrontationskurs gehen

Im Befragungszeitraum vom 8. April bis 10. April 2025 wurden 5.040 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Frage lautete: "Sollte die Europäische Union Ihrer Meinung nach eher kompromissbereit auf die von den USA unter Donald Trump eingeführten Strafzölle reagieren oder eher die Konfrontation suchen?"

Während 49 Prozent der Befragten der Meinung sind, die EU sollte in Bezug auf die Strafzölle den Konfrontationskurs mit den USA suchen – 21 Prozent davon "eher", 28 Prozent ganz "eindeutig"– sind 35 Prozent anderer Meinung. Diese plädieren dafür, dass die EU sich gegenüber Trumps Handelspolitik kompromissbereiter zeigen sollte. 21 Prozent sprechen sich dabei "eindeutig" für Kompromissbereitschaft aus, während 14 Prozent dies etwas vorsichtiger mit "eher kompromissbereit" formulieren. 16 Prozent der Befragten sind noch unentschieden.

AfD-Anhänger fordern Kompromissbereitschaft, Grüne setzen auf Konfrontation

Betrachtet man die Ergebnisse nach der jeweiligen Parteipräferenz der Befragten, fällt auf, dass sich die Anhänger der AfD mehrheitlich (62 Prozent) für einen kompromissbereiten Umgang mit Donald Trump aussprechen. Nur 29 Prozent sind für Konfrontation, neun Prozent sind unentschieden.

Im Gegensatz dazu sprechen sich die Anhänger der Grünen zu 67 Prozent für eine Konfrontation mit den USA aus, während nur 17 Prozent für Kompromissbereitschaft plädieren. 16 Prozent der Grünen-Anhänger sind unentschieden.

Auch bei den Befürwortern der SPD und der Linken gibt es eine klare Tendenz zur Konfrontation: 59 Prozent der SPD-Anhänger und 58 Prozent der Linken-Anhänger wünschen sich ein härteres Vorgehen gegenüber den USA aufgrund der Strafzölle. Dagegen sprechen sich nur 25 Prozent der SPD-Anhänger und 21 Prozent der Linken-Anhänger für Kompromissbereitschaft aus. Unentschieden sind bei der SPD 16 Prozent, bei den Linken 21 Prozent.

Bei den Unionsanhängern setzt sich dieses Meinungsbild im Wesentlichen fort: 51 Prozent unterstützen die konfrontative Haltung, 30 Prozent sind für Kompromissbereitschaft und 19 Prozent sind unentschieden.

Die Anhänger der BSW zeigen sich dagegen weniger eindeutig. 43 Prozent sind für eine Konfrontation mit den USA, fast genauso viele (40 Prozent) sprechen sich für Kompromissbereitschaft aus. 17 Prozent sind unentschieden.

Tatsächlich scheinen die EU-Staaten dem allgemeinen Tenor der Befragten zu folgen, indem sie sich kürzlich für den Weg der Konfrontation entschieden und erste Gegenzölle auf US-Waren beschlossen haben. Diese sollten am 15. April in Kraft treten. Nun aber ähnlich wie Trump die Rolle rückwärts. Die EU-Gegenmaßnahmen seien von den Mitgliedstaaten nachdrücklich unterstützt worden, sollen aber für 90 Tage ausgesetzt werden, heißt es von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Von der Leyen betonte: "Wenn die Verhandlungen nicht zufriedenstellend verlaufen, werden unsere Gegenmaßnahmen in Kraft treten."

Informationen zur Methode

  • Civey hat für 1&1 Mail und Media GmbH vom 8. April bis 10. April 2025 wurden 5.040 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).
  • Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.

Verwendete Quellen

  • Civey-Umfrage