- Ein defektes Ventil im Meiler Isar 2 bringt die Atomdebatte einmal mehr ins Rollen.
- Auch wenn der Schaden wohl nicht gefährlich ist, dürfte er die Diskussion nun in eine andere Richtung lenken.
- Der Bund Naturschutz will Isar 2 sofort abschalten.
Nach dem Bekanntwerden eines Ventilschadens im Kernkraftwerk Isar 2 in Bayern fordert der Bund Naturschutz (BN) die sofortige Abschaltung des Atommeilers. "Die schockierenden Informationen des Atomkraftwerksbetreibers Preussen-Elektra über einen anscheinend bis vor kurzem entweder nicht entdeckten oder vertuschten Schaden eines kaputten Ventils im Reaktor bestätigen die Befürchtungen des Bundes Naturschutz: Das Atomkraftwerk ist nicht sicher und muss schleunigst abgeschaltet werden", sagte der Landesvorsitzende des BN, Richard Mergner, der Deutschen Presse-Agentur in München.
Weiter sagte Mergner mit Blick auf die von Ministerpräsident
Kaputtes Ventil erzwingt vorübergehende Stilllegung von Isar 2
Am Montag war bekanntgeworden, dass der Betreiber von Isar 2, Preussen-Elektra, das Bundesumweltministerium schriftlich darüber informiert hat, dass das Kraftwerk spätestens im Oktober wegen einer Leckage für rund eine Woche stillgelegt werden müsse, sollte es über das Jahresende hinweg als Energiereserve eingeplant werden. Eine spätere Reparatur sei nicht möglich, weil der Reaktor dann wegen der reduzierten Leistung der Brennstäbe nach dem Stillstand nicht mehr hochgefahren werden könne, hieß es vom Betreiber.
Das Bundesumwelt- und das Bundeswirtschaftsministerium hatten daraufhin erklärt, es müsse erneut geprüft werden, ob Isar 2 weiter, wie bisher geplant, als Reservekraftwerk infrage komme, das neben dem Meiler in Neckarwestheim (Baden-Württemberg) noch bis April Strom liefern könnte.
Die Reparatur sei nach Auskunft des Betreibers nicht notwendig, sollte das AKW wie durch den beschlossenen Atomausstieg zum Jahresende den Leistungsbetrieb beenden.
Bayerisches Umweltministerium sieht keine Probleme - Kritik an TÜV Süd
Ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums hatte den Fall am Montagabend als "sicherheitstechnisch unbedenklich" eingestuft. Er sei der Aufsichtsbehörde des Landes bekannt. "Es handelt sich um kein meldepflichtiges Ereignis." Sicherheit habe oberste Priorität.
"Das bayerische Umweltministerium bleibt daher bei der durch ein Gutachten des TÜV Süd bestätigten Haltung: Ein Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2 wäre sicherheitstechnisch möglich. Für die Schaffung der rechtlichen Grundlagen wäre eine zügige Änderung des Atomgesetzes durch den Bund erforderlich."
Seitens des Bundes hatte auch die Stellungnahme des TÜV Süd viel Kritik hervorgerufen, da sie weder den Kriterien eines Gutachtens entspreche, noch die dort gefällten Schlussfolgerungen legitim seien.
Drei Atomkraftwerke könnten noch länger laufen
Seit Russland im Zuge seines Angriffskrieges gegen die Ukraine weniger Gas nach Deutschland liefert, wird über einen längeren Betrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke diskutiert. Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sehen vor, zwei Kraftwerke für den Fall von Engpässen noch bis Mitte April einsatzbereit zu halten: Isar 2 und Neckarwestheim.
Nach dem unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossenen Atomausstieg sollten eigentlich alle deutschen Atomkraftwerke zum Jahresende vom Netz gehen. (hub/dpa) © dpa