- Vor knapp zwei Wochen wurden niedrigere Spritsteuern eingeführt, doch die Preise an den Zapfsäulen gaben kaum nach.
- Finanzminister Lindner hält am Tankrabatt dennoch fest.
- Grundsätzlich stimmt er jedoch auch Wirtschaftsminister Habeck zu, der eine Verschärfung des Kartellrechts angeregt hatte.
Bundesfinanzminister
Zum 1. Juni war zur Entlastung der Autofahrer die Energiesteuer auf Benzin und Diesel deutlich gesenkt worden. An den Zapfsäulen wurde dies aber kaum spürbar. Lindner wehrte sich in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" und in den ARD-"Tagesthemen" aber gegen den Eindruck, dass der Tankrabatt ein Rohrkrepierer sei. Er verwies auf gestiegene Weltmarktpreise, den starken Dollar und die Knappheit bei Raffinerien als Faktoren für die Preisbildung. "Ich habe den Eindruck, dass die Debatte da etwas emotional aufgeladen ist", befand Lindner im ZDF.
Tankrabatt: Das sagen SPD und Grüne
SPD-Chef
Wirtschaftsminister
Habeck will die Schwerter für die Zukunft schärfen
Habeck warb um Unterstützung für sein Vorhaben. Er hoffe, "dass alle, die gefordert haben, dass das Kartellamt einschreitet, auch bereit sind, es in die Lage zu versetzen, einschreiten zu können", sagte Habeck der "Welt" (Montag). "Das greift zwar jetzt nicht mehr für den Tankrabatt, aber es schärft die Schwerter für die Zukunft und sendet das klare Signal, dass Bereicherung auf Kosten anderer nicht so einfach geht." Gleichwohl sagte er: "Ich verstehe die Enttäuschung und den Ärger von Verbraucherinnen und Verbrauchern, wenn Konzerne die Steuersenkung, die als Erleichterung für Pendlerinnen und Pendler gedacht war, einfach als Gewinn einstreichen."
"Es ist gut, wenn da endlich auch durchgegriffen wird. Solche Preisabsprachen sind unanständig", sagte SPD-Chef Klingbeil zu Habecks Plan. Finanzminister Lindner erklärte, man werde sich die Umsetzung anschauen. "Die Richtung stimmt", unterstrich er. FDP-Chef Christian Dürr sagte dazu dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag): "Vorschläge, die verfassungskonform sind und Deutschland als Investitionsstandort nicht schaden, sind willkommen." Die FDP lege hier insbesondere Wert auf die Schaffung von Transparenz über die Preisentwicklung an den Tankstellen.
Union reagiert zurückhaltend auf Habecks Vorstoß
Die Union bewertete den Vorstoß von Habeck hingegen skeptisch. Zwar betonte Fraktionsvize Thorsten Frei in der "Rheinischen Post" (Montag), der Tankrabatt dürfe nicht zur Gewinnmaximierung missbraucht werden. Das Kartellamt habe aber bereits Eingriffsmöglichkeiten. Der CDU-Politiker warnte vor einem möglichen Eingriffsrecht der Behörde, das unabhängig von einem möglichen Missbrauch eingesetzt werden kann. "An dieser Stelle ist höchste Vorsicht geboten. Eine willkürliche Gewinnabschöpfung darf es nicht geben", sagte Frei. Unionsfraktionsvize Jens Spahn wertete Habecks Vorstellungen im RND als Eingeständnis der Koalition, "dass ihre Rabattmilliarden ohne Effekt versickern".
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, nannte Habeck Vorschlag dagegen eine "wichtige Initiative". Das Problem mit den Mineralölkonzernen sei nicht, dass diese per se Gewinne erzielten, "sondern dass sie ihre Marktmacht zulasten der Konsumenten missbrauchen", sagte der Ökonom der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). Eine Reform des Kartellrechts werde aber zu spät kommen, um die Spritpreise zu senken, schränkte Fratzscher ein. Der Steuernachlass sei ein "Fehler mit Ansage".
Noch nicht erledigt ist die Debatte über eine Übergewinnsteuer, um krisenbedingte Extra-Gewinne mit einer Abgabe zu belegen. SPD-Chef Klingbeil äußerte sich ähnlich wie Grünen-Kollegin Lang und nannte es "überlegenswert, Unternehmen, die jetzt Extra-Gewinne machen, stärker zur Finanzierung des Gemeinwohls heranzuziehen". Der FDP-Chef hofft indes, dass mit Habecks Vorstoß das Thema Übergewinnsteuer vom Tisch ist. "Die würde unser Steuerrecht der Willkür und den politischen Stimmungsschwankungen ausliefern", warnte Lindner im ZDF. (dpa/ska) © dpa