Bei einem Jugendspiel attackieren Hooligans des FC Erzgebirge Aue mitgereiste Fans aus Zwickau. Ein 15-Jähriger muss ins Krankenhaus, die Gastgeber versprechen Aufklärung.
Gewalt-Exzess beim Meisterschaftsspiel der B-Junioren zwischen Erzgebirge Aue und dem FSV Zwickau: Am Samstagmittag haben mehrere maskierte Hooligans, die dem Fanlager der Auer angehören, den Gästebereich gestürmt und dabei unbeteiligte Anhänger des FSV attackiert. Die erwachsenen Männer, die deutlich in der Überzahl waren, gingen dabei auf Jugendliche los und verletzten mehrere von ihnen.
Wie die Polizei Sachsen berichtet, handelte es sich um mindestens 30 Angreifer, die schwarze und lilafarbene Sturmmasken trugen. Videos auf Social Media zeigen, wie die Hooligans über den Zaun klettern, ein bemaltes Laken am Zaun abreißen und dann die Fans von Zwickau angreifen.
15-Jähriger nach Hooligan-Attacke im Krankenhaus
Laut Polizei wurden drei Jugendliche – alle 15 Jahre alt – sowie ein 19-Jähriger verletzt. Einer der 15-Jährigen musste aufgrund seiner Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Nach dem Vorfall flüchteten die Männer in den nahegelegenen Wald, die Einsatzkräfte konnten im Anschluss nur noch sechs Personen im Auer Fanbereich kontrollieren. Gegen einen von ihnen, einen 27-Jährigen, gab es einen begründeten Verdacht, an der Schlägerei beteiligt gewesen zu sein. Er wurde vorläufig festgenommen. Gegen die anderen fünf Personen konnte der Tatverdacht nicht erhärtet werden, die Polizei entließ sie nach der Feststellung ihrer Personalien wieder.
Der Schiedsrichter brach die Partie, bei der insgesamt circa 130 Zuschauer vor Ort waren, nach dem Vorfall in der zwölften Minute ab – zu diesem Zeitpunkt stand es 1:0 für die U16 von Aue. Es war ein Spiel mit hoher Brisanz: In der Landesligapartie ging es um die Tabellenführung, der Aue-Nachwuchs hatte durch einen Sieg die Chance, an die Tabellenspitze zu klettern.
Aue spricht von "Schande am Spiegelwald"
Der gastgebende FC Erzgebirge hat sich für die Vorkommnisse entschuldigt und verurteilt die Übergriffe "ungeachtet der vorausgegangenen Provokationen" aufs Schärfste, wie es in einer Mitteilung heißt, die noch am Samstag veröffentlicht wurde. Der Klub wünsche den Betroffenen schnelle Genesung. Einen Tag später veröffentlichte Aue ein weiteres Statement, in dem die vollständige Aufarbeitung des gewalttätigen Vorfalls angekündigt wurde.
Der Klub, der selbst von der "Schande am Spiegelwald" spricht, sei mit Polizei, Sicherheitskräften und dem Sächsischen Fußball-Verband im Austausch. Der Verein kündigte harte Strafen gegen die vermummten Schläger an. Nach Ermittlung der Täter werde man die vorhandenen Rechtsmittel vollständig ausschöpfen – vom Haus- und Stadionverbot bis zum Vereinsausschluss.
"Da am Sonnabend mehrere rote Linien überschritten worden sind, gibt es keinerlei Zögern bei der Sanktionierung", heißt es im Statement. Die Werte des Vereins wurden "ad absurdum geführt und das Ansehen des Vereins überregional erheblich beschädigt".
Zwickau reagiert fassungslos auf Gewalt-Exzess
Auch der FSV Zwickau veröffentlichte eine Mitteilung – und reagierte fassungslos: Der Verein verurteile den Vorfall umso mehr, da es sich bei den Opfern nicht um "Gleichgesinnte", also gewaltbereite Hooligans, handelte, "sondern um junge Menschen und Mitschüler, Freunde und Freundinnen der Spieler des FSV im Alter ab 14 Jahren", wie es im Statement heißt.
Aufgrund der Tabellensituation hätten die Verantwortlichen des FSV den Gastgeber bereits im Vorfeld über die Brisanz des Spiels und mögliche Gefahren informiert. "Ebenso wurde im Vorfeld mitgeteilt, dass sich etwa 20 Personen aus dem Freundeskreis der FSV-Spieler auf den Weg zum Spiel machen werden. Dass die Vorfälle dennoch nicht verhindert werden konnten, lag auf keinen Fall an einer schlechten Kommunikation oder Vorbereitung des Spiels unsererseits."
Den Aue-Verantwortlichen zufolge habe der Verein nach vorheriger Absprache deutlich mehr Sicherheitspersonal als bei Nachwuchsspielen üblich eingesetzt. Verhindert werden konnte der Gewalt-Exzess dadurch allerdings nicht.
Die Polizei, die mit rund 40 Beamten im Einsatz war, ermittelt jetzt wegen Landfriedensbruch. (ms)
Verwendete Quellen
- polizei.sachsen.de: Gewaltsame Übergriffe bei Junioren-Fußballspiel
- fc-erzgebirge.de: Spielabbruch nach tätlichem Angriff
- fc-erzgebirge.de: Gremien und Geschäftsführung im Austausch mit Polizei und SFV
- Stellungnahme des FSV Zwickau auf Instagram