US-Präsident Donald Trump steht vor einer schweren Entscheidung. Sollen die USA Israel helfen, Irans Atomprogramm zu zerstören? Berichten zufolge scheint Trump die Geduld mit Teheran zu verlieren. Die Folgen wären gravierend.

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Donald Trump ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch mit Blick auf die Eskalation zwischen Israel und dem Iran wählte der US-Präsident zuletzt deutliche Worte – und befeuert damit Spekulationen, die USA würden schon bald militärisch in den Krieg intervenieren.

In seinem Onlinedienst Truth Social forderte Trump den Iran am Dienstag zur "bedingungslosen Kapitulation" auf. Zuvor hatte er auf der Plattform geschrieben, die USA wüssten, wo sich Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei verstecke – es gebe aber "zumindest vorerst" keine Absicht, ihn zu töten. Er unterstrich zudem, man habe den Luftraum über dem Land vollständig unter Kontrolle.

Der US-Nachrichtensender CNN berichtete zuletzt, dass Trump sich zunehmend bereit zeige für Schläge des US-Militärs gegen den Iran. Dem Bericht zufolge glaube der US-Präsident immer weniger daran, dass sich der Konflikt diplomatisch beilegen lasse. CNN beruft sich dabei auf zwei nicht namentlich genannte Quellen, die mit den Vorgängen rund um den Präsidenten vertraut seien.

Am Dienstag berief Trump ein Treffen des nationalen Sicherheitsrat ein. Das Gremium berät den Präsidenten üblicherweise in Angelegenheiten der Sicherheits- und Außenpolitik. Worum es in dieser Sitzung genau ging, ist unklar. Politische Beobachter halten es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass dabei auch über eine mögliche militärische Intervention gesprochen wurde.

Militäreinsatz könnte Trump zuhause schaden

Sollte sich Trump für einen Angriff auf den Iran entscheiden, würde der Konflikt weiter eskalieren, so viel steht fest. Als Anlass für eine Intervention wird in Washington ein Angriff des Iran auf die US-Streitkräfte in der Region gesehen.

Trump werde nicht tolerieren, dass irgendeinem US-Bürger "ein Haar gekrümmt würde", sagt ein Regierungsbeamter laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Trump selbst warnte den Iran in Online-Posts davor, "Raketen auf Zivilisten oder amerikanische Soldaten abzufeuern".

Das Problem für den Mann im Weißen Haus: Innenpolitisch könnte eine Einmischung der USA für ihn sehr unangenehme Konsequenzen haben. Zwar gibt es in seiner Republikanischen Partei Stimmen, die für einen möglichst harten Kurs gegenüber Teheran werben.

Doch innerhalb Trumps MAGA-Bewegung verfügen die sogenannten Isolationisten, die die USA aus globalen Konflikten weitgehend heraushalten wollen, über großes Gewicht. Sie warnen davor, dass militärische Schritte ein Debakel wie 2003 im Irak nach dem Einmarsch der USA auslösen könnten.

Vizepräsident JD Vance, selbst Irak-Veteran, zählt ebenfalls zur Gruppe der Isolationisten. Auch wenn er auf X zuletzt schon mal vorbeugend um Verständnis warb und erklärte, Trump könnte "zu dem Schluss kommen, dass er weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden".

Die GBU-57 könnte der Game Changer sein

Trump stehe vor einer "wichtigen politischen und militärischen Entscheidung, die sein Vermächtnis im Nahen Osten bestimmen könnte", sagt Behnam Ben Taleblu, Direktor des Iran-Programms bei der neokonservativen US-Denkfabrik Foundation for Defense of Democracies (FDD) in Washington. Diskutiert werden in Washington mehrere Optionen. Sie reichen von erhöhtem Druck für eine Verhandlungslösung über militärische Hilfe für Israel bis hin zu einem Sturz der iranischen Führung. Vertreter der US-Regierung erklärten dazu, die Lage ändere sich "stündlich" und sei noch im Fluss. Trump halte sich deshalb alle Möglichkeiten offen.

Um Israel militärisch zu unterstützen, könnte der US-Präsident und Oberbefehlshaber seinem Verbündeten auch eine strategische Waffe zur Verfügung stellen, über die die Regierung von Benjamin Netanjahu nicht selbst verfügt: die GBU-57.

Dabei handelt es sich um eine bunkerbrechende Bombe, mit der sich die unterirdische iranische Atomanlage Fordo südlich von Teheran "vollständig zerstören" ließe, wie der Iran-Experte Ali Vaez von der Denkfabrik International Crisis Group in Washington sagt.

Zuletzt hatten die USA bereits das Kriegsschiff USS Nimitz sowie Kampfflugzeuge in die Region verlegt. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte dazu lediglich erklärt, man wolle die "Verteidigungsposition" der USA in der Region verstärken.

Iran sieht USA mitverantwortlich für Israels Angriffe

Israel hatte in der Nacht zum Freitag einen beispiellosen Großangriff auf den Iran gestartet, Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche ranghohe Militärs getötet. Der Iran reagierte mit Raketen- und Drohnenangriffen auf Ziele in Israel.

Westliche Staaten und Israel werfen dem Iran vor, die Urananreicherung hochgefahren zu haben, um eine Atombombe zu bauen. Teheran weist das Ziel einer atomaren Bewaffnung zurück. Trump hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass der Iran unter keinen Umständen an Atomwaffen kommen dürfe.

Der Iran wirft den Vereinigten Staaten derweil Komplizenschaft bei den israelischen Angriffen vor. "Die Mitschuld der USA an diesem Terroranschlag steht außer Zweifel", sagte der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York. Man werde "nicht vergessen, dass unser Volk durch die israelischen Angriffe mit amerikanischen Waffen sein Leben verloren hat. Diese Aktionen kommen einer Kriegserklärung gleich." (afp/dpa/thp)

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