Sandra Maischberger hatte in ihrer jüngsten Ausgabe unter anderem Karl-Theodor zu Guttenberg, Grünen-Politiker Omid Nouripour und Bauministerin Verena Hubertz (SPD) zu Gast. Dabei ging es um den Nato-Gipfel und die Lage im Iran. Ein Politologe in der Runde erkannte eine große Leistung von Kanzler Friedrich Merz, schätzte sein Verhalten an anderer Stelle aber als "ungeheuer dramatisch" ein.

Eine TV-Nachlese
Diese TV-Nachlese gibt die persönliche Sicht von Marie Illner auf die Sendung wieder. Sie basiert auf eigenen Eindrücken und ordnet das Geschehen journalistisch ein. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das ist das Thema bei "Maischberger"

Bei Sandra Maischberger ging es am Mittwoch um den Konflikt im Nahen und Mittleren Osten und die Fragen "Bringt Trump den Frieden?" und "Welche Rolle spielt die Nato?" Außerdem debattierte die Runde über die Zukunft des Bausektors in Deutschland: Wann sinken Mietpreise und Baukosten?

Das sind die Gäste

  • Karl-Theodor zu Guttenberg: Der Publizist und Unternehmer kommentierte: "Die Nato tanzt immer noch auf verdammt dünnem Eis." Die USA hätten angekündigt, Mittel aus Europa abzuziehen, bis man sie selbst darstellen könne. "Da sehe ich einen Zeitraum, den wir gar nicht werden füllen können." Das spiele im Zweifel Moskau in die Hände und könne auch zu Verwerfungen innerhalb der Nato führen.
  • Omid Nouripour (Grüne): Der Bundestagsvizepräsident sagte zu der Lage in Teheran.: "Für die meisten ging es in den letzten Tagen erstmal darum, dass man nicht von Bomben getroffen wird." Und weiter: "Man traut dem Waffenstillstand noch nicht, aber jetzt versucht man, den Alltag zurückzufinden, den man nicht hatte."
  • Verena Hubertz (SPD): Die Bauministerin will mit dem "Bau-Turbo" die Planungsprozesse in den Kommunen beschleunigen und zudem die Baukosten senken. Man müsse "konzentriert gucken: Wo können wir Kosten einsparen?" Man dürfe sie am Tempo, an der Quadratmeterzahl und an den Baukosten messen.
  • Albrecht von Lucke: Der Politikwissenschaftler und Publizist sprach über den Nato-Gipfel: "Sinnvoller wurde, glaube ich, nie Unterwerfung praktiziert, denn der Trump, den man heute erleben konnte, war einer, den man haben wollte: Einer, der der Nato die Treue gehalten hat."
  • Anna Schneider: Die Journalistin bei der "Welt" war sich sicher: "Dieses ständige Über-Trump-Reden führt zu nichts. Er ist da, weiß Gott, wer nach ihm kommt. Europa muss auf die eigenen Beine kommen – das ist die Message des Tages."
  • Markus Feldenkirchen: Der "Spiegel"-Autor und Moderator sagte über den Angriff der USA auf den Iran: "Es kann nicht sein, dass wir etwas feiern, was absolut gegen das Völkerrecht ist. Für Israel kann man noch eine Brücke bauen, weil es das erklärte Ziel des Iran ist und ständig von seinen Proxys angegriffen wird." Für die USA sei es völkerrechtlich aber nicht zu rechtfertigen.

Das ist die Offenbarung des Abends

Von Lucke sprach über Merz: "Seine erste Leistung hat er im Oval Office erreicht. Er hat in einer ausgesprochen klugen strategischen Situation Trump einerseits gewonnen. Er hat aber auch deutlich gemacht, dass er – anders als Trump – nicht der Meinung ist, im Ukraine-Krieg schlagen sich zwei Jungen, die man sich weiter prügeln lassen muss."

Das sei eine Leistung. Gerade deshalb sei es aber so ungeheuer dramatisch, dass er mit dem Begriff der "Drecksarbeit" nicht differenziere. Man müsse über ein Recht von Israel auf Selbstverteidigung sprechen, der Begriff "Drecksarbeit" treffe diese Abwägung aber nicht. "Er sagt einfach, wir gehen über alle Grenzen", kritisierte der Politologe. "Das war ein gewaltiger Ausreißer", bilanzierte er die Wortwahl von Merz.

Das ist das Wortgefecht des Abends

Die Einschätzung zum Nato-Gipfel ging auseinander: "Man hat viel selbst davon, wenn alles so glatt läuft", erinnerte Journalistin Schneider. Trump sei ein starker Mann, sie finde es "super", wenn alles auf wenige Stunden eingedampft werde – "auch, wenn es Donald Trump dazu braucht".

Journalist Feldenkirchen sah das anders: "20 bis 30 erwachsene Menschen kommen zusammen und einer ist dabei, der das intellektuelle Niveau und die Aufmerksamkeitsspanne auf das Niveau eines Achtjährigen herunterdimmt und alle müssen mitmachen und so tun, als sei das normal. Das ist eine Infantilisierung der Weltpolitik."

Das Ergebnis sei in Ordnung, wirke auf ihn aber "absolut unseriös". Schneider hielt dagegen: "Er macht alles, was er macht aus strategischen Gründen. Das ist ein Zeichen von Stärke."

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Das sind die Erkenntnisse bei "Maischberger"

Die "Drecksarbeit"-Aussage von Merz stieß in der Runde auf unterschiedliche Reaktionen. Während von Lucke und Feldenkirchen sie scharf kritisierten, hielt Schneider fest: "Anstatt sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, geht man auf die Semantik." Die Formulierung sei aus ihrer Sicht "erfrischend klar".

Kritik bekam Merz noch an anderer Stelle: Er sei "außenpolitisch sehr bei sich, innenpolitisch allerdings fast gar nicht", so Feldenkirchen. Er stehe für eine Schuldenpolitik, für die er niemals habe stehen wollen.