Exzellenzpreis verliehen: Zwei didaktisch wertvolle Spiele, ein Buddy-Projekt mit Lerneffekt und eine offene Werkstatt zum Löten und Laserdrucken: Dies sind die Ideen, die im hessischen Wettbewerb für exzellente Hochschullehre ausgezeichnet wurden.
Die Lektion ist gleichermaßen bitter wie ermutigend. "Wenn sie realistisch spielen, scheitern sie; wenn sie kooperativ spielen, kriegen sie es hin", sagt Michèle Knodt. Mit "sie" meint die Politologie-Professorin jene Studenten der TU Darmstadt, die an der Lehrveranstaltung "Energiewende gestalten" teilnehmen. Darin integriert ist ein sogenanntes Serious Game, in dem die angehenden Politik- und Ingenieurwissenschaftler die Rollen von Verbrauchern, Wirtschaftsvertretern und Politikern einnehmen. Der Auftrag: Deutschland bis 2045 klimaneutral machen. Im Planspiel darf die Mission auch scheitern, und aus Misserfolgen wie aus gelingenden Szenarien lässt sich laut Knodt eine Lehre ziehen: Das ambitionierte Ziel ist erreichbar – aber nur, wenn alle Akteure zusammenarbeiten.
Die Diskussion darüber, wie wahrscheinlich das ist, dürfte ebenfalls ein spannender Teil des Darmstädter Seminars sein, dem am Donnerstagabend eine hoch dotierte Ehrung zuteil wurde: Das von Knodt und weiteren TU-Dozenten koordinierte Angebot wurde bei der Verleihung des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre mit dem 1. Projektpreis gewürdigt. Die 60.000 Euro Preisgeld, die damit verbunden sind, wollen die Erfinder des Planspiels nutzen, um es zu vereinfachen und es damit für Schulen, aber auch für Studenten an ausländischen Unis nutzbar zu machen.
Psychologiestudenten geben Lerntipps
Das Lehrprojekt, das Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) im Jügelhaus der Senckenberg-Gesellschaft mit dem 2. Preis und 30.000 Euro auszeichnete, hat nicht nur didaktischen, sondern auch sozialen Wert. Im Seminar "Call-a-CAB" helfen Psychologiestudenten anderen Studierenden mit Lernproblemen und sammeln dabei Erfahrungen als Coaches. "CAB" steht für "Come-Along-Buddy", wie die Professorin Sabine Windmann erklärt. Die Seminarteilnehmer bilden mit den Rat suchenden Kommilitonen Tandems und helfen ihnen etwa dabei, ihr Studium besser zu organisieren. Die Beratungen werden dokumentiert und diskutiert, wodurch die angehenden Psychologen lernen, wie man mit Kollegen Fälle bespricht.
Der 3. Projektpreis, ausgestattet mit 15.000 Euro, ging wiederum an die Erfinder eines Spiels. Es heißt "Game of Theories"; ausgedacht haben es sich Cornelia Füssenhäuser und Diana Bruski von der Hochschule Rhein-Main. Studenten der Sozialen Arbeit sollen damit lernen, sonst oft als trocken empfundene Theorien in der Berufspraxis anzuwenden. Dazu dienen im Spiel typische Fälle aus der Sozialarbeit, welche die Teilnehmer mithilfe theoretischen Wissens lösen müssen.
Durch und durch praktisch ist das Angebot, für das eine Gruppe von elf Studenten der Goethe-Universität den mit 10.000 Euro dotierten Preis für eine studentische Initiative erhielt. Im "Make Lab" können Studenten aller Fachbereiche lernen, wie man lötet und Elektrogeräte repariert, aber auch, wie 3D-Druck oder Lasercutting funktionieren. Das kann für den Alltag ebenso nützlich sein wie für das Studium: Ein Nachwuchsmediziner zum Beispiel, der Kehlkopfschnitte üben will, kann sich in der offenen Werkstatt ein Kehlkopfmodell ausdrucken. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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