Die Suspendierung von Cristiano Ronaldo bei Manchester United wirft einen Schatten auf die einzigartige Karriere des ehemaligen Weltfußballers. Man wünscht ihm nur eines: einen Abgang in Würde.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Jahrelang verstand ich nicht, dass Karl-Heinz Rummenigge seine große Stürmerkarriere bei Servette Genf ausklingen ließ. In Genf! Schon damals: sportliche Provinz. Weil er 34 Tore in 60 Spielen erzielte, dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn: Wer spielt und trifft, sollte weiter auf höchstem Niveau kicken. Erst später lernte ich den einen Fachbegriff: "abtrainieren". Was wohl heißen sollte: Fuß vom Gas und langsam in die Garage rollen. Rummenigge trat 1989 nach zwei Jahren Genf ab. Mit 33.

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Cristiano Ronaldo, inzwischen 37, bekommt den geordneten würdevollen Rückzug nicht hin. Er sitzt bei Manchester United schmollend auf der Bank, und weil ihn Trainer Erik ten Hag im Spitzenspiel gegen Tottenham Hotspur nicht rechtzeitig einwechselte, verließ er vorzeitig und ebenso schmollend den Wartebereich hinter der Coaching Zone und ließ sein Team alleine. ManU hatte keine Wahl: Gestern wurde CR7 suspendiert und wird den Machtkampf mit seinem Trainer verlieren.

Cristiano Ronaldo gibt ein trauriges Bild ab. Die England-Legende Gary Lineker nannte sein Verhalten "armselig", was in Fußballerkreisen zur Höchststrafe gehört. Aber Lineker hat schon recht: So armselig darf das Idol ganzer Teenager-Generationen nicht abtreten. Wie will er das seinen 480 Millionen Instagram-Followern erklären? Jede Entschuldigung, die er jetzt unters Volk bringt, weht wie ein laues Lüftchen durchs Netz. Jeder weiß es, keiner sagt es: Seine Zeit ist vorbei.

Es ist ja unbestritten, dass er einer der größten Kicker des Planeten war. Die Triumphe und Rekorde in der Champions League wird man ihm so wenig nehmen können wie seine Auszeichnungen als Weltfußballer. Das macht die Sache ja so schlimm: Er hat den richtigen Moment zum Rücktritt verpasst, weil Ehrgeiz und Leistungsvermögen vielleicht doch auseinander klaffen. Im Sommer noch bot ihn sein Berater wie Ausschussware an; kein Top-Klub nahm ihn.

Dann lieber in die USA, wie es einst David Beckham tat, und Pionierarbeit leisten, um die Karriere nach der Karriere vorzubereiten. Dabei den Körper an ein Leben in Zeitlupe und Sanftmut gewöhnen, bevor Schlagzeilen die Charaktertauglichkeit hinterfragen und Kolumnen wie diese hier besserwisserisch Vorschläge zur Lebensplanung unterbreiten. Wir alle hatten eine wunderbare Zeit mit Cristiano Ronaldo. Aber irgendwann muss Schluss sein. Man wünscht ihm einen Abgang in Würde.

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Pit Gottschalk, ist Journalist, Buchautor und Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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Nach Abgang: Ronaldo aus United-Kader gestrichen

Konsequenzen für CR7: Nach seinem frühzeitigen Abgang ist Superstar Cristiano Ronaldo aus dem Kader von Manchester United für das Duell am kommenden Samstag beim FC Chelsea gestrichen worden. Dies gab der englische Topklub am Donnerstagabend in einem Statement bekannt. "Der Rest der Mannschaft konzentriert sich voll und ganz auf die Vorbereitung auf dieses Spiel", hieß es weiter.