Unternehmen ist insolvent: Die Papierfabrik Ober-Schmitten muss den Betrieb einstellen. Dies teilte der Insolvenzverwalter mit.
Dabei gilt ein Produkt der Fabrik durchaus als zukunftsträchtig. Ein Hoffnungsschimmer bleibt den 180 Beschäftigten.
Seit Anfang September haben die 180 Beschäftigten der traditionsreichen Papierfabrik Ober-Schmitten auf einen neuen Investor gehofft. Vergeblich: Am Freitagnachmittag überbrachte ihnen der vorläufige Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner die betrübliche Nachricht. Er informierte sie über "die notwendige Betriebseinstellung". Bis zum Frühjahr 2025 solle die Produktion aber bestehen bleiben.
Zuvor war von mit der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens vertrauten Personen zu hören gewesen, die Suche nach einem Käufer gestalte sich schwierig. Der neue Eigentümer müsste demnach Millionen Euro in das 1828 gegründete Werk stecken, das jahrelang zum amerikanischen Glatfelter-Konzern zählte.
Der kurz POS genannte Betrieb stellt sogenanntes Pergamyn-Papier her. Landläufig wird es als Butterbrotpapier bezeichnet und dient als Verpackung von Lebensmitteln und Süßigkeiten. Es gibt aber auch eine technische Linie.
Noch möglich, Interessenten zu finden
Im Spätsommer vergangenen Jahres übernahm die IS Holding aus der Türkei den Betrieb und holte ein Reihe von zwischenzeitlich abgewanderten früheren Mitarbeitern zurück in die Fabrik in Nidda.
Noch im Frühjahr dieses Jahres machte sie Mut und stellte eine neue Maschine in Aussicht. Das in Ober-Schmitten hergestellte Transparentpapier habe eine große Zukunft für die Verpackung von Lebensmitteln und elektronischen Bauteilen, meinte der Chef der IS Holding. Er verwies auf die Vorgabe der Europäischen Union, aus Erdöl hergestellte Kunststoffe steuerlich zu verteuern und nach und nach aus dem Markt zu drängen. Diese Maschine traf aber nie ein. Der Insolvenzantrag im September überraschte die Belegschaft.
Nun steht in der Fabrik noch für die elektronischen Papiere die sogenannte Ausproduktion an. Diese kommen beispielweise in Kondensatoren, Kabeln, Transformatoren und Spulen zum Einsatz. "Kunden haben der Spezialpapierfabrik feste Aufträge für dieses Produkt erteilt und erforderliche finanzielle Beiträge für die kommenden drei bis vier Monate zugesagt, die für diese Bestellungen geplant sind", sagt Plathner.
Die Produktion werde vorbehaltlich der benötigten betrieblichen Versicherungen aufrechterhalten. "Während des Ausproduktionszeitraums wäre es noch möglich, einen Interessenten für die Spezialpapierfabrik Ober-Schmitten zu finden", ergänzt Plathner. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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