Ein Hinweis vorweg: Wer sich in den klassischen Rapido-Stil verliebt hat, bekommt auch weiterhin dunkle Holzdekore mit Hochglanzflächen und Chromakzenten. Auf all das verzichtet nur das neue alternative Design namens Luceo, das hier zu sehen ist. Mattschwarze Accessoires kontrastieren mit hellen schmucklosen Flächen. Das hat man in einem Rapido noch nie gesehen. Diese Geradlinigkeit ohne Glitzer mutet skandinavisch an, wobei damit kein Mitnahme-Möbelhaus gemeint ist, sondern ein anspruchsvoll-minimalistischer Stil.
Rapido 696 F
- Grundpreis ab: 79.000 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 7,49/2,35/2,95 m
- Zul. GesamtgewichT: 3.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 4/2–4
Typisch französisch ist der Grundriss des Rapido 696 F Ultimate Line. Die Kombination von Queensbett und Längsbänken ist seit Jahren der Renner in unserem Nachbarland und findet auch hier immer mehr Freunde. Ultimate Line steht für eine erweiterte Ausstattung, die beim 696 F obligatorisch ist. Sie bringt beispielsweise eine aufwendige Vernähung der Polster mit, die zeigt, dass optische Schlichtheit nicht Sparsamkeit bedeuten muss.
Wohnen
Dass die Bezüge aus Kunstleder bestehen, erleichtert die Pflege der auch an dieser Stelle sehr hellen Einrichtung. Beim Sitzkomfort ergibt sich gegenüber Echtleder kein fühlbarer Unterschied. Ohnehin sitzt es sich angenehm auf den gut geformten Polstern. Die vordere Hälfte des 696 F ist ein echtes Wohnzimmer. Als mittige Abtrennung verstärkt die Badtür den Charakter eines kleinen Apartments ebenso wie die benachbarte Küche. Sie wendet sich nicht von der Sitzgruppe ab, sondern zeigt offen ihre Stärken, die nicht allein im schicken Schwarz-Weiß-Design bestehen.
Obwohl der Block für ein Siebeneinhalb-Meter-Mobil kompakt ausfällt, sind die Platzverhältnisse zum Kochen und Spülen nicht kleinlich. Ablagen und ein zentraler Verschluss gehören auch dazu. Nur wenn es ums Verstauen geht, kommt das Küchenmöbel, in dem auch die Heizung steckt, rasch an seine Grenzen.
Weniger harmonisch fügt sich das Hubbett in das Ensemble. Obwohl man sich bei Rapido Mühe gegeben hat, die Unterseite mit effektvoller Beleuchtung zu gestalten, unterbricht es doch die Möbellinie und drückt optisch ein wenig auf die Weite des Wohnraums.
Wird das Zusatzbett nicht dringend benötigt, verzichtet man besser auf diese Option. Wer es braucht, freut sich darüber, dass es einfach bedienbar ist und kaum in den Einstieg ragt. Durch die steile Leiter, nicht einmal 70 Zentimeter Kopffreiheit und die schmale, weiche Matratze empfinden Schläfer die Extraliege jedoch kaum als vollwertig. Ganz anders das Queensbett. So wie der 696 F im vorderen Teil mit seinem Salon auftrumpft, verwöhnt er im Heck mit einem richtigen Schlafzimmer. Das Bett ist breit, bequem und von großen Ablageflächen umgeben.
Die um 20 Zentimeter elektrisch verstellbare Höhe der Liegefläche bestimmt das Volumen der Garage darunter. Ganz hochgefahren befindet sich das Bett 95 Zentimeter über dem Boden. Dank seitlicher Stufen klappt es dennoch mit dem Zugang, und der Spielraum drum herum stimmt auch. Perfekt wird die Bewegungsfreiheit mit tieferer Position und tagsüber zurückgeschobener Matratze, wobei sich das Kopfteil leicht erhebt. Der Rapido verstärkt die Heimeligkeit des Schlafraums durch konkav geformte Schiebetüren, die Bett- und Waschbereich trennen.
Sanitärraum
Davon profitiert ebenso das Bad. Durch die solide Abschottung zu Bug und Heck wirkt es nicht wie ein Durchgangszimmer. Neuer Schick hat auch hier Einzug gehalten, doch wichtiger erscheint die gute Ergonomie von Waschtisch und WC. Es gibt ausreichend Abstellflächen, Handtuch- und Becherhalter, einen geräumigen Spiegelschrank sowie ein Fach unter dem Waschbecken. Nur der Klopapierhalter sollte griffgünstiger liegen.
In der ausreichend großen Dusche lassen sich dank abklappbarer Stange auch Handtücher oder Kleidung trocknen. Während der Frischwasservorrat von 120 Litern zur Badauslegung passt, könnte der 90-Liter-Abwassertank ruhig etwas größer sein. Eine weitere Auffälligkeit bei der Bordtechnik – im positiven Sinne – ist die Heizung. Die Combi 6 EH kann auch elektrisch betrieben werden und verteilt die Wärme an der Sitzgruppe sogar zentral über den Tischfuß. Für den Wintereinsatz ist außerdem der Abwassertank beheizbar. Als kleine Überraschung in dieser Fahrzeugklasse bringt die Ultimate-Line-Ausstattung zudem ein Staubsaugersystem mit.
Der Praxisnutzen hält sich aber in Grenzen. Zwar versteckt sich das eigentliche Gerät platzsparend unter dem Kühlschrank. Dennoch sind Schlauch und Teleskoprohr nötig, die – wo auch immer – mindestens so viel Platz wegnehmen wie ein Akku-Handstaubsauger. Weil sich der Schlauch beim Saubermachen über den Boden wälzt und dabei Staub und Fusseln anzieht, muss er vor dem Verstauen selbst gereinigt werden.
Stauraum
Mit dem Stauraumangebot kommen zwei Reisende insgesamt zurecht, wobei die Entwickler den Schwerpunkt mehr auf den offenen Raumeindruck als auf Fächermaximierung gelegt haben. Das zeigen etwa die schlanken Kleiderschränke an den Bettseiten. Wo es weniger ins Auge fällt, wurde der Platz aber gut genutzt, etwa mit der Schublade unter dem Bett oder dem Schuhfach am Einstieg. Als einziger Außenstauraum erreicht die Garage bei oberster Bettposition eine Höhe von 1,07 Metern. Kein Spitzenwert, aber eine gute Leistung für ein Queensbett-Modell.
Ein Garagenzugang von beiden Seiten gehört dazu, wie auch sonst der Aufbau kaum Wünsche offen lässt. Rahmenfenster, eine breite Dachkantenabdeckung und sauber verarbeitete GfK-Oberflächen zählen zu den Tugenden der Marke. Als praktisch im Alltag erweist sich der tief abgesenkte Einstieg, der ohne Zusatzstufe auskommt. Fehlt nur noch die Insektenschutztür, die aber Teil des nahezu obligatorischen Select-Pakets für 1.990 Euro ist.
Rund ums Chassis lässt sich dagegen noch einiges in Sonderausstattungen investieren. Serienmäßig baut der 696 F auf den Peugeot Boxer mit 140 PS. Keine schlechte Wahl, doch wer wie im Testwagen die besonders harmonische Kombination des Fiat-Motors mit der Neungang-Automatik ausprobiert hat, will sie kaum noch missen. Zusammen mit dem Aufpreis für das Ducato-Chassis kostet das 4.960 Euro.
Das Maxi-Fahrgestell für 1.980 Euro erscheint bei einem 7,49 Meter langen Reisemobil, das mit Hubbett auf vier Personen ausgelegt ist, ebenfalls angemessen. Will man nun noch die Segnungen der automobilen Neuzeit in Form von LED-Licht und Assistenzsystemen mitnehmen, legt man noch ein paar tausend Euro obendrauf.

Daten und Preise
- Aufbau: Sandwich-Aufbau, PU- und Holzverstärkungen, außen rundum GfK, innen Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 2 Panorama-Dachfenster, 3 Dachhauben.
- Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Sitzbänke mit 2 Dreipunktgurten, Hubbett 1,88 x 1,1–1,24 m, Heckbett 1,9 x 1,55 m, Sanitärraum mit Kassettentoilette und separater Dusche, Küche mit Zweiflammkocher und Absorberkühlschrank 145 L.
- Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6 EH, Frischwassertank 120 L, Abwassertank 90 L, Bordbatterie Blei-Säure-Typ 100 Ah, Gasflaschen 2 x 11 kg.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 140 Multijet, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2184 cm3, Leistung 103 kW/140 PS, Neungang-Automatik (Serie: Peugeot Boxer Blue HDI 140, Hubraum 2179 cm3, Leistung 103 kW/ 140 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe).
- Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 7,49 x 2,35 x 2,95 m, Radstand 4035 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3.500 kg.
- Preise: Grundpreis 79.000 Euro, Select-Paket 1.990 Euro (inkl. Radio, Rückfahrkamera, drehbare Fahrerhaussitze mit Armlehnen, beheizbare Außenspiegel, Fahrerhaus-Faltverdunkelung, Aufbautür mit Fenster und Insektenschutz, Gasflaschen-Umschaltanlage), 90-Ah-Lithium-Bordbatterie 1.480 Euro, Audio-Paket mit Subwoofer und Wohnraum- und Schlafzimmerlautsprechern 550 Euro, 230-V-Bodenheizung 680 Euro, Lederpolsterung 2.630 Euro, Backofen mit Grillfunktion 950 Euro, Dreiflammkocher 60 Euro, Außendusche 210 Euro.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
- Betten: 3,5 Punkte
- Sitzgruppe: 4 Punkte
- Küche: 3 Punkte
- Sanitärraum: 4 Punkte
- Möbelbau: 3 Punkte

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.