Eine iranisch-deutsche Journalistin ist hart mit der Iran-Politik Deutschlands der letzten Jahre ins Gericht gegangen. Das "Drecksarbeit"-Zitat von CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz löste wiederum bei einer Politikwissenschaftlerin Kopfschütteln aus. Und ein Historiker behauptete, dass der Krieg zwischen Israel und dem Iran schon viel länger andauert als ein paar Tage.

Eine TV-Nachlese
Diese TV-Nachlese gibt die persönliche Sicht von Thomas Fritz auf die Sendung wieder. Sie basiert auf eigenen Eindrücken und ordnet das Geschehen journalistisch ein. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Thema der Runde

US-Präsident Donald Trump hat ein Eingreifen im Krieg zwischen Israel und dem Iran offengelassen. Bei "Maybrit Illner" wurde erbittert über das Vorgehen der Israelis und die deutsche Iran-Politik gestritten. Das Thema am Donnerstagabend: "Trump, Iran und die Bombe – Eskalation in Nahost?"

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Die Gäste

  • Armin Laschet: Der CDU-Außenpolitiker verteidigte die "Drecksarbeit"-Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum israelischen Angriff und bewertete die Attacke der Israelis auch völkerrechtlich als unbedenklich. "Droht ein unmittelbarer Angriff? Darf man erst reagieren, wenn die Bombe schon da ist? Und da sagen Herdegen (Matthias Herdegen – Anm. d. Red.) und andere Völkerrechtler: Nein, in dem Fall ist das gerechtfertigt."
  • Moshe Zimmermann: Der israelische Historiker findet, dass es eigentlich Aufgabe der internationalen Gemeinschaft war, die Atomfrage im Iran zu lösen. "Wir (die Israelis – d. Red.) machen etwas, was die anderen schon vorher hätten tun müssen." Netanjahu, kritisierte Zimmermann später, habe sich den Iran als Erzfeind "aufgeblasen, um von etwas anderem abzulenken" – und zwar von dem brutalen Krieg gegen die Palästinenser in Gaza.
  • Michael Wolffsohn: Der Historiker hält die Diskussion über die völkerrechtliche Dimension des israelischen Angriffs für eine akademische Frage. "Faktisch ist ein Krieg vom Iran gegen Israel eröffnet worden", behauptete Wolffsohn. Der Iran sei über seine Stellvertreter Hisbollah und Hamas längst im Krieg gegen Israel.
Gäste bei Illner
Die Gäste (v.l.n.r.): Shahrzad Osterer, Armin Laschet, Maybrit Illner, Moshe Zimmermann, Michael Wolffsohn, Kristin Helberg und in der Schalte Elmar Theveßen. © ZDF/Jule Roehr
  • Shahrzad Eden Osterer: Die iranisch-deutsche Journalistin warf der EU und Deutschland in den letzten Jahrzehnten Tatenlosigkeit bei der Unterstützung der iranischen Opposition vor. Stattdessen seien weiter Geschäfte mit dem Regime gemacht worden. "Diese Menschen wurden verraten, wurden fallen gelassen", sagte sie. "Warum heißt es jetzt: Israel macht die Drecksarbeit für uns? Das verstehe ich nicht."
  • Kristin Helberg: Die Politologin ging ebenfalls hart mit Merz' Drecksarbeit-Zitat ins Gericht. Es sei "nicht angebracht, Kriege so zu feiern. Ich fand das in der Wortwahl sehr bedenklich." Seinen Satz, die Gefahr durch den Iran beträfe "uns alle", hält sie für besonders kritikwürdig, denn "es sind in erster Linie die Iranerinnen und Iraner, die unter diesem Regime leiden". Und sie würden auch die "Drecksarbeit" machen.
  • Elmar Theveßen: Der Washingtoner ZDF-Studioleiter denkt, dass US-Präsident Trump es nicht ertragen kann, nur auf die Taten von Benjamin Netanjahu zu reagieren. "Trump will vielleicht die Initiative in die Hand bekommen und die Atomanlage in Fordo zerstören." Dies wäre nur mit bunkerbrechenden Raketen der USA zu bewerkstelligen. Theveßen warnte vor einer harten iranischen Reaktion im weiteren Kriegsverlauf: dem Einsatz einer schmutzigen Bombe oder chemischen Waffen.

Das Wortgefecht des Abends

Für Armin Laschet war der Abschluss des Atomabkommens mit dem Iran 2015 "im Nachhinein falsch". Das wollte Michael Wolffsohn so nicht stehen lassen. "Dieses Abkommen war nicht nur im Nachhinein falsch, lieber Herr Laschet", sagte der Historiker. "Es war damals auch falsch."

Empfehlungen der Redaktion

Nun begründete Wolffsohn seine These: "Es war die Absicht, diesen Konflikt, der letztlich ein iranisch-israelischer Konflikt schon damals war, zu deeskalieren. Wenn man deeskalieren möchte, dann muss man beide Seiten berücksichtigen. Und das ist nicht gemacht worden, trotz der israelischen Warnungen." Man habe die israelischen Bedenken beiseitegeschoben. Und dabei seien (die damalige Bundeskanzlerin – Anm. d. Red.) Angela Merkel (CDU) und der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) federführend gewesen.

Die Offenbarung des Abends

Journalistin Shahrzad Eden Osterer erzählte eindrücklich, was die Bombardierungen im Iran für die Menschen bedeuten. Sie habe ihre Eltern mehr als einen Tag nicht erreichen können, als sie Teheran verlassen wollten. Viele anderen Menschen hätten gar nicht die Möglichkeit dazu. Das Haus von einem Teil ihrer Familie sei getroffen worden. Israelis hätten Zugang zu Bunkern, beklagte Eden Osterer, "was die iranischen Menschen nicht haben".

Der Erkenntnisgewinn

Soll die Führung des Iran um den geistlichen Anführer Ajatollah Ali Chamenei mit militärischen Mitteln beseitigt werden? Die Runde bei Maybrit Illner sah einen auf diese Weise zustande kommenden Regierungswechsel kritisch.

Alles hängt mal wieder vom erratischen Donald Trump ab. Wird er oder wird er nicht Israels Angriff aktiv unterstützen? Trump will sich erst in zwei Wochen entscheiden.