Aorten-Aneurysmen: Am Frankfurter Uniklinikum verbessern Ärzte die Diagnose und Behandlung von lebensgefährlichen Ausbeulungen der Hauptschlagader. Sie setzen auf minimalinvasive Eingriffe und maßgefertigte Prothesen.

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Ein Laborversuch, der auf ein neues Medikament hoffen lässt, ein Gift, das man nicht vermutete, wo man es gefunden hat – beinahe täglich vermelden Forscher Erkenntnisse, die Hoffnungen oder Befürchtungen wecken. Wir fragen nach, was aus solchen Entdeckungen geworden ist.

Der ältere Herr, den Oberarzt Wojciech Derwich mit dem Ultraschallgerät untersucht, hat in doppelter Hinsicht Glück gehabt. Zum einen, weil seine Krankheit erkannt wurde, bevor sie ihn womöglich in Lebensgefahr gebracht hätte: Zufällig wurde bemerkt, dass sich an der Bauchaorta des Mannes ein Aneurysma gebildet hatte. Wenn eine solche Ausbeulung der Gefäßwand reißt, kann der enorme Blutverlust innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen. 75 bis 80 Prozent der Menschen, die eine solche Ruptur erleiden, sterben daran.

Der zweite Grund, warum Derwichs Patient gute Laune hat, ist der Umstand, dass sein Aneurysma im Frankfurter Uniklinikum offenbar erfolgreich behandelt wurde. Die dortige Gefäßchirurgie ist Referenzzentrum für die Versorgung solcher Defekte, die gar nicht so selten sind: Etwa zwei Prozent aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren sind betroffen; von ihnen werden rund zehn Prozent wahrscheinlich operiert. Ein Eingriff werde empfohlen, wenn die Aussackung einen Durchmesser von mindestens 5,5 Zentimeter habe, sagt Kyriakos Oikonomou, Leiter der Gefäßchirurgie.

Forschungsprojekt mit 4D-Ultraschall

Zur Expertise der Frankfurter Spezialisten gehört es, die Gefahr zu beurteilen, die von einem Aorten-Aneurysma ausgeht. Hierzu läuft ein Forschungsprojekt, in dem die Gefäßchirurgen mit Ingenieuren der Frankfurt University of Applied Sciences zusammenarbeiten; im April hat die F.A.Z. erstmals darüber berichtet. Ziel ist es, erweiterte Blutgefäße mithilfe von 4D-Ultraschall dreidimensional und im Zeitverlauf so darzustellen, dass erkennbar wird, an welchen Stellen sie reißen könnten.

In dem Projekt wird die Ultraschalldiagnostik mit der Bildgebung durch eine Computertomographie verglichen. Außerdem werden mechanische Versuche mit Gewebeproben angestellt. Die Frankfurter Uniklinik ist laut Oikonomou eines von wenigen deutschen Krankenhäusern, die ein 4D-Ultraschallgerät besitzen: "Das ist aber noch keine Standarduntersuchung, die allen Patienten angeboten wird. Ein Einsatz im klinischen Alltag könnte innerhalb der nächsten zehn Jahre möglich werden." Wobei die neue Methode die bisherigen Diagnoseverfahren nicht ersetzen, sondern ergänzen dürfte.

Stents können mehr als 20 Zentimeter lang sein

Aorten-Aneurysmen verursachen nur selten Beschwerden. Meist werden sie bei einer Untersuchung der Bauchorgane aus anderen Gründen entdeckt oder aber bei einem Vorsorge-Ultraschall, der älteren Menschen oder Patienten mit Risikofaktoren von der Krankenkasse bezahlt wird. Ein solches Screening können Angiologen oder Gefäßchirurgen vornehmen. Entdecken sie eine besorgniserregende Verformung der Schlagader, kann den Betroffenen zum Beispiel im Frankfurter Uniklinikum geholfen werden. Oft genügt dafür heute ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem durch einen Schnitt in der Leiste eine Prothese, ein sogenannter Stent, an die deformierte Stelle geschoben wird.

Oikonomou und seine Kollegen verwenden dafür nicht nur Standardbauteile, sondern lassen wenn nötig Stents von einer Spezialfirma individuell anfertigen. Sie können dann auch Verzweigungen abdecken, an denen von der Bauchaorta zum Beispiel Gefäße zur Blutversorgung des Darms abgehen. Bis zu 22 Zentimeter lang und 4,6 Zentimeter breit können solche Prothesen sein. Wenn nötig können mehrere Stents aneinandergereiht werden. Solche Eingriffe dauern dann mehrere Stunden und werden unter Narkose vorgenommen, während für das Einsetzen eines einfachen Stents eine lokale Betäubung genügt.

In jedem Fall ist das minimalinvasive Vorgehen schonender als eine offene Operation: Bei Standard-Stents betrage die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen ein bis zwei Prozent, beim konventionellen Eingriff drei bis vier Prozent, sagt Derwich. Die Prothesen können das ganze Leben im Körper bleiben, manchmal muss nach Oikonomous Worten aber "nachgearbeitet" werden: "Es handelt sich um Teile, die sehr hohen Kräften ausgesetzt sind, und um eine Erkrankung, die mit der Zeit neue Erweiterungen der Hauptschlagader verursachen kann", erläutert der Professor. Wichtig sei daher eine sorgfältige Nachkontrolle.

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So wie bei dem älteren Mann auf der Untersuchungsliege, der eine individuell angefertigte Aortenprothese erhalten hat. Acht Tage ist der Eingriff her. Derwich ist zufrieden mit dem, was er auf dem Monitor sieht: Der Stent sitzt korrekt, die Schlagader arbeitet normal. Bald kann der Patient nach Hause entlassen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihn sein Aneurysma noch einmal in Gefahr bringt, ist relativ klein. Oikonomou sagt: "Für Patienten, die einen Stent bekommen, ist das Risiko, an einem Einriss der Hauptschlagader zu sterben, langfristig geringer als fünf Prozent."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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