Wie wahrscheinlich ist ein Krieg in Deutschland? Bei "Markus Lanz" reagierte Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge sorgenvoll und wollte nichts ausschließen. Als sie sich zudem für die Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben aussprach, zeigte sich der ZDF-Moderator sichtlich geschockt.
Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowie den jüngsten Militärschlägen im Nahen Osten wächst auch in Deutschland die Angst vor dem Krieg. Bei "
Das Thema der Runde
Schwerpunkt des aktuellen Nato-Gipfels waren unter anderem die Erhöhung der Verteidigungsausgaben sowie der Ausbau der militärischen Fähigkeiten der einzelnen Nato-Staaten. Beim Gipfel in Den Haag wurde zudem beschlossen, dass alle Alliierten künftig fünf Prozent ihrer Wirtschaftskraft in die Verteidigung investieren. Eine historische Entscheidung, die Markus Lanz am Mittwochabend mit seinen Gästen analysierte. Zudem sprach er über die Möglichkeit eines Kriegsausbruchs in Deutschland.
Die Gäste
- Grünen-Politikerin Katharina Dröge nimmt Stellung zu den höheren Verteidigungsausgaben Deutschlands: "Abschreckung ist leider Realität und notwendig."
- Militärhistoriker Sönke Neitzel spricht über die Bedrohung des Westens durch Russland: "Die nächsten drei Jahre sind die gefährlichsten."
- Wirtschaftsjournalist Julian Olk blickt auf einen möglichen dritten Weltkrieg und sagt: "Wir leben in einer Gesellschaft, in der Freiheit das höchste Gut ist."
- Ex-Diplomat Andreas Reinicke warnt: "Wir taumeln immer mehr hinein in eine Welt, in der nicht mehr die Stärke des Rechts zählt, sondern eher das Recht des Stärkeren."
- Journalistin Isabelle Schaefers informiert über Hintergründe und Beschlüsse des Nato-Gipfels: "Die Nato arbeitet ja schon länger an neuen Fähigkeitszielen."

Die Offenbarung des Abends
In seiner Sendung offenbarte Markus Lanz, dass ihn eine Frage schon seit längerer Zeit umtreibt. "Haben Sie Angst vor Krieg, Frau Dröge?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge antwortete ehrlich: "Es wäre aus meiner Sicht sehr unvernünftig, diese Sorge nicht zu haben. Das ist eine reale Bedrohung, die Russland ausspricht."
Lanz reagierte sichtlich überrascht und hakte nach, ob die Politikerin tatsächlich Angst vor einem Raketenangriff auf Deutschland habe. Dröge nickte: "Natürlich habe ich diese Sorge!" Die Grünen-Politikerin weiter: "Wenn man Putin ernst nimmt mit dem, was er sagt, (...) dann sagt er uns, dass er nicht vorhat, bei der Ukraine Schluss zu machen."
Ex-Diplomat Andreas Reinicke stimmte zwar grundsätzlich zu, merkte jedoch an, dass es mehr eine Sorge als eine Angst in ihm auslöse: "Ich finde den Begriff Angst nicht gut. Deswegen würde ich auch nicht von Kriegsangst sprechen." Militärhistoriker Sönke Neitzel fügte derweil hinzu, dass ein Krieg durchaus "eine Möglichkeit" sei, "auf die wir uns vorbereiten sollten. Wie wahrscheinlich die ist, können wir überlegen." Neitzel habe dennoch "sehr großes Vertrauen in diese Regierung und in dieses Land und auch in die Nato, dass wir nicht (...) in einen Krieg schlafwandeln". Dem konnte Katharina Dröge nur zustimmen: "Es geht darum, ernstzunehmen, was ist."

In dem Zusammenhang zeigte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende in Bezug auf das Sondervermögen für die Bundeswehr unterstützend, auch wenn sie warnte, dass das Geld nun "vernünftig investiert" werden müsse: "Es sind natürlich gigantische Summen, die hier im Raum stehen." Markus Lanz konterte überrascht: "Das ist echt Zeitenwende, was wir hier gerade erleben. Da sitzt die Grünen-Chefin und redet ganz entspannt über Panzer und Milliarden für Rüstung, so als wäre es das Normalste der Welt. (...) Wir reden von 170 Milliarden!" Dröge hielt prompt dagegen: "Ich will (...) gar nicht den Eindruck erwecken, dass es das Normalste der Welt ist."
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Die Politikerin fügte hinzu, dass sie vor 20 Jahren noch anders argumentiert hätte. Laut Dröge leben wir nun jedoch "in einer Zeit (...), wo Russland die Ukraine angegriffen hat und wo Russland unser aller Sicherheit bedroht". Sönke Neitzel nickte zustimmend und forderte: "Wir müssen die Bundeswehr reformieren." Neitzel weiter: "Wir müssen Fähigkeiten aufbauen, um abschrecken zu können. Die Bundeswehr ist nach wie vor die vollendete Karikatur der deutschen Bürokratie. (...) Das geht man nicht an und das treibt mich wirklich in den Wahnsinn und das treibt auch Soldaten in den Wahnsinn."
Der Erkenntnisgewinn
Bei "Markus Lanz" analysierten die Gäste nicht nur die Bedrohung durch Russland und den Iran, sondern sie beleuchteten auch die Beschlüsse des jüngsten Nato-Gipfels. "Ein guter Tag für Europa?", wollte Lanz in dem Zusammenhang wissen. Militärhistoriker Sönke Neitzel reagierte vorsichtig, aber optimistisch: "Trump bleibt einigermaßen in Europa committed und das ist angesichts der Person von Trump und angesichts unserer Befürchtungen schon mal ein Erfolg."
Auch ZDF-Korrespondentin Isabelle Schaefers sagte erleichtert: "Für die Nato als Organisation ist das auf jeden Fall ein guter Tag, weil sie eben diesen Schritt geschafft haben. (...) Sie haben diese fünf Prozent und damit kann man jetzt weiterarbeiten." Laut Schaefers sei dies jedoch erst "der Anfang", "weil man muss ja jetzt in die Umsetzung kommen".
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde Katharina Dröge als "Grünen-Chefin" bezeichnet. Richtig ist, dass Dröge Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen ist. © 1&1 Mail & Media/teleschau