Die neue Beliebtheitsstudie zur Fußball Bundesliga ist da: Sie analysiert, welcher Verein ist am beliebtesten und weshalb - aber aus Sicht der Fans. Geht es darum, wie ernst die Fans vom Verein genommen werden, scheint Borussia Mönchengladbach fast alles richtig zu machen - oder zumindest besser als beispielsweise der FC Schalke 04.

Eine Kolumne
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Seit 2015 veröffentlicht Professor Alfons Madeja beim SLC Management jährlich eine Studie über die Beliebtheit der Bundesliga-Klubs im eigenen Fanlager. 17 Kriterien umfasst die Befragung von 30.000 Fans.

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Das Gesamtergebnis überrascht weniger: Deutschlandweit vereinen Bayern München und Borussia Dortmund die meisten Sympathien auf sich und der VfL Wolfsburg und Hannover 96 die wenigsten. Bei der Bewertung schlägt Tradition ebenso durch wie eine sportliche Krise, die Unzufriedenheit stiftet.

Schalke 04 nur auf Platz 10

Richtig interessant wird es in einer Kategorie, die hierzulande als Grundproblem erkannt worden ist: ob man sich mit seinem Fansein "ernst genommen fühlt". Dieses Kriterium gibt Aufschluss darüber, inwieweit eine Fan- und Kundenbindung erfolgt.

Kümmern sich die Klubverantwortlichen um die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Fans, so stärkt dies das Miteinander und die Loyalität gegenüber dem Klub und hat Einfluss auf die Beliebtheit. Nicht immer entspricht das Wunschdenken der Realität.

Schalke 04 beispielsweise stellte sich gerne als der Verein dar, der zwar keine Meisterschaften gewinnt, aber die Herzen erobert. Das Madeja-Team fand jedoch heraus, dass Schalke im Bundesliga-Vergleich nur auf Platz zehn liegt - hinter Vereinen wie TSG Hoffenheim und RB Leipzig.

Weil die Einschätzung im eigenen Anhang erfolgt, muss man das Ergebnis ernstnehmen. Die Königsblauen rutschten während eines Jahres um vier Ränge nach unten. Die Größe des Klubs ersetzt nicht das emotionale Moment beim Fan.

Mönchengladbach setzt sich an die Spitze

Von Borussia Mönchengladbach wird gerne eine Unzufriedenheit von den Arena-Rängen kolportiert. Bei einem Wert von 90,2 Prozent dürfen die Klubverantwortlichen jedoch von sich behaupten, dass ihre Fanbeziehung als positiv gewertet wird. Kein anderer Verein hat einen besseren Wert.

Obwohl Vizemeister geworden, kann es dagegen mit "Echte Liebe" bei Borussia Dortmund nicht weit her sein: nur Platz sechs. Hier hilft es wenig, dass der BVB an anderer Stelle Bestwerte für Stadionkapazität und TV-Quote erhält.

Werder Bremen macht gute Fanarbeit vor

An der Spitze des Rankings fällt RB Leipzig nach Platz 1 im Vorjahr um drei Ränge. Bemerkenswert ist die Steigerung von Werder Bremen. Nachdem der Klub bereits im Vorjahr um vier Plätze nach oben kletterte, gewann der Verein nun vier weitere Plätze hinzu und stieg somit innerhalb von zwei Jahren von Rang 15 auf Rang 7.

Dies spricht für eine nachhaltige und bedürfnisorientierte Fanarbeit an der Weser. Und ist offenbar eine schöne Belohnung, dass ein sportlicher Aufwärtstrend auch Sympathien weckt.

"Bei einem Großteil der Bundesligaklubs fühlen sich die Fans grundsätzlich ernst genommen, wobei die Spannweite der Prozentwerte wie schon in den Vorjahren groß ist", sagt die Beliebtheitsstudie zu diesem einen Kriterium.

Womöglich liegt hier ein Kernproblem, wie man es auch in der Politik vorfindet. Nur wenn der Bundesliga-Anhänger nicht nur als potenzieller Umsatzbringer verstanden wird (was er als Stadionbesucher oder Trikotkäufer ist), wird ein Klub seiner eigenen DNA gerecht: als Vereinigung.

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