Steinmetzbetrieb F. Hofmeister: Erdgeschichte in der Küchenarbeitsplatte und ein Grabstein, der zum Lachen bringt: Bei F. Hofmeister braucht es Fingerspitzengefühl. Ein Besuch in einem Frankfurter Steinmetzbetrieb, der mit der Zeit geht.

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Wer gegenüber dem Frankfurter Hauptfriedhof in die Vorgärten der Steinmetzbetriebe schaut und den Blick über viel polierten Marmor in sparsamen Formaten, wiederaufbereitete Sandsteine, geschwungene Schriften und ab und an ein Engelchen gleiten lässt, der bleibt an einem gemeißelten QR-Code hängen.

Smartphone gezückt, das seltsame quadratische Puzzle auf der Oberseite eines hochkant stehenden Steinblocks gescannt – und schon lebt auf dem Bildschirm Michael Jackson wieder auf und raunt und juchzt seinen "Thriller" auf den Gehsteig vor der Grabsteinrevue.

Matthias Hofmeister freut sich über die Aufmerksamkeit: "Hier kommen viele Schüler auf ihrem Weg zum Rewe vorbei – und wenn sie was zu lachen haben, denken sie vielleicht bei der Berufswahl auch an die Steinmetze!"

Hofmeister selbst ist Steinmetz in fünfter Generation. Der Achtundfünfzigjährige hat erst eine Lehre in einem Betrieb in Miltenberg absolviert und sich auch zum Restaurator ausbilden lassen, danach Betriebswirtschaftslehre studiert, sodann seinen Meister gemacht, und schließlich noch die Prüfung zum staatlich vereidigten Sachverständigen.

Und sein Geschäft läuft. "Unsere Auftragsbücher sind voll, wir sind ausgelastet", erzählt der Chef bei einem Besuch in Fechenheim. Das Gelände an der Eckenheimer Landstraße gegenüber dem größten Frankfurter Friedhof dient als Schaufenster und Büro; die Platten für Bodenbeläge, Fassaden, Küchen und eben Grabsteine aber werden im Natursteinwerk im weniger zentralen Stadtteil Fechenheim bearbeitet, wo eine große Halle in zwei Bereiche geteilt wurde.

In der Nasswerkstatt werden mithilfe mächtiger Maschinen und viel Wasser, das den Marmor- und Steinstaub bindet, die benötigten Platten geschnitten, geschliffen und poliert. Nebenan in der Steinmetzwerkstatt geht es etwas leiser zu, hier werden Steine behauen, beschädigte Grabmale oder Fassadenelemente restauriert und beschriftet.

Dafür braucht es größte Sorgfalt. Mithilfe eines Lineals zieht Lehrling Damin Day feine Linien mit einem Bleistift auf einen Stein, die Buchstaben wird er später vorsichtig ausmeißeln. Meister Roman Nawrowski braucht keine Schablone: "So flüssig, wie unsereiner mit der Hand schreibt, so kann der Roman meißeln", lobt Matthias Hofmeister.

Heute werden die meisten Schriften allerdings gestrahlt. Auch dafür muss die Vorarbeit penibel ausgeführt sein: Die Schrift wird auf ein dickes Stück Folie gezeichnet, dann mit einem Minicutter ausgeschnitten und auf den Stein geklebt. Schließlich wird in einer abgeschlossenen Kammer, bewehrt mit Schutzanzug, der Stein eingespannt, ein Maschinenarm in Stellung gebracht und mit Metallstaub auf die Folie gestrahlt – die gibt nach und schützt den Stein, die ausgeschnittene Schrift aber wird eingefräst.

Stolz zeigt Matthias Hofmeister die Übungsstücke, an denen Day kreativ geworden ist, von Hand mit einem runden Holzhammer und Meißel "Schläge zieht", die sich dann zu Nachhaltigkeitssymbolen formieren, auf 20 mal 20 Zentimeter großen Sandsteinwürfeln, die sich zu einer beeindruckenden Weltenrettungssäule stapeln lassen: "Erst muss er lernen, wie das von Hand geht, später nimmt er dann auch die Maschine", erklärt der Chef, der sich freut, mit Day einen sichtlich begeisterten Azubi im Betrieb zu haben. "Eigentlich wollte ich was mit Metall machen", erzählt Damin Day. "Dann habe ich aber erst mal ein Praktikum bei einem Onkel in seiner Steinmetzwerkstatt gemacht – und bin bei den Steinen geblieben."

Der Nachwuchs liegt dem Chef besonders am Herzen: "Wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten", sagt Hofmeister und benennt damit seine größte Sorge. Allzu vielen gelte ein Studium als Königsweg in den Beruf. Dass es im Handwerk und gerade bei den Steinmetzen viele Wege gebe, Geschick und Talent zu fördern, Verantwortung zu übernehmen, Zusatzqualifikationen zu erwerben und Karriere zu machen, sei vielen nicht bewusst.

Hofmeister setzt auf Praktika – nicht nur Damin, auch der Geselle Jonas Petri, der den Besuchern den Umgang mit der schon 80 Jahre alten Fräse demonstriert, fand so in den Traditionsbetrieb, der 1864 gegründet wurde. Petri kam 2013 als Schüler für zwei Wochen zum Schnuppern – und kehrte als Lehrling zurück.

Die Stimmung in der Steinmetzhalle ist locker, es wird konzentriert und routiniert gearbeitet. Von den Wänden grüßen alte Gipsvorlagen mit Engeln, Christusmotiven, Schiffen, Wappen und auch einem steigenden Hirsch. Früher, als das Lohnkostenniveau dies noch zuließ, wurden sie auf Kundenwunsch auf Grabsteine übertragen.

70 Prozent vom Umsatz machen die Grabsteine und -platten aus, obwohl anonyme Bestattungen in Friedwäldern immer beliebter werden, der Trend zu Feuerbestattungen ungebrochen ist und damit mehr kleine Urnenplatten bestellt werden. Zehn Handwerker zählt der Betrieb, unter diesen drei Meister.

Am Meisterzwang, der im Steinmetzhandwerk gilt, möchte Hofmeister nicht rütteln. "Im Ausland werden wir um die Qualität unserer dualen Ausbildung beneidet", sagt er. Wer dafür bürgen müsse, dass beispielsweise Steinplatten nicht aus Fassaden auf Passanten stürzen, dass beim Haareschneiden niemand verletzt wird oder Schwimmbadfliesen nicht zu Stolperfallen werden, wer also in "gefahrgeneigten" Branchen Verantwortung trage, der solle auch in Zukunft eine sorgfältige Ausbildung und Erfahrung nachweisen müssen. Muss es denn eine Meisterprüfung sein? Würde nicht auch der Nachweis von Berufserfahrung langen? "Wie wollte man denn bei der sogenannten Berufsvalidierung die Maßstäbe setzen?" hält Hofmeister dagegen.

Dass er ansonsten offen für Neues ist, zeigt sich daran, dass es in seinem Betrieb international zugeht und "dass bei unseren Team-Meetings, wie bei der Eintracht, meist Englisch gesprochen wird." Artur Lukianenko beispielsweise, der in der Steinmetzhalle ein schönes Grabkreuz aus weißem Marmor repariert, gegen das ein Gärtner gefallen war, kommt aus der Ukraine. "Er hat dort schon an der Front gekämpft", erzählt Hofmeister, "sein Sohn auch." Derzeit bangt das Team, ob Lukianenko bleiben kann und sein Aufenthaltstitel weiter anerkannt wird. "Wir brauchen ihn."

Auch aus Serbien, Kroatien, Italien, Portugal, Griechenland und Spanien kommen Kollegen, die Bewerbungen erreichen den Frankfurter Betrieb übers Internet. Nicht immer klappt es mit der Arbeitserlaubnis, da wünscht sich Hofmeister mehr Tempo.

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Einstweilen trägt er die Begeisterung für sein Metier bei Praktika, Vorträgen und Betriebsführungen weiter: "Gucken Sie sich die verschiedenen Platten an – diese Maserung trägt der Stein nun schon 50 bis 60 Millionen Jahre. Wenn Sie daraus eine Küchenarbeitsplatte machen, schneiden Sie Ihre Zwiebeln auf einem Stück Erdgeschichte."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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