Finanzen und Frauen, das kann eine gute Verbindung sein, vor allem, wenn Frauen ihre eigenen Stärken bei Geld und Sparen entdecken. Und da gibt es in jeder Lebensphase ein paar hilfreiche Kniffe.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Kind, verlass Dich nur niemals auf einen Mann", sagte meine Oma immer. Damals – und auch heute noch - hielt ich das für reichlich übertrieben. Aber wie so oft: Ein Kern Wahrheit steckt eben doch in Omas Sprüchen.

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Denn auch wenn auf viele Männer durchaus Verlass ist: Zuallererst sollten Frauen sich auf sich selbst verlassen können. Das gilt gerade auch beim Geld. Die Zahlen, die zum Equal Pay Day (7. März) und Weltfrauentag (8. März) rauf und runter laufen, sprechen für sich: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer, sie sind seltener in Führungspositionen und als Folge davon bekommen sie deutlich weniger Rente.

Was ist der Equal Pay Day?

  • Der Equal Pay Day markiert symbolisch den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern unbezahlt arbeiten, wenn man den geschlechtsspezifischen Lohnunterschied (Gender Pay Gap) betrachtet.
  • In Deutschland lag der unbereinigte Gender Pay Gap 2023 bei 18 Prozent. Rechnerisch arbeiten Frauen demnach 18 Prozent des Jahres ohne Bezahlung. Entsprechend fällt der Equal Pay Day in diesem Jahr auf den 7. März (18 Prozent nach Jahresbeginn).
  • 2024 sank der Gender Pay Gap auf 16 Prozent, sodass der Equal Pay Day im nächsten Jahr bereits am 27. Februar stattfindet.
  • Der Tag soll Bewusstsein für die Lohnungleichheit schaffen und Unternehmen sowie Politik dazu motivieren, Maßnahmen für eine gerechtere Bezahlung zu ergreifen. Die diesjährige Kampagne setzt sich besonders für Lohntransparenz ein.

Zum Teil sind dafür gesellschaftliche Strukturen verantwortlich, zum Teil aber auch Verhaltensweisen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und Frauen daran hindern, das Beste aus ihrem Potenzial zu machen. Wie meine Oma schon wusste: Wer sich auf andere verlässt, verlässt sich weniger auf sich selbst – und hat einen Nachteil, wenn sie irgendwann allein dasteht.

Ich habe für mich daher beschlossen, dass ich mich durchaus auf einen – meinen – Mann verlasse, wenn es darum geht, in der Partnerschaft füreinander da zu sein und Kinder großzuziehen. Beim Geld aber verlasse ich mich zuallererst auf mich selbst, und das schon sehr lange. Was ich dabei gelernt habe, sind fünf Dinge quer durch alle Lebensphasen.

Beim Berufseinstieg

Ob in Erziehung, Informatik, im Büro oder Handwerk, ob Ausbildung oder Studium: Das Wichtigste ist, einen Beruf zu wählen, der einem liegt – dann ergibt sich der Rest fast von selbst. Also: Informieren Sie sich gründlich, welche Anforderungen ein Beruf stellt und welche Fähigkeiten und Eigenschaften nötig sind – und gehen Sie in sich, ob Ihnen das wirklich liegt. Ein Praktikum (oder mehrere) kann dabei helfen.

Eine Einschränkung allerdings gibt es: Geldverdienen ist auch wichtig. Im Jahr 2024 waren laut Destatis 21 Prozent der Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufen und Branchen tätig sind. Wenn Sie zwischen zwei Berufsfeldern schwanken, informieren Sie sich, in welchem besser bezahlt wird. Und wenn Ihr Herz an einem traditionell schlecht bezahlten Beruf hängt, versuchen Sie zumindest, bei einem tarifgebundenen Unternehmen angestellt zu werden.

Bleiben Sie offen dafür, sich weiterzuentwickeln – auch das ist leichter, wenn Ihnen der Beruf liegt. Fordern Sie schon früh Weiterbildungen ein und informieren Sie sich selbst, welche Möglichkeiten es gibt.

In der Partnerschaft

Ja, es ist schwer, mit dem Partner über Geld zu sprechen – aber notwendig. Mir hat es geholfen, mit eher allgemeinen Themen anzufangen, nicht gleich mit der konkreten Geldverteilung in einer Beziehung.

Zum Beispiel: Welche Vorstellungen haben wir vom Umgang mit Geld? Bin ich eher der Typ, der immer alles gleich ausgibt oder fühle ich mich nur wohl, wenn ich jeden Monat etwas sparen kann? Wer weiß, was der oder die andere braucht, kann eher verstehen, wo Konfliktthemen liegen. Denn Geld ist ein hochemotionales Thema.

Vor der Familiengründung

Wer in der Partnerschaft über Geld sprechen kann, kann dann auch leichter über die gerechte Aufteilung von Kindererziehung und Teilzeitarbeit sprechen – und über die finanziellen Folgen dieser Entscheidungen. Wer beruflich zurücksteckt, hat später weniger Rente. Im Fall einer Trennung kann das schmerzhafte Folgen haben. Es gibt mehrere Wege, um das zu umgehen.

Einer ist, dass beide Partner zeitweise Teilzeit arbeiten, ob gleichzeitig oder abwechselnd. Ein anderer Weg ist, dass nur einer Teilzeit macht, aber mit einer möglichst hohen Stundenzahl, um die Einbußen gering zu halten. Wieder eine andere Variante ist, miteinander zu vereinbaren, dass der Vollzeit arbeitende Partner die Erziehungsarbeit finanziell ausgleicht: etwa durch einen Sparplan für die Altersvorsorge desjenigen, der beruflich zurücksteckt.

In der Lebensmitte

Jetzt kommen weitere ganz konkrete Schritte: Ab 40 sollten Sie Ihren Rentenverlauf klären. Zeiten für Kindererziehung und Ausbildungszeiten müssen korrekt vermerkt sein, damit Sie später auch die Rente bekommen, die Sie verdienen.

Möglicherweise lohnt es sich, für Ausbildungszeiten nachzuzahlen. Das geht bis zum Alter von 45 Jahren. Überschlagen Sie, wie viel Rente Sie erwarten können und machen Sie einen Plan, um eventuell noch etwas zusätzlich anzusparen. Weitere Tipps hat die Stiftung Warentest hier gesammelt.

Die ganze Zeit über

Egal in welcher Lebensphase: Es ist immer eine gute Idee, jeden Monat eine kleine Summe zur Seite zu legen. Sei es für die Altersvorsorge oder für einen großen Wunsch – ein Finanzpolster sollten Sie auf jeden Fall anstreben. Dafür brauchen Sie keine Versicherungen oder teure Finanzprodukte, wie manche Bankberater sie empfehlen. Für den ersten Einstieg reicht es, ein Tagesgeldkonto zu einem guten Zinssatz abzuschließen. Dort sollten Sie so lange Geld ansparen, bis Sie mindestens drei Monatsnettogehälter als eiserne Reserve haben.

Für alles, was darüber hinausgeht, können Sie darüber nachdenken, einen Teil Ihres Geldes an der Börse anzulegen. Aber nur, wenn Sie einen langen Atem und gute Nerven haben, denn dort kann es zwischendurch auch mal heftig nach unten gehen. Solche Phasen sollten Sie aussitzen können, ohne verkaufen zu müssen. Langer Atem bedeutet: Sie sollten das Geld, das in ETFs liegt (diese Art von Fonds ist besonders günstig zu haben) mindestens 10, besser 15 Jahre lang nicht benötigen.

Gute Nerven heißt: Sie sollten es aushalten können, wenn Ihre ETFs zwischendurch möglicherweise die Hälfte ihres Werts verlieren – und dann nicht verkaufen, sondern warten, dass die Kurse wieder steigen. Wer das nicht durchstehen möchte oder kann, bleibt besser bei Tagesgeld.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Stiftung Warentest Finanzen und ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Die Stiftung Warentest testet seit 60 Jahren Finanzdienstleistungen und veröffentlicht die Ergebnisse auf test.de und in ihren Magazinen. Alle Publikationen sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

Verwendete Quellen