Christoph Freund ist als Sportdirektor des FC Bayern München der Ansprechpartner für vielerlei Bereiche. Doch wie genau sieht sein Arbeitsalltag überhaupt aus? In einem Podcast hat er dies ausführlich erklärt.
Als Sportdirektor des FC Bayern München ist
"Es ist sehr abwechslungsreich und sehr umfangreich. Kein Tag ist wie der andere. Auch die Aufgabengebiete sind sehr abwechslungsreich", sagt Freund. Dies beinhalte "Kaderplanung, Austausch mit dem Staff, mit der medizinischen Abteilung, mit dem Trainerteam, mit den Spielern, mit dem Campus. Es gibt viele verschiedene Aufgabengebiete. Das wird nie langweilig."
Normale Arbeitstage: viele Mails, viel telefonieren
Die normalen Arbeitstage, an denen kein Spieltag ist, lassen sich nicht komplett durchplanen. "Ich versuche immer zwei, drei Termine am Tag fix zu machen, aber immer wieder zwischendurch eine gewisse Zeit freizuschaufeln, um für die kurzfristigen Themen und Gespräche oder für die Kollegen bereitzustehen. Es ist ganz wichtig, dass auch die Mitarbeiter merken, man ist für sie da – dass man einfach präsent ist", erklärt Freund.
Zudem sei es eine ständige Aufgabe "Mails abzuarbeiten. Das ist das normale Programm, für das zweieinhalb bis drei Stunden am Tag draufgehen." Das Handy ist oftmals sein wichtigstes Arbeitsmittel. "Daran verbringt man viel Zeit, teilweise zu viel Zeit", gibt er zu. "Man telefoniert sehr viel."
Max Eberl bezeichnet Freund als "kleinen Geist"
Dabei hat Freund die Angewohnheit, wenig zu sitzen und stattdessen lieber auf den Beinen zu sein. "Wenn ich Dinge im Kopf habe oder auch telefoniere, gehe ich gerne herum, teilweise auch um die (Trainings-)Plätze", sagt er. "Ich stehe auch im Büro und habe dort einen Stehtisch... Zu 98 Prozent stehe ich. Das ist mir beim Arbeiten und Telefonieren lieber."
Sportvorstand
Trainingseinheiten verfolgen, Spielern Feedback geben
Freund ist immer nahe an der Mannschaft, übernachtet zum Beispiel im gleichen Hotel wie die Spieler, fährt im Mannschaftsbus zum Stadion und sitzt während der Spiele auf der Trainerbank. Zudem versucht er, unter der Woche einige Trainingseinheiten zu verfolgen. Worauf er dabei achtet?
"Ich will einfach Sachen mit aufnehmen. Wie ist die Stimmung? Wie reagieren die Jungs, wenn die Trainer Anweisungen geben? Wie reagieren sie, wenn einmal etwas nicht so klappt? Einfach die Energie aufsaugen. Da kann man viel mitnehmen", erklärt Freund, der auch einen Blick auf die Einzelspieler hat.
"Wenn zum Beispiel jemand eine schwierige Situation hat, weil er nicht so viel spielt: Wie ist er dann im Training? Wie reagiert er auf Situationen?" Gibt der Spieler im Training alles, könne man "Feedback geben und auch mal loben, dass man sehr, sehr happy ist, wie er mit der Situation umgeht."
Hängt ein Spieler durch, könne Freund zum Beispiel in die Wege leiten, "dass der Co-Trainer vielleicht mal mit dem Spieler spricht. Man hat einfach einen etwas anderen Blickwinkel, wenn man von außen draufschaut und trotzdem weiß, was in der Mannschaft vorgeht."
Über die wichtigen sportlichen Themen tauscht sich Freund tagtäglich mit Cheftrainer Vincent Kompany aus. "Es macht viel Spaß, mit Vinni über Fußball zu sprechen, über Spieler zu sprechen, aber auch über allgemeine Dinge", sagt Freund. "Er ist ein sehr, sehr intelligenter Mensch, der sehr ehrgeizig ist, der aber auch sehr offen ist. Ich habe nicht viele Cheftrainer erlebt, die so viel kommunizieren und sich so viele Gedanken machen. Er ist extrem fleißig und lösungsorientiert."
Kaderplanung gemeinsam mit Eberl und Scouts
Bei der Kaderplanung bespricht sich Freund nicht nur mit dem Trainer, sondern auch mit Max Eberl und der Scouting-Abteilung. Dabei gelte es, folgende Fragen zu beantworten: "Wo wollen wir hin? Wie soll der Kader in sechs Monaten, in zwölf Monaten, aber auch in 18 und 24 Monaten ausschauen?" Es gäbe "immer wieder verschiedene Ansätze, was die Mannschaft besser machen könnte."
Um die Kaderplanung zu realisieren, sind Transfers zu tätigen und Verträge zu verlängern. Letzteres ist aktuell zum Beispiel bei Spielern wie Jamal Musiala oder Alphonso Davies ein Thema. Der direkte Ansprechpartner für Vertragsverlängerungen ist zwar der Spielerberater. Allerdings sucht Freund auch mit den Spielern selbst den Austausch.
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Freund legt Wert auf das "Zwischenmenschliche neben dem Platz"
"Die Spieler spüren, wenn man viel Zeit mit ihnen verbringt, wie wichtig sie sind. Dieses Zwischenmenschliche neben dem Platz, welche Rolle sie zukünftig einnehmen können... Ich glaube, es gibt diese zwei Aspekte: Es gibt die Vertragsgespräche und die Zahlen, die natürlich dazugehören, aber es gibt auch das Menschliche und vor allem die Vision."
Bei Letzterem gehe es darum: "Was hat der Verein mit dem Jungen vor? Was ist seine Rolle in Zukunft? Wie wird er von den handelnden Personen gesehen – von der sportlichen Führung, vom Trainer? Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Aspekt." Daher finden regelmäßig Gespräche mit dem Spieler statt – manchmal zwischendurch, manchmal aber auch sehr ausführlich.
Strömungen erkennen, Menschen zusammenbringen
Allerdings ist Freund als Sportdirektor auch für andere Abteilungen zuständig. "Ich will viel mitbekommen. Wir haben natürlich unsere Spezialisten. Ob das die Medizin ist, die Athletik, die Trainer, der Physiobereich oder unser Analyseteam", sagt Freund, der den verschiedenen Fachbereichen gerne mit Rat und Tat zur Seite steht. "Ich sehe mich eigentlich als Unterstützer, als Dienstleister."
Es gehe auch darum, "zwischen den einzelnen Abteilungen Strömungen aufzunehmen und Dinge zusammenzuführen. Das ist ganz wichtig, weil jeder ist in seinem Tätigkeitsbereich immer sehr tief drinnen. Wie schnell bekomme ich den Spieler wieder fit? Was sind die taktischen Vorgaben für das nächste Spiel? Wie spielt der kommende Gegner? Wenn man spürt, man kann irgendwo unterstützen oder Menschen zusammenbringen, so sehe ich dort meinen Aufgabenbereich. Dafür ist es wichtig, dass man immer wieder vor Ort ist und viel mitbekommt."
Da passt es gut, dass Freund ohnehin ungerne länger sitzen bleibt.
Verwendete Quellen


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