Als sie Noch-Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke das Ergebnis verkündete, schossen ihr die Tränen in die Augen.
Tränen der Erleichterung. Mit 60,2 Prozent der Stimmen ist die 34-jährige Bergisch Gladbacherin
Mehr als 450 CDU-Mitglieder und Interessierte waren zur Kandidatenkür gekommen, für die sich neben Caroline Bosbach auch Michael Freiherr von Maltzahn aus Burscheid und Fabian Felder aus Bergisch Gladbach beworben hatten. Während Caroline Bosbach 26 der abgegebenen 437 gültigen Stimmen auf sich vereinigen konnte, holte Freiherr von Maltzahn 173 Ja-Stimmen (39,6 Prozent) und Fabian Felder lediglich eine (0,2 Prozent).
"Ich werde Ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Wir gehen in einen großartigen gemeinsamen Wahlkampf. Ich danke euch", sagte die frisch gekürte CDU-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 99 (Rheinisch-Bergischer Kreis).
Mehrfach hatte die studierte Wirtschaftskommunikationsexpertin und langjährige Referentin in der Politik, die aktuell als Regulierungsmanagerin bei der Stromkontor Rostock GmbH in Bergisch Gladbach tätig ist, während ihrer pointierten Vorstellungsrede stürmischen Zwischenapplaus erhalten, hatte von ihrer Verbundenheit mit Bergisch Gladbach ebenso berichtet, wie von ihrer kommunal- und landespolitischen Arbeit in Wiesbaden und Hessen.
"Kommunalpolitik ist nicht das Kellergeschoss der Politik, sondern ihr Fundament", hatte die 34-Jährige, die seit acht Jahren Mitglied der CDU ist, bei ihren Parteikolleginnen und -kollegen zu punkten gewusst, sich für eine Stärkung der Wirtschaft und der Sozialen Marktwirtschaft, "bezahlbare und sichere Energie", eine "Migrationspolitik, die "gleichermaßen Humanität, aber auch Ordnung" sicherstelle, sowie "Stabilität und Sicherheit innen wie außen" aus.
CDU-Kandidatin Caroline Bosbach übt scharfe Kritik an zerbrochener "Ampel"
Der zerbrochenen Ampel-Koalition in Berlin warf sie "handwerklichen Dilletantismus" , "Allüren der drei Hauptprotagonisten" und "vor allem völlig unterschiedliche ideologische Ausrichtungen gepaart mit einer Klientelpolitik statt des Grundsatzes ‚zuerst das Land‘" vor. "Man konnte am Ende auf die Ampel drücken, wie man wollte, es kam nichts dabei heraus", sagte Bosbach und zitierte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann: "Wenn die Ampel kaputt ist, gilt wieder ‚rechts vor links‘."
Aber: "Gerade von der CDU erwarten , dass wir nicht einfach nur Kritik üben und Nein sagen , sondern dass wir auch die besten Lösungen anbieten", rief Bosbach auf und sprach sich für eine Abschaffung des Bürgergeldes in seiner heutigen Form, für Grenzkontrollen und ein "Land, in dem ich auch als Frau ohne mulmiges Gefühl S-Bahn fahren kann", sowie eine Wirtschaftspolitik, die fördere und nicht gängele, aus.
Neben dem Studium in Berlins größter Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung hatte Caroline Bosbach gearbeitet und nach eigenem Bekunden schon damals die Probleme kommen sehen, vor denen Deutschland heute stehe.
Unterlegener Bundeswehroberst will sich nun auf seine Berufskarriere konzentrieren
Mitbewerber Michael Freiherr von Maltzahn hatte sich in seiner Vorstellungsrede unter anderem für eine Zurückgewinnung des "Vertrauens in unseren Rechtsstaat", ein "Land der Forscher, Wissenschaftler und vor allem der Macher" ausgesprochen und seinen politischen Entwurf nach Ablösung der Ampel-Koalition präsentiert. Dabei hatte der 47-jährige Bundeswehroberst und verheiratete Vater dreier Kinder auch davon berichtet, wie er mit seiner Familie Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen hatte und auf sein Engagement im Johanniterorden hingewiesen.
Der 26-jährige Marine-Offizier Fabian Felder aus Bergisch Gladbach hatte sich in seiner Vorstellungsrede unterdessen vorwiegend auf Militär- und Sicherheitspolitik konzentriert, auch mit Kritik an der Ära Merkel nicht hinter dem Berg gehalten und dazu aufgerufen, dass sich die CDU "ehrlich machen" müsse. Dabei sei di CDU sein "Heimathafen", so der Marineoffizier.
Kandidatin und Mitbewerber dankten sich gegenseitig für fairen Umgang
Das Rennen der drei Bewerber entschieden die CDU-Mitglieder gleich im ersten Wahlgang deutlich. Fabian Felder und Michael Freiherr von Maltzahn, der bereits vor der Nominierungsversammlung ein eigenes Wahlkampfteam aufgestellt hatte, dankten ebenso wie Siegerin Caroline Bosbach für den fairen Umgang der Bewerber auch während der von der CDU organisierten "Roadshow", in deren Rahmen sich die Bewerber den Mitgliedern in mehreren Orten des Kreises vorgestellt hatten.
Michael Freiherr von Maltzahn will sich nun auf seine weitere Karriere in der Bundeswehr konzentrieren. Es stehe bereits ein weiterer Schritt an, für den man lediglich das Ergebnis der Aufstellungsversammlung habe abwarten wollen, so der 47-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Sich daneben weiterhin politisch in Rhein-Berg zu engagieren, könne schwierig werden angesichts des Arbeitsplatzes an der Offiziersschule der Luftwaffe in München, so von Maltzahn.
Erstmals in ihrer Geschickte schickt CDU Rhein-Berg eine Frau in Bundestagswahlkampf
Erstmals seit ihrem Bestehen schickt die CDU Rhein-Berg mit Caroline Bosbach eine Kandidatin bei einer Bundestagswahl ins Rennen. "Und da sag noch einer, die CDU habe ein Frauen-Problem", freute sich ihr Vater Wolfgang Bosbach, der sich zuvor während der Aufstellungsversammlung nach eigenem Bekunden so etwas wie der Trainer an der Seitenlinie gefühlt hatte: "Da sagt man immer, der hat alles in der Hand, aber du kannst ja gar nix machen", so der langjährige Bundestagsabgeordnete, der von 1994 bis 2013 insgesamt sechsmal als rheinisch-bergischer Direktkandidat ins Parlament gewählt worden war. Am Freitagabend bekannte er: "Heute bin ich aufgeregter als bei meiner eigenen Wahl."
Bereits vor der Kandidatenaufstellung hatte der auf eigenen Wunsch bei der nächsten Wahl aus dem Parlament ausscheidende Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Dr. Hermann-Josef Tebroke die Mitglieder aufgerufen, sich nach der Wahl, hinter den Kandidaten oder die Kandidatin zu stellen. Nun liegt vor der CDU Rhein-Berg und ihrer Kandidatin ein kurzer Wahlkampf bis zur Bundestagswahl, nach Abstimmung zwischen CDU- und SPD-Fraktionschef im Bundestag voraussichtlich am 23. Februar stattfinden soll.
Wegen des neuen Wahlrechts werde es nicht reichen, "nur" den Wahlkreis zu holen, um als Direktkandidatin in den Bundestag einzuziehen, plädierte Caroline Bosbach für einen engagierten Wahlkampf: "Wir müssen auch ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielen." Ob sie ein Traumergebnis von mehr als 58 Prozent erreichen kann, wie es Vater Wolfgang Bosbach zuletzt 2013 gegen mehrere Direktkandidaten erzielte, wird sich bis zum voraussichtlichen Wahltermin im Februar zeigen. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.