Ist Angela Merkel verantwortlich für die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas? Bei "Markus Lanz" äußerte sich Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zum Nord-Stream-2-Deal, der den ZDF-Moderator sichtlich fassungslos machte.
Ex-Verteidigungsminister
Das Thema der Runde
Am Donnerstagabend versprach Markus Lanz "andere Perspektiven auf Amerika". Während US-Präsident

Die Gäste
- Unternehmer Karl-Theodor zu Guttenberg sieht einen Kulturkampf in den USA: "Amerika, das war immer dieser Grund-Optimismus, der das ganze Land getragen hat."
- Journalistin Sonja Álvarez fordert von der neuen Bundesregierung, den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder attraktiver zu machen: "Günstigere Schnitzel alleine machen Deutschland nicht zukunftsfähig."
- Meteorologe Jochem Marotzke sagt mit Blick auf den Klimawandel: "Wir werden zwar mit Sicherheit das 1,5-Grad-Ziel verpassen, aber davon wird die Welt nicht untergehen."
- Journalist Florian Flade warnt vor Deutschlands sicherheitspolitischer und geheimdienstlicher Abhängigkeit von den USA: "In Deutschland glaubt man, Sicherheit ist wie Strom."
Die Offenbarung des Abends
Mit Blick auf das Amerika unter Donald Trump verriet Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, dass die "zweifelnden Stimmen" innerhalb der US-Regierung bereits "lauter geworden" seien, "aber sie sind immer noch hinter verschlossenen Türen, weil jeder von denen einfach panische Angst hat".
Zu Guttenberg ergänzte im Gespräch mit Markus Lanz: "Das republikanische Lager ist alles andere als konsistent. Sie sind zwar devot aus Angst, aber es ist ein echter Richtungskampf im Gange gerade." Der Unternehmer zeigte sich dennoch besorgt über die Eingriffe der Trump-Administration in den US-Wissenschaftsbetrieb.

Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: "Wie wichtig ist amerikanische Klimaforschung für die Welt?" Meteorologe Jochem Marotzke antwortete prompt: "Die USA sind (...) in der Klimaforschung noch immer das stärkste Land in der Welt. (...) Das heißt, wenn dort die Klimaforschung ausgetrocknet wird, dann wird der Rest der Welt das merken. Die Qualität des weltweiten Unterfangens wird leiden."
Investigativ-Reporter Florian Flade ergänzte dazu, dass auch eine geheimdienstliche Abhängigkeit Deutschlands von den USA bestehe, denn: "In vielen Teilen sind deutsche Sicherheitsbehörden (...) abhängig von der Hilfe der Amerikaner. (...) Im militärischen Bereich auch."
"In Deutschland glaubt man, Sicherheit ist wie Strom. Der kommt aus der Steckdose, ist möglichst billig. Und was man dafür tun muss, ist den wenigsten Leuten (...) bewusst."
Flade warnte in dem Zusammenhang vor einer politischen Beeinflussung der Geheimdienstinformationen und sagte: "In Deutschland glaubt man, Sicherheit ist wie Strom. Der kommt aus der Steckdose, ist möglichst billig. Und was man dafür tun muss, ist den wenigsten Leuten (...) bewusst."
Dass sich Donald Trump jüngst fast ehrfürchtig gegenüber Wladimir Putin zeigte, sei in dem Zusammenhang umso alarmierender, wie der Investigativ-Reporter klarstellte. Der ZDF-Moderator nickte und bezeichnete es auch als "frappierend", wie sehr
Karl-Theodor zu Guttenberg gab zu: "Natürlich gab es Warnungen. Es gab Warnungen von den Osteuropäern, es gab Warnungen auch aus Deutschland heraus." Aber: "Man hat sich da auch wirklich einseifen lassen." Journalistin Sonja Álvarez kritisierte deshalb die "Naivität" der damaligen Regierung und sagte: "Es waren ja nicht nur die wirtschaftlichen Interessen, die damit verbunden waren, sondern auch der Gedanke, dass man auch einen Wandel durch Handel erreichen könnte, der sich eben als falsch erwiesen hat."
Aus diesem Grund warnte Karl-Theodor zu Guttenberg eindringlich: "Wir haben ja nicht nur im Bereich der Energie, wir haben in Deutschland einfach jetzt über Jahrzehnte uns in wirklich sehr einseitige Abhängigkeiten hineinbegeben. (...) Es ist fast ein Habitus geworden. Jetzt ist hoffentlich dieser Erweckungsmoment da."
Der Erkenntnisgewinn
Bei "Markus Lanz" warnte Karl-Theodort zu Guttenberg nicht nur vor den schwerwiegenden Folgen, die die Politik der Trump-Regierung nach sich ziehen könnte. Er blickte auch allgemein auf das weltweite politische Geschehen und sagte: "Ich glaube, dass Politik sich fundamental verändert hat."
Als Lanz nach dem Grund fragte, antwortete der ehemalige Verteidigungsminister nachdenklich: "Es ist gehetzter geworden. Es ist (...) eine Neigung dazu, dass es weniger substantiell ist." Social Media habe zudem "in der Tonalität etwas verändert" sowie "in den Umgangsformen".
"Wir haben es mit einem neuen Stil des Politikschaffens zu tun", so zu Guttenberg. Er ergänzte in Bezug auf den neuen Stil: "Er sieht ungnädiger aus, er sieht weniger besonnen manchmal aus. Er sieht manchmal weniger vorbereitet aus. (...) Die großen Debatten finden kaum mehr statt."
Nun sei laut des Unternehmers ein essenzieller Moment, das Ruder umzureißen, denn: "Wir haben einen wirklich sehr engen Zeitraum, wo es jetzt darauf ankommt, Europa davor zu bewahren, in eine Richtung zu driften, wie wir es in den USA in den letzten Jahren betrachten konnten." © 1&1 Mail & Media/teleschau