- Die Menschen in der Ukraine zählen jeden Kriegstag.
- Am Donnerstag ist eine bittere Marke erreicht: Vor genau neun Monaten marschierte Russland in das Nachbarland ein.
- Ein Überblick über die Geschehnisse der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.
Nach einem massiven russischen Raketenangriff haben ukrainische Techniker ein weiteres Mal die schwer angeschlagene Energieversorgung ihres Landes zu reparieren versucht. Das Präsidialamt in Kiew meldete am späten Mittwochabend erste Erfolge: In 15 Gebieten gebe es teilweise wieder Strom, teilte Vizechef Kyrylo Tymoschenko mit.
"Die Besatzer tun alles, damit Menschen leiden, damit wir einander nicht einmal fühlen oder sehen", sagte
Bundeskanzler
Eine dunkle Nacht in der Ukraine
Russland schoss am Mittwoch etwa 70 Raketen sowie Drohnen auf die Ukraine ab. Zwar wurden nach Luftwaffenangaben 51 Raketen und 5 Drohnen abgefangen. Doch die übrigen Geschosse töteten zehn Menschen und richteten zum wiederholten Mal schwere Schäden am Stromnetz der Ukraine an. Die Kernkraftwerke des Landes schalteten sich ab, die meisten Wärme- und Wasserkraftwerke fielen aus, wie das Energieministerium mitteilte. Es kam zu großflächigen Blackouts.
In der Hauptstadt Kiew mit ihren drei Millionen Einwohnern waren nach Angaben von Bürgermeister
Russland werde das militärische Potenzial der Ukraine weiter dezimieren, bis Kiew eine "realistische Haltung" zu Verhandlungen einnehme, sagte der Moskauer UN-Botschafter Wassili Nebensja im Sicherheitsrat. Die Angriffe auf die Infrastruktur seien die Antwort "auf das Vollpumpen des Landes mit westlichen Waffen und die unklugen Aufrufe, Kiew solle einen militärischen Sieg über Russland erringen". Die Ukraine setzt darauf, russische Truppen aus allen besetzten Gebieten zu vertrieben.
Kritik an Russlands Raketenangriffen
Bundeskanzler Scholz sagte zu den Angriffen, der russische
Bei einem Verteidigungsgipfel früherer Sowjetrepubliken forderte der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew einen Friedensschluss in Russlands Krieg gegen die Ukraine. "Was die Ukraine betrifft, denke ich, dass die Zeit für eine kollektive Suche nach einer Friedensformel gekommen ist", sagte Tokajew beim Gipfeltreffen der von Russland dominierten Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS).
Europäische Politikerinnen solidarisch mit Kiew
Europastaatsministerin Anna Lührmann (Grüne) und die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Nicola Beer (FDP) besuchten mit weiteren europäischen Politikerinnen am Mittwoch die Ukraine.
Lührmann kündigte weitere 40 Millionen Euro als humanitäre Hilfe für den Winter an. Weitere fünf Millionen Euro würden für ukrainische Schulen aufgewendet. Deutschland werde auch Generatoren liefern.
Polen schlägt deutsche Flugabwehr in der Westukraine vor
Polen änderte am Mittwoch seine Haltung zu dem Berliner Vorschlag einer gemeinsamen Verteidigung des Luftraums an der Nato-Ostgrenze. Deutsche Patriot-Flugabwehrsysteme sollten nicht wie geplant in Polen, sondern im Westen der Ukraine stationiert werden, schrieb Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak auf Twitter. "Dies würde es ermöglichen, die Ukraine vor weiteren Opfern und Stromausfällen zu bewahren und die Sicherheit an unserer Ostgrenze zu erhöhen."
In der vergangenen Woche war im ostpolnischen Dorf Przewodow im Grenzgebiet zur Ukraine eine Rakete eingeschlagen, zwei Zivilisten starben. Derzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Deutschland bot Polen daraufhin Patriot-Batterien und Eurofighter zum Schutz der Nato-Ostgrenze an.
Das wird am Donnerstag wichtig
Die Reparaturarbeiten am Stromnetz der Ukraine gehen am Donnerstag weiter. Die Ukraine erwartet zudem ein weiteres Schiff, um Getreide für den Transport über das Schwarze Meer aufzunehmen.
Am Mittwoch legten nach UN-Angaben drei Schiffe mit Getreide aus ukrainischen Häfen ab. Die Vereinten Nationen und die Türkei hatten die ukrainischen Exporte in Abstimmung mit Russland ermöglicht. (dpa/fte)