Die Krise der Kölner CDU spitzt sich zu: Erst die Mitgliederversammlung der Kölner CDU am Samstagmorgen soll darüber entscheiden, ob die Partei tatsächlich an diesem Tag den Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im September 2025 wählt. Das ist zumindest der Sachstand am Freitagmorgen.
Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" sollen am Donnerstagabend in der Sitzung des erweiterten Parteivorstandes 20 stimmberechtigte Teilnehmer für die Verschiebung der OB-Kandidatenwahl gestimmt haben, drei sprachen sich dagegen aus und ein Mitglied enthielt sich. Die Abstimmung ist allerdings zunächst nur ein Stimmungsbild, das nicht bindend ist.
Mandl lehnt Verschiebung erneut ab
Trotz des für ihn verheerenden Ergebnisses soll Mandl weiterhin laut mehrerer Sitzungsteilnehmer an seinem Plan festhalten, am Samstag den OB-Kandidaten aufstellen lassen zu wollen. Neben Mandl steht auch Hendrik Biergans als Kandidat bisher fest.
Vorigen Sonntag hatte Mandl gesagt: "Der Kreisvorstand hat den Fahrplan so beschlossen. Es gibt keinen triftigen Grund für eine Verschiebung. Im Gegenteil. Die Mitglieder möchten zeitnah entscheiden." Am Freitag sagte er auf Nachfrage: "Ich sehe der Wahl morgen gelassen entgegen."
Schramma stützt Mandl
Es steht die Frage im Raum, ob Parteichef Karl Mandl nach den Ereignissen der vergangenen Tage tatsächlich OB-Kandidat der Partei werden kann. Wie berichtet, hat er am vergangenen Freitag angekündigt, das Mehrheitsbündnis im Stadtrat aus Grünen, CDU und Volt "zeitnah beenden zu wollen" – ohne Fraktion und geschäftsführenden Parteivorstand zu informieren. Nach einer Sondersitzung mit der Fraktion sah er am selben Abend plötzlich keinen Handlungsbedarf mehr.
Vor dem Stimmungsbild im Vorstand hatten schon die Bundestagsabgeordnete Serap Güler und der Landtagsabgeordnete Florian Braun eine Vertagung thematisiert. Beide sind Mitglieder des siebenköpfigen geschäftsführenden Vorstandes. Auch acht von neun Stadtbezirksvorsitzenden hatten die Verschiebung gefordert. Alt-OB Fritz Schramma sprach sich dagegen aus.
Keine Wortmeldung aus Düsseldorf
In der Düsseldorfer Parteizentrale wollte man sich am Freitagmorgen nicht zu den Vorgängen äußern. Die Landespartei hatte große Hoffnungen darauf gesetzt, die größte Stadt in NRW mit einem eigenen Kandidaten für die CDU zurückzuerobern. Der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte die Findungskommission allerdings frustriert verlassen, nachdem es zu Unstimmigkeiten mit der Kölner Parteiführung über die Vorgehensweise gekommen sein soll.
Im CDU-Landesvorstand genießt
Der Chef des CDU-Bezirks Mittelrhein, Nathanael Liminski, will sich vor der Versammlung am Samstag nicht zu den Vorgängen äußern. Liminski hatte im März 2023, als Mandl den damaligen Parteichef Bernd Petelkau abgelöst hatte, gesagt: "Karl Mandl hat alle Chancen und auch den Willen und das Zeug, mit der Partei zum Besten der größten Stadt unseres Landes zu wirken – im Schulterschluss mit der Ratsfraktion unter der Führung von Bernd Petelkau. Diese Stadt mit all ihren Herausforderungen braucht eine CDU als Problemlöser-Partei."
In der Landtagsfraktion hieß es, eine OB-Kandidatur können nur erfolgreich sein, wenn die gesamte Partei hinter einer Bewerbung stehen. "Ein Fehlstart ist brandgefährlich", warnte ein Abgeordneter aus dem Kölner Umland. © Kölner Stadt-Anzeiger
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