Sandra Maischberger hatte am Montagabend (19. Mai) den ehemaligen SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil zu Gast. Mit ihm sprach sie über das Bürgergeld und die neue schwarz-rote Koalition, in der Heil keinen Posten bekommen hat. Journalist Michael Bröcker glaubte, den Grund dafür zu kennen: "Da gibt es keine zweite Deutung." Weitere Streitpunkte in der Sendung: Ist die AfD eine Volkspartei und hat Papst Leo XIV. Einfluss auf Donald Trump?

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Der ehemalige Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat in der neuen Koalition keinen Ministerposten bekommen. Sandra Maischberger fühlte ihm auf den Zahn: "Warum ist er bei Schwarz-Rot leer ausgegangen?" Außerdem ging es darum, wie die neue Regierung die deutsche Wirtschaft wieder in Gang bringen will und wie Europa sich von den USA abnabeln kann.

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Hubertus Heil sprach mit Sandra Maischberger über das Thema Bürgergeld. © WDR/Oliver Ziebe

Das sind die Gäste

  • Hubertus Heil: Der SPD-Abgeordnete war in der letzten Regierung Arbeitsminister. Bei "Maischberger" sagte er, er blicke dankbar auf diese Zeit zurück. So habe er beispielsweise mit Kurzarbeit während der Pandemie einen "Tsunami am Arbeitsmarkt verhindert", beim Bürgergeld hatte er sich aber eine "andere Hoffnung gemacht". Er wollte eigentlich die "elende Debatte um Grundsicherung entgiften", die sich zwischen den Polen "jeder Leistungsempfänger ist faul" und "jede Mitwirkungspflicht ist ein Anschlag auf die Menschenwürde" bewege.
  • Nikolaus Blome: Der Journalist ist Politikchef bei RTL/ntv. Er sagte, die CDU sei die letzte Volkspartei im Land. Wenn sie in irgendeiner Form mit der AfD koaliere oder auf Bundesebene strukturell zusammenarbeite, "dann existiert die CDU nicht mehr". Die AfD sei keine Volkspartei, weil sie nicht in der Breite koalitionsfähig sei.
  • Jakob Augstein: Der Podcaster und Verleger von "Der Freitag" meinte: "Die SPD wäre gut beraten gewesen, nicht in die Bundesregierung einzutreten." Außerdem meinte er in Richtung Blome: "Die AfD ist inzwischen eine Volkspartei, auch wenn Ihnen und mir das vielleicht nicht gefällt." Sie repräsentiere gut ein Fünftel der Wählerinnen und Wähler.
  • Micky Beisenherz: Der TV-Moderator und Autor sagte über den neuen Finanzminister der SPD: "Klingbeil macht den Lindner." Er sei denselben "Zwängen unterworfen" wie sein Vorgänger und müsse sparen. Er könne nicht verstehen, warum die Mütterrente bestehen bleibe. Diese koste den Staat mehrere Milliarden Euro.
  • Anja Kohl: Die Journalistin ist Wirtschaftsexpertin der ARD. Sie sagte: "Ich zähle jetzt auf Merz, denn er hat Erfahrung in der Finanzindustrie. Er müsste eigentlich wissen, wie man private und öffentliche Investitionen zusammenbringt, damit Infrastruktur saniert werden kann." Man müsse jetzt schnell Projekte auf die Füße bringen, in die Investoren Geld stecken könnten. "Wir brauchen jetzt schnell Effekte, wir haben überhaupt keine Zeit mehr zu verlieren", mahnte sie.
  • Michael Bröcker: Der Journalist ist Chefredakteur von "Table Briefings". "Merz hat ein wunderbares 'Window of Opportunity'. Mit schlechteren Daten könnte er gar nicht in die Regierung starten – es kann nur aufwärtsgehen." Je mehr Donald Trump in den USA erratisch handele, desto mehr könnte Europa als Ort der Stabilität wahrgenommen werden.
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Michael Bröcker, Micky Beisenherz und Anja Kohl (v.l.n.r.) zu Gast bei Sandra Maischberger. © WDR/Oliver Ziebe

Das ist die Offenbarung der Sendung

Bröcker sagte: "Wir haben inzwischen fast 33 Prozent vom BIP für Sozialleistungen. Das hat es noch nie gegeben." Man erlebe seit 80 Jahren Wirtschaftsaufschwünge und -abschwünge, aber auch "durchgehend eine Steigerung des Sozialstaats". Ihm könne niemand erzählen, dass jeder Euro davon die Bedürftigen treffe, die es benötigen. "Eine Diskussion über den Sozialstaat ist sinnvoll", meinte er. Dabei gehe es nicht um den Abbau, sondern darum, ihn treffsicherer zu machen.

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Das ist das Wortgefecht

Die Runde diskutierte über den möglichen Einfluss des neuen Papstes Leo XIV. auf Donald Trump. Journalistin Kohl meinte: "Er kann ein Korrektiv sein, auch zu Trump." Trump höre nicht auf Autoritäten, aber beim Papst würde selbst ein Trump vielleicht zuhören. "Ich glaube, es kann ein sehr großer Papst werden", so Kohl. Der Papst habe JD Vance bereits im Februar kritisiert.

Bröcker stimmte zu. "JD Vance könnte der neue Trump sein und der Mann der Stunde nach ihm", ergänzte er. Er hoffe ebenfalls, dass der Papst auf beide etwas Einfluss habe. "Größere Egos als Vance und Trump – dann können wir einpacken. Wenn der Papst keinen Einfluss hat, dann niemand", so Bröcker.

"Dass der Vertreter einer auch nicht besonders positiv beleumdeten Organisation der katholischen Kirche jetzt plötzlich der Hoffnungsstifter ist, finde ich bemerkenswert", meinte hingegen Beisenherz. Er sagte kopfschüttelnd: "Dass wir allen Ernstes auf die Kraft des Papstes hoffen ..."

Das sind die Erkenntnisse

Dass Heil leer ausgegangen ist, erklärte Journalist Bröcker so: "Er kommt aus Niedersachsen und er hat das Bürgergeld zu verantworten." Er habe wegen des Proporzes seinen Platz räumen müssen und weil er für das Bürgergeld stehe, welches der SPD im Wahlkampf geschadet habe. "Da gibt es keine zweite Deutung", so Bröcker. Er sei damit ein "Bauernopfer" gewesen. Gleichzeitig hielt die Runde in puncto Wirtschaft fest: "Dieses Rentensystem ist so nicht finanzierbar." Eine grundlegende Reform sei überfällig, das "müsste eine Regierung sich trauen".