• Die SPD hat die Landtagswahl im Saarland mit 43,5 Prozent für sich entschieden.
  • Eine sozialdemokratische Alleinregierung ist somit möglich.
  • Man kann diesen Sieg durchaus historisch nennen - schließlich war das kleinste Bundesland der Republik die vergangenen 23 Jahre fest in der Hand der CDU.
  • Maßgeblich zuschreiben darf sich diesen SPD-Erfolg Spitzenkandidatin Anke Rehlinger.

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Ihre Freude ist riesengroß. Strahlend tritt Anke Rehlinger (SPD) vor die Parteifreunde, die sie vor lauter Beifall und Jubel erst gar nicht zu Wort kommen lassen. Dann aber: "Das Saarland hat Rot gewählt. Die Saar-SPD hat die Wahl gewonnen", ruft Rehlinger ihnen zu. "Und nach 23 Jahren sind wir wieder stärkste Kraft als Sozialdemokratie an der Saar." Die Genossen liegen sich in den Armen und rufen "Anke, Anke, Anke."

FDP und Grüne nicht im Landtag vertreten - Grünen fehlen 23 Stimmen

Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis kam die SPD auf 43,5 Prozent. Die CDU erzielte 28,5 Prozent, ebenfalls in den Landtag kam nur die AfD mit 5,7 Prozent. FDP und Grüne sind danach nicht im Landtag vertreten.

Die Grünen kamen auf 4,99502 Prozent der Stimmen - nur 23 Stimmen zu wenig und somit ganz knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde. Die Landeswahlleiterin verwies darauf, dass beim endgültigen Ergebnis noch Abweichungen möglich seien. Dies betreffe die Zahl der Wahlberechtigten, der Wählerinnen und Wähler sowie der gültigen und ungültigen Stimmen, aber auch die Sitzverteilung im Landtag. Würden die Grünen den Einzug in den Landtag doch noch schaffen, würde dies aber aller Voraussicht nach nichts an der absoluten Mehrheit der SPD ändern.

SPD-Alleinregierung nun möglich

Rehlinger, bisher in einer großen Koalition Vize-Regierungschefin, hat ihr Ziel erreicht: "Das Vize muss weg", das war ihr Motto. Nun wird sie als erste SPD-Ministerpräsidentin an der Saar regieren. Nach dem fulminanten Ergebnis reicht es sogar für eine SPD-Alleinregierung.

Es ist schon ein historischer Machtwechsel, der am Sonntag im Saarland passiert, denn mit dem Wahlsieg von Rehlinger ist die SPD erstmals seit fast einem Vierteljahrhundert wieder stärkste Kraft an der Saar geworden. Seit 1999 hatte die CDU den Ministerpräsidenten gestellt, die Groko gibt es im kleinsten deutschen Flächenland seit 2012.

SPD hatte im Saarland schon die Bundestagswahl gewonnen

Der Triumph der SPD hatte sich abgezeichnet. Bereits bei der Bundestagswahl vor rund einem halben Jahr waren die Sozialdemokraten zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder als Wahlsieger vom Platz gegangen. Und in den Umfragen der letzten Monate hatten die SPD und Wirtschaftsministerin Rehlinger stabil und deutlich vor der CDU und Hans gelegen.

Der Sieg tut Rehlinger doppelt gut. Zum einen, weil sie es beim ersten Anlauf vor fünf Jahren gegen die damalige Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nicht geschafft hatte. Zum anderen, weil sich ihre Arbeit über zehn Jahre als Ministerin in einer großen Koalition jetzt ausgezahlt hat. "Ich sehe das auch als Bestätigung unserer guten Arbeit", sagt sie. "Die Saarländer kennen mich. Sie wissen, sie können sich auf mich verlassen", sagt die Rechtsanwältin.

Tobias Hans verliert klar - trotz Amtsbonus

Klarer Verlierer ist Hans. Er war als Nachfolger von Kramp-Karrenbauer im März 2018 ins Amt gekommen, als diese nach Berlin wechselte. Seine erste richtige Wahl um das Amt hat der 44-Jährige nun laut Hochrechnungen mit 27,5 bis 27,6 Prozent verloren - das schlechteste Ergebnis im Saarland seit 1955. "Wir haben eine herbe Niederlage erlitten bei dieser Wahl", sagt Hans enttäuscht. "Das ist natürlich auch eine Niederlage für mich persönlich." Er werde die Verantwortung dafür übernehmen und kündigte persönliche Konsequenzen an. Wie genau die aussehen, das werde am Montag besprochen.

Der Amtsbonus, auf den Regierungschefs in der Regel bauen können, zog bei Hans nicht. Er sieht sich in der Corona-Pandemie als Überbringer von schlechten Nachrichten abgestraft. "Offensichtlich wird der Frust, der mit Corona zusammenhängt, bei mir abgeladen und auch mit dem Amtsinhaber in Verbindung gebracht."

Oskar Lafontaine hat der Linken einen Schlag versetzt

Andere warfen Hans dagegen vor, seine Meinungen vor der Wahl zu oft geändert zu haben. Seine smarte, moderne Art kam nicht überall an. Dann bremste ihn eine Corona-Infektion kurz vor der Wahl aus - und schließlich sickerte in Medienberichten durch, dass die Bundes-CDU angeblich auf Distanz zu Hans gehe. Was für ihn schmerzlich gewesen sein muss.

Lange Gesichter gab es auch bei den Linken, die nach 13 Jahren im Landtag den Wiedereinzug in den Landtag verpassten. "Das ist ein Schlag", räumt Spitzenkandidatin Barbara Spaniol ein. Eine Quittung für vieles, vor allem für lange interne Streitigkeiten. Aber auch der kürzliche Austritt des Linken-Politikers Oskar Lafontaine aus der Partei richtete Schaden an. Dass Wähler der Linken den Rücken kehrten, kam wiederum der SPD zugute, sind sich Experten sicher. (dpa/mcf/ash)