Russlands Präsident Wladimir Putin empfing im Kreml 17 neue Botschafter – darunter auch die US-Botschafterin Lynne Tracy. Besonders das Ende seiner Rede sorgte für Wirbel in den sozialen Netzwerken.

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Kremlchef Wladimir Putin hat in Moskau die neuen Botschafter der EU und der USA getroffen und dem Westen eine geopolitische Konfrontation mit Russland vorgeworfen. Die EU habe diese Konfrontation inszeniert und ihre Mission einer "Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Integration auf dem Europäischen Kontinent" hinter sich gelassen, sagte Putin am Mittwoch bei einer Zeremonie zur Amtseinführung der neuen Botschafter.

Den USA warf Putin vor, den Konflikt in der Ukraine durch eine Revolution entfacht zu haben. Zugleich sprach er von einer grundsätzlichen Bereitschaft Russlands zum Dialog mit allen Staaten und zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe.

Putin begrüßt Botschafter in Moskau

Die neue US-Botschafterin in Moskau ist Lynne Tracy, die Putins Ausführungen mit starrem Blick folgte. "Die Beziehungen Russlands und der USA, von denen direkt die globale Sicherheit und Stabilität abhängen, durchleben leider eine tiefe Krise", sagte Putin vor den 17 Diplomaten, darunter auch der neue EU-Botschafter Roland Galharague aus Frankreich.

In seiner Rede äußerte Putin einmal mehr auch die Hoffnung, dass Dänemark dem russischen Vorschlag zustimmen werde, eine internationale Kommission zur Untersuchung der Anschläge gegen die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zu bilden. Explosionen hatten in den von Russland nach Deutschland verlegten Gasleitungen im September Löcher gerissen. Putin hatte die USA für den "Terroranschlag" verantwortlich gemacht. Die USA weisen die Anschuldigungen zurück.

Seltsamer Moment am Ende von Putins Rede

Putin empfing seine Gäste in einem überdimensionierten und mit Gold verzierten Saal im Kreml. Die Botschafter standen in mehr als ausreichendem Abstand zum Kremlchef, der hinter einem Podium seine Begrüßung hielt. Als Putin die Rede beendet hatte, kehre Stille ein. Einige Sekunden passierte gar nichts. Die Kameras hielten allerdings weiter drauf. Auf Twitter wurde dieser Moment mehrfach geteilt.

Wahrscheinlich hatte Putin mit Applaus für seine Begrüßung gerechnet, bekam ihn aber nicht. So musste er selbst die augenscheinlich für ihn ungewohnte Situation auflösen. Er bedauerte, dass er sich nicht persönlich von den Gästen verabschieden könne, da ihn die immer noch geltenden Corona-Vorschriften davon abhielten. Dabei hatte der 70-Jährige zuletzt Staatsgäste umarmt oder ihnen lange die Hand geschüttelt.

Er versicherte aber, dass man zukünftig noch genug Gelegenheit bekommen werde, sich zu treffen und dass man zukünftig gut zusammenarbeiten werde. Erneut verabschiedete sich der Kremlchef und wieder blieb der Applaus aus.

Nach einem dezenten Kopfnicken Putins und seiner Gäste verließ der russische Präsident – immer noch in absoluter Stille – den Raum. Ob sich Putin anschließend über die ausbleibende Reaktion seiner Gäste geärgert hat, blieb zunächst unbekannt. (dpa/the)


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