Dass unsere Nationalmannschaft unentschieden spielt, wenn sie eigentlich gewinnen müsste, ist im Kalenderjahr 2020 nichts Neues - bleibt aber alarmierend. Nach drei vergeigten Führungen gegen die Türkei redet Bundestrainer Joachim Löw die Situation nicht schön.

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Machen wir’s kurz: Deutschland gewinnt schon wieder nicht. Das 3:3 gegen die Türkei ist zwar keine Blamage, immerhin spielte die Nationalmannschaft mit dem zweiten Anzug. Aber auffällig ist es schon: Die Löw-Truppe bringt keine Führung mehr über die Runden und vergeigt den verdienten Lohn in letzter Minute. So geht das neuerdings öfter. Schönspielen reicht nicht.

Man tut sich schwer, einzelnen Spielern deswegen einen Vorwurf zu machen. Freiwillig verschenkt niemand einen Sieg. Ein Alarmsignal ist der Trend jedoch allemal. Wie bei den zwei 1:1-Unentschieden gegen Spanien und Schweiz fehlt ein Charakterzug, den man in Deutschland etwas verächtlich "Siegermentalität" nennt.

Reservisten verpassen Chance

Darunter versteht man den Willen, ein Spiel mit aller Macht für sich zu entscheiden. Das klingt zunächst martialischer, als es ist. Aber in guten Teams zeigen sich die letzten Prozentpunkte, die man zu Siegen braucht, auch in scheinbar unwichtigen Spielen wie jetzt gegen die Türkei. Die Reservisten hätten zeigen können, was in ihnen steckt. Das taten sie nicht.

Bundestrainer Joachim Löw äußerte anschließend am RTL-Mikrofon seine Unzufriedenheit, was angemessen war, und verriet unüberhörbar, dass er nicht gewillt ist, das offensichtliche Problem kleinzureden. Allein diese Erkenntnis sollte ermutigend sein: Ein Problem ist erkannt. Acht Monate bleiben ihm bis zur EM ja, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

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