Stehen wir kurz vor einer weltweiten Finanzkrise? Bei "Markus Lanz" schlug Ökonom Hans-Werner Sinn Alarm, als es um die amerikanische Wirtschaftspolitik in Verbindung mit den Auswirkungen auf Europa ging.
Nicht nur die USA haben aktuell mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, auch Deutschland befindet sich in einer schweren finanziellen Lage. Bei "
Das Thema der Runde
Droht schon bald eine neue Weltfinanzkrise?
Die Gäste
- CDU-Politiker
Peter Altmaier sagt über die Folgen der rabiaten Zoll- und Außenhandelspolitik Trumps: "Dieser Mann braucht dringend Geld, viel Geld." - Journalistin Julia Löhr hinterfragt die wirtschaftspolitischen Koalitionsvorhaben: "Das ist nicht die Wachstumsagenda, die wir dringend gebraucht hätten."
- Ökonom Hans-Werner Sinn äußert sich zur immensen US-Staatsverschuldung und den Risiken einer neuen Weltfinanzkrise: "Die Zinslast drückt mittlerweile so gewaltig, dass die Länder kaum noch handlungsfähig sind."
- Theologe Manfred Lütz hat Papst Franziskus persönlich getroffen und sagt: "Dass dieser Papst gerade jetzt in einer Situation, in der die UN nicht mehr richtig funktioniert, stirbt, kann uns alle nicht unberührt lassen."
Das Wortgefecht des Abends

Als Markus Lanz davor warnte, dass mittlerweile 40 Prozent der Wähler von
"Für mich war das Gespräch mit Selenskyj erschütternd", so Lütz. Er warnte in dem Zusammenhang vor den weitreichenden Konsequenzen für Deutschland und Europa, denn: "Das ist eigentlich das Ende erstmal der NATO." Laut des Psychiaters sei der Schutz der Amerikaner nun endgültig "vorbei", da das Land "völlig unkalkulierbar" geworden sei. "In meinem Leben ist das die dramatischste Situation, die Deutschland erlebt hat", sagte er und sprach von "einem Zwei-Fronten-Krieg", dem Europa gegenüberstehe. Gerade deshalb sprach er sich für das Aussetzen der Schuldenbremse aus und sagte, dass "die Bundesregierung die Möglichkeit haben" müsse, "viel Geld auch einzusetzen, um uns militärisch wieder fit zu machen. (...) Und außerdem muss man genügend Freiheit haben, uns auch wirtschaftlich wieder draufzukriegen. Sonst sind die Rechtspopulisten bald in der Mehrheit."
"Überzeugt Sie diese Argumentation?", wollte Markus Lanz daraufhin wissen. Journalistin Julia Löhr schüttelte mit dem Kopf: "Nur zum Teil tatsächlich." Löhr weiter: "Natürlich war dieser Moment im Oval Office ein Schockmoment für alle." Dennoch, stellte die Journalistin klar, hätte man sich für geplante Verteidigungsausgaben auf ein begrenztes Sondervermögen einigen können: "Was aber geschehen ist, ist quasi ein Freibrief. Die Schuldenbremse wurde gelockert."
Das bittere Fazit von Julia Löhr? "Merz ist da übers Ziel hinausgeschossen." Eine Meinung, die Peter Altmaier nicht ganz teilen wollte. Dennoch musste er zugeben: "Es hätte schon andere Möglichkeiten gegeben." Gerade deshalb forderte er mit Blick auf die Aufhebung der Schuldenbremse: "Es müssen Ausgaben, die nicht begründet sind, (...) auf den Prüfstand gestellt werden."
Eine Aussage, die Julia Löhr sichtlich irritierte: "Aber genau das geschieht ja jetzt gerade nicht!" Ökonom Hans-Werner Sinn nickte zustimmend und merkte an, dass man aufgrund der militärischen Situation "einen Notstand" hätte erklären können "und hätte dann beliebig hohe Schulden definieren können, die man macht", denn: "Das ist in der Tat der größte Notstand unseres Lebens, den wir hier beobachten."
Die Offenbarung des Abends
Nicht nur die deutsche, sondern auch die amerikanische Verschuldung stand bei "Markus Lanz" im Fokus. In Bezug auf die vielen Zoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump warnte Peter Altmaier: "Ich weiß, dass höhere Zölle nicht dazu führen, dass mehr Marktwirtschaft entsteht. Und dass höhere Zölle nicht dazu führen, dass es für alle billiger wird." Altmaier weiter: "Die internationale Arbeitsteilung, die wir gefunden haben, die gegenseitige Verflechtung hat dazu geführt, dass wir uns heute mehr leisten können - und zwar in allen Ländern dieser Welt."
Gerade deshalb zeigte sich der Ex-Bundeswirtschaftsminister besorgt über die Vorgehensweise des amerikanischen Präsidenten: "Wenn wir diese Märkte wieder fragmentieren, dann wird es für alle teurer. Und die Einzigen, die sich freuen, sind die Planwirtschaftler."
Auch Ökonom Hans-Werner Sinn warnte vor den weitreichenden Folgen der Trump-Zölle, die "die Weltwirtschaft in die Rezession" treiben könnten. "Das ist der große Denkfehler, den Trump hier gemacht hat", so Sinn. Er erklärte weiter, dass die Verschuldung Amerikas mittlerweile "ein Niveau erreicht" habe, "wo Amerika seine Glaubwürdigkeit als sicherer Hafen für die Investoren der Welt eingebüßt hat".
Als Lanz wissen wollte, warum Trump dennoch so entschlossen an seinen Plänen festhalte, antwortete der Ökonom prompt: "Die haben kein Geld mehr. Amerika ist am Rande der Pleite." Ein Fakt, von dem sich Julia Löhr nicht beirren ließ. Sie merkte an: "Protektionismus ist das süße Gift der Populisten. (...) Es baut eine Scheinwelt auf, die tatsächlich so nicht stattfindet. Trump erweckt den Eindruck, man könne weiter von den Vorteilen der Globalisierung profitieren und sie trotzdem abschaffen."
Der Erkenntnisgewinn der Sendung
Bei "Markus Lanz" wurde am Donnerstagabend deutlich, in welch prekärer Lage sich die USA befinden. Besonders der Vorfall zwischen Selenskyj und Trump im Oval Office habe laut Hans-Werner Sinn "das Vertrauen der Anleger der Welt in die Vereinigten Staaten von Amerika (...) zerbrochen". Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte, was die Konsequenz wäre, wenn Amerika pleite ginge.
Der Ökonom antwortete ehrlich: "Das hat gewaltige Implikationen natürlich für die Stabilität des Finanzsystems." Eine weltweite Finanzkrise stehe laut Sinn "potenziell am Horizont": "Das zeigt, was der Trump da für einen Unsinn macht." Grund genug für Peter Altmaier, abschließend zu fordern, dass die neue Bundesregierung nun "ganz mutig vorangehen und auf Freihandel auch weiterhin setzen" müsse. © 1&1 Mail & Media/teleschau