Wie könnte ein Frieden in der Ukraine aussehen? Bei "Markus Lanz" zeigten sich die Gäste skeptisch, was den weiteren Kriegsverlauf angeht. In dem Zusammenhang warnte besonders Politologin Jana Puglierin vor einem Rachefeldzug von Donald Trump gegen Wolodymyr Selenskyj.

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In seiner jüngsten Rede stellte sich Donald Trump an die Seite von Wladimir Putin und machte den ukrainischen Präsidenten Selenskyj für den Krieg in seinem Land verantwortlich. Die Politologin Jana Puglierin vermutete dahinter bei "Markus Lanz" einen perfiden Racheakt des US-Präsidenten.

Das Thema der Runde

In Saudi-Arabien fanden jüngst Gespräche zwischen Russland und den USA über ein Ende des Ukraine-Krieges statt. Bei dem Treffen fehlte jedoch jegliche Beteiligung der Ukraine. Markus Lanz nahm dies am Mittwochabend zum Anlass, in seiner Sendung die Chancen auf baldigen Frieden zu beleuchten sowie die Zukunft der NATO zu analysieren.

Die Gäste

  • ZDF-Korrespondent Ulf Röller warnt, dass es in der neuen Welt nur noch um Dominanz geht: "Wegducken ist jetzt nicht mehr möglich."
  • Diplomat Andrij Melnyk blickt sorgenvoll auf seine Heimat Ukraine: "Wir brauchen die Amerikaner."
  • Politologin Jana Puglierin sagt, dass Europa sich im Konflikt mit Russland als handlungsunfähig zeigt: "Ich kann diesen Begriff Weckruf nicht mehr hören."
  • ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen sieht eine Gefahr in Donald Trumps Blick auf die Ukraine: "Er hat das Narrativ von Wladimir Putin übernommen."

Die Offenbarung des Abends

Bei "Markus Lanz" blickten die Gäste am Mittwochabend sorgenvoll auf die Lage in der Ukraine. "Wie könnte eine Friedenslösung aussehen?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Nach der jüngsten Rede von US-Präsident Donald Trump, in der er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für den Krieg in der Ukraine verantwortlich machte, hakte Lanz weiter nach: "Das ist ja eine komplette Verdrehung der Tatsachen. Für wen spricht er so?" ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen antwortete prompt: "Er spricht für sich und nimmt in Anspruch, er spricht für das amerikanische Volk. (...) Und er hat das Narrativ von Wladimir Putin übernommen."

Laut Theveßen zeige dies "sehr deutlich, auf welcher Seite er am Ende steht, wenn sie sich an den Tisch setzen und tatsächlich einen Deal aushandeln wollen". Mit Blick auf Selenskyj fragte Lanz fassungslos: "Was ist das, dieses Verhältnis der beiden Männer? Gibt es da eine alte offene Rechnung?" Während Elmar Theveßen klarstellte, dass es "eine Rechnung gegenüber den Europäern" gebe, merkte Politologin Jana Puglierin an: "Wir dürfen nicht vergessen, dass Selenskyj eine wesentliche Rolle dabei gespielt hat, dass das erste Amtsenthebungsverfahren gegen Trump geführt wurde." Puglierin ergänzte mit strengem Blick: "Es gibt einen Groll immer noch bei Trump."

Laut der Politologin mache der US-Präsident Selenskyj für seine verlorene Wahl 2020 verantwortlich. Ein Satz, der Lanz sichtlich erstaunte: "Das ist ein sehr interessanter Punkt!" Auch Elmar Theveßen nickte: "Da ist was dran. Und das schlägt sich ja in Taten nieder." Hinzu komme, dass Trump Wladmir Putin "bewundert, (...) weil er mit autoritärer Kraft dieses Land Russland zusammengehalten hat. Weil er auftritt wie einer der Mächtigsten dieser Erde".

Der frühere ukrainische Botschafter Andrij Melnyk warnte dennoch davor, die Amerikaner jetzt abzuschreiben, denn: "Wir brauchen die Amerikaner. Die Amerikaner waren für uns Nummer eins seit dem Beginn des Krieges als Verbündete und Unterstützer." Der Diplomat ergänzte sorgenvoll: "Wir dürfen nicht diesen Keil zwischen uns treiben lassen, (...) denn der Krieg ist lange nicht zu Ende. Das ist es, was im Fokus bleiben sollte."

Jana Puglierin reagierte jedoch skeptisch und sagte: "Ich glaube, dass Trump gerade dabei ist, ein Wahlkampfversprechen zu erfüllen. Er möchte raus aus der Ukraine. Er möchte einen Deal. (...) Dabei ist es nicht so entscheidend, was in diesem Deal steht und was dabei für die Ukraine rausspringt." Es gehe Trump laut Puglierin aktuell "weniger um die Ukraine", sondern mehr um "die US-russische Beziehung".

Der Erkenntnisgewinn

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Saudi-Arabien stellte Elmar Theveßen eindringlich klar: "Es geht Donald Trump um etwas Größeres. (...) Er will einen Deal - und zwar einen Atom-Deal." Um seine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen, sei er bereit, "die Ukraine zu opfern". Die Frage sei nun, ob eine europäische Armee zu einem Waffenstillstand beitragen könnte.

ZDF-Korrespondent Ulf Röller zeigte sich dazu optimistisch: "Bei den Regierungschefs ist es angekommen, der Weckruf. (...) Wir wissen, jetzt gibt es keine Chance mehr, sich rauszuwinden. Sonst ist die Sicherheit Europas auf dem Spiel." Jana Puglierin reagierte derweil skeptisch und stellte die Frage in den Raum, was passieren würde, wenn europäische Truppen in der Ukraine von Russland angegriffen werden.

"Sollen die dann zurückkämpfen? Und wenn dann Amerika sagt, 'Wir sind nicht dabei', dann ist es auch das Ende der NATO", blickte die Politologin mit Zweifel in die Zukunft. Sie fügte mit strenger Miene hinzu, dass man "die NATO begraben" könne, wenn Amerika nur zuschaue und nicht eingreife.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © ZDF / Cornelia Lehmann